Eine Perle des Barock, deren Glanz seit 1775 nicht verblasst
Mitten in den malerischen Wäldern von Carlsruhe, der ehemaligen Sommerresidenz der Fürsten von Oels, erhebt sich eine außergewöhnliche Kirche – die Sophienkirche. Sie ist eines der schönsten und wertvollsten Denkmäler des Spätbarocks und Rokokos in Polen und zugleich die einzige aktive evangelische Kirche im Powiat Namysłów. Ihre Geschichte erzählt von Entschlossenheit, königlichen Privilegien und außergewöhnlicher architektonischer Kunstfertigkeit.
Von der Schlosskapelle zur prächtigen Kirche

Die Evangelischen, die im 18. Jahrhundert die Mehrheit der Einwohner von Carlsruhe stellten, hatten lange Zeit keine eigene Kirche. Anfangs mussten sie viele Kilometer zurücklegen, um an Gottesdiensten in Mangschütz (Mąkoszyce) und später in Miodary teilzunehmen. Im Sommer fanden die Gottesdienste in der Schlosskapelle statt, im Winter wanderten sie wieder zur entfernten Gemeinde.
Die Tätigkeit der evangelischen Gemeinde in Carlsruhe begann erst 1756, und der wirkliche Durchbruch gelang durch das Engagement der Fürstin Maria Sophie zu Solms-Laubach, Ehefrau von Herzog Karl Christian Erdmann von Württemberg-Oels. Sie setzte sich für den Bau einer Kirche vor Ort ein. 1764 begann der Herzog die Umsetzung ihres Plans, und am 19. Juli desselben Jahres erteilte König Friedrich II. die Konzession zum Bau der ersten evangelischen Kirche in Oberschlesien.
Für den Bau musste ein Waldstück gerodet werden. Zwischenzeitlich wurde eines der „Junggesellenhäuser“ als provisorische Kirche genutzt, die am 21. April 1765 geweiht wurde. Am 15. Mai, dem Namenstag der Fürstin Sophie, wurde der Grundstein für die zukünftige Kirche gelegt, begleitet von Gottesdiensten in polnischer und deutscher Sprache.
Zehn Jahre Arbeit und ein außergewöhnliches Ergebnis

Der Bau, der nach dem Entwurf des herzoglichen Architekten Georg Wilhelm Schirrmeister durchgeführt wurde, dauerte mit Unterbrechungen aufgrund finanzieller Schwierigkeiten nach dem Siebenjährigen Krieg und der kostspieligen Hochzeit der Tochter des Herzogs zehn Jahre. Die Außenarbeiten wurden 1773 abgeschlossen, und die feierliche Einweihung fand am 8. August 1775 statt. Begleitet wurde sie von einem zweisprachigen Gottesdienst, einem Fest im Schloss und einem spektakulären Feuerwerk über dem Sophie-Teich.
Die Kirche hat trotz der Zeit ihren einzigartigen Charme bewahrt. Ihre einzigartige Architektur, das reiche Interieur und die Geschichte, die mit dem Schicksal der Fürstenfamilie verbunden ist, machen die Sophienkirche nicht nur zu einem Ort des Gebets, sondern auch zu einem echten kulturellen Juwel der Region.“
Die Sophienkirche ist eine harmonische Verbindung einer klassizistischen Fassade mit dem Rokoko-Pomp des Innenraums. Sie hat einen ovalen Grundriss (21,5 × 12,2 m) mit vier quadratischen Anbauten, zu denen separate Eingänge führen. Es ist das einzige Gebäude in Europa mit einer so originellen Konstruktion des Dachstuhls.
Der Turm mit einer Uhr und einer kupfernen Kuppel diente als Eingang für die Fürstenfamilie und führte zu einer verglasten Loggia. Im östlichen Anbau befindet sich die Sakristei mit Porträts der Fürsten und Geistlichen, darüber liegt eine Bibliothek mit nach einem Schlossbrand geretteten Büchern. Im westlichen Anbau – dem heutigen Haupteingang – sind die Treppen zur historischen Orgel untergebracht.
Unter den Anbauten ruhen Mitglieder der Fürstenfamilie – darunter der Stifter der Kirche, Herzog Karl Christian, seine Frau und Kinder.
Rokoko-Innenraum voller Licht
Das Kircheninnere beeindruckt durch die Harmonie von Weiß, vergoldeten Rokoko-Details und Polychromien in Grün- und Rottönen. Die zweigeschossigen Balkone mit der Fürstenloge wurden früher von einem geschnitzten schlesischen Adler und dem Wappen des Herzogs mit dem Orden vom Weißen Adler geschmückt.
Im Mittelpunkt steht der Kanzelaltar mit vier Gemälden – das letzte Abendmahl und die Verklärung Christi von Beuthes sowie die Auferstehung und Himmelfahrt von Ernst. Daneben befindet sich ein restauriertes Taufbecken.
Ein besonderer Schatz sind die Orgeln von 1774, ein Werk des Meisters Christian Siegmund Puchert aus Oels, die mehrfach umgebaut und restauriert wurden und bis heute bei Gottesdiensten und Konzerten erklingen.
Stolz der lokalen Gemeinschaft

Die Sophienkirche war über Jahrhunderte das Zentrum des religiösen Lebens der Evangelischen in Carlsruhe. Die Zahl der Gläubigen schwankte – von 645 im Jahr 1792 bis auf heute nur noch 94 – doch die Bedeutung der Kirche bleibt enorm. Seit 2011 ist Pfarrer Eneasz Kowalski Gemeindepfarrer, unterstützt seit 2022 von seiner Frau Katarzyna, Presbyterin der Evangelisch-Augsburgischen Kirche.
Die Kirche hat trotz der Zeit ihren einzigartigen Charme bewahrt. Ihre einzigartige Architektur, das reiche Interieur und die Geschichte, die mit dem Schicksal der Fürstenfamilie verbunden ist, machen die Sophienkirche nicht nur zu einem Ort des Gebets, sondern auch zu einem echten kulturellen Juwel der Region.
Einladung zum Besuch
Zum Jubiläum des 250-jährigen Bestehens kann man am Samstag, dem 9. August, ab morgens das Innere der Sophienkirche besichtigen und um 13 Uhr den Aussichtsturm besteigen. Am Abend um 18 Uhr findet ein Konzert der Gruppe CME statt. Der Höhepunkt der Feierlichkeiten ist am Sonntag, dem 10. August: um 10 Uhr findet der feierliche Jubiläumsgottesdienst mit Beteiligung von Bischof Jerzy Samiec, Bischof der Diözese Katowice Marian Niemiec und Pfarrer Wojciech Pracki statt. Nach dem Gottesdienst können die Teilnehmer an einem Gemeindepicknick mit Speisen, Musik und Attraktionen für die ganze Familie teilnehmen. Um 15 Uhr erklingt ein weiteres Konzert des Chores Gloria aus Szczawno-Zdrój, das den Abschluss der Feierlichkeiten bildet.
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