Man sagt, dass bislang mehr Menschen ihren Fuß auf den Mond gesetzt haben, als in die Tiefen des Marianengrabens vorgedrungen zu sein. Jacques Piccard und Don Walsh erreichten 1960 im Bathyskaph „Trieste“, einem Spezial-Tiefsee-U-Boot, den Grund des Challengertiefs in dieser tiefsten Meeressenke der Erde. Im Hydropolis zu Breslau kann man dies nachempfinden.
Das Hydropolis in Breslau – ein Abenteuer-Museum rund um das Thema Wasser – präsentiert einen originalgetreuen Nachbau der „Trieste“. In diesen Bathyskaph, also in das U-Boot, kann man sich hineinsetzen und nachempfinden, was ein Mensch in 11 km Tiefe spürt.
Das Hydropolis am Breslauer Weidendamm (na Grobli) befindet sich auf dem Gelände des 150 Jahre alten Städtischen Wasser- und Abwasserwerks, das bis heute zusammen mit dem Wasserwerk Althofnass (Mokry Dwór) in der Gemeinde Tschechnitz (Siechnice), die schlesische Metropole und ihre Umgebung mit Trinkwasser aus der Ohle (Oława) und der Glatzer Neiße (Nysa Kłodzka) versorgt. Neben der Geschichte des Wasserwerks am Weidendamm kann man im Hydropolis auch über die Herkunft des Wassers auf der Erde, die Evolution des Lebens im Wasser vor etwa 3,3 Milliarden Jahren oder die Rolle des Wassers in Kultur und Religionen erfahren. Darüber informieren Lesetafeln und Audioeinspielungen in Polnisch und Englisch. Aber vieles wird intuitiv präsentiert, sodass auch Kinder oder „Anderssprachige“ an der Ausstellung Freude haben können.
Mechanikus Klingert
Erfindern, Wissenschaftlern und Ingenieuren aus dem alten Ägypten, der Antike wie der Neuzeit, ist ein separater Bereich gewidmet. Dort ist u. a. ein längerer Tafeltext zum Mechanikus und Erfinder Karl Klingert zu finden. 1760 in Herrnprotsch (Pracze Odrzańskie), heute ein Ortsteil von Breslau, geboren, erfand er viel Nützliches wie die erste elektrische Uhr (1815), eine Handprothese, Rollstühle oder ein Thermometer und einen Kompass für Blinde. Doch seinen Platz im Hydropolis bekam er wegen seiner bekanntesten Erfindung, der „Tauchermaschine“. Die Brauchbarkeit dieser Erfindung wurde unter Beweis gestellt, indem ein mit Klingerts Taucheranzug ausgerüsteter Taucher einen Baumstamm in der Tiefe der Oder durchsägte.
Das 150 Jahre alte Städtische Wasserwerk am Weidendamm versorgt, zusammen mit Althofnass bei Tschechnitz, Breslau mit Trinkwasser aus der Ohle und der Glatzer Neiße.
Der Sohn eines Branntweindestillationbetreibers besuchte das Breslauer Maria-Magdalenen-Gymnasium, wo er später selbst Lehrer war. Klingert interessierte sich vor allem für chemische Physik, für Thermo- und Fluidmechanik, für die galvanische Energieerzeugung sowie für die Hydraulik und ihre Effekte. Er gehörte der „Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur“ an, die großes Ansehen genoss. Sie ersetzte die in Schlesien fehlende Akademie der Wissenschaften und Künste. Bis 1827 erschienen etwa 40 Aufsätze von Klingert in verschiedenen Schriften der Gesellschaft.
Klingert im Comic
In einer kleinen Kinomuschel des Hydropolis wird ein Zeichentrickfilm zum Leben des Erfinders gezeigt. Filmemacher Artur Wyrzykowski und Drehbuchautorin Agata Koschmieder wollten in ihrem 20-minütigen Zeichentrickfilm Klingert aus der Vergessenheit herausholen. „Wir in Warschau haben den Anfang gemacht, in der Hoffnung, dass sich Kollegen und Institutionen aus Breslau anschließen“, sagt Karina Kowalka vom Tauchmuseum Warschau, die Wyrzykowski inhaltlich beriet. Hilfe kam u. a. vom Zentrum für audiovisuelle Technologien (CeTA) in Breslau und vom Hydropolis.
Der Film zeigt Breslau zum Ende des 18. Jahrhunderts und erzählt die Geschichte des tragischen Hochwassertodes von Oskar, dem jüngeren Sohn Karl Klingerts, und seiner sechsjährigen Tochter „Bi“, die seitdem panische Angst vor Wasser hat. Karl verkriecht sich in seiner Arbeit und tüftelt verzweifelt an der Schaffung eines atmosphärischen Taucheranzugs. Sollte seine Erfindung gelingen, bekäme er genug Geld, um mit seiner Tochter ein neues Leben außerhalb Breslaus aufzubauen. Doch Bi glaubt nicht, dass ihr Bruder tot ist und fürchtet, dass Oskar sie durch einen Umzug nie wiederfinden könnte. Sie glaubt, der Taucheranzug sei ein Ungeheuer. Daher will sie die Erfindung vernichten. Erst ein Gespräch mit dem Vater hilft Bi, die neue Idee zu verstehen und über ihren Schmerz hinwegzukommen.
Karl Heinrich Klingert blieb seiner Heimatstadt jedoch zeitlebens treu. Er starb als Königlich-Preußischer Regierungs-Mechanikus im Alter von 68 Jahren.
Das Hydropolis, ul. Na Grobli 17, ist von Mo. bis Fr. von 9 Uhr bis 18 Uhr geöffnet, letzter Einlass ist um 17 Uhr. Am Wochenende öffnet das Museum um 10 Uhr und bleibt bis 20 Uhr offen, letzter Einlass ist um 19 Uhr. Informationen, auch in deutscher Sprache, und Eintrittspreise gibt es auf www. hydropolis.pl.