Deutschland = Mannschaft
Nur einmal, 1993, hat die deutsche Basketball-Nationalmannschaft EM-Gold gewonnen. Doch dieses Team von damals ist schwer mit der heutigen Auswahl zu vergleichen – eine andere Zeit, eine andere Geschichte, ein anderer Basketball.
Eines aber bleibt gleich: Sowohl damals als auch heute steht das Wort „Mannschaft“ im Mittelpunkt. In der aktuellen Auswahl gibt es kaum Superstars, die jeder Fan sofort erkennt, aber im Trikot von „Die Mannschaft“ bilden sie zusammen etwas Großes. Etwas, das ihnen eine weitere Goldmedaille bringen kann.
Einer allein reicht nicht
Das Viertelfinale gegen Slowenien war der beste Beweis für die Stärke des deutschen Kollektivs. In den Vorschauen hieß es, es werde ein Duell „Mannschaft gegen Superstar“ – Luka Dončić. „Luka Magic“ reiste mit einer Mission an und man sah es in seinem Spiel.
Nach verhaltenem Beginn drehte er in der K.-o.-Phase richtig auf. Gegen Italien erzielte er 42 Punkte und führte Slowenien fast im Alleingang ins Viertelfinale. Er beendet das Turnier als Topscorer, einer der besten Balldiebe und unter den Besten bei Rebounds und Assists. Genau gegen so einen Spieler mussten die Deutschen bestehen.

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Der Start gelang perfekt: Ein 10:2-Lauf und nach dem ersten Viertel stand es 32:21. Im zweiten Abschnitt wuchs der Vorsprung auf 13 Punkte, ehe Slowenien aufdrehte und zur Pause sogar in Führung lag.
Im dritten Viertel kam das vierte Foul von Dončić früh. Er wollte weitere Vergehen vermeiden und ließ in der Defense merklich nach. Deutschland nutzte das konsequent – kurz vor Ende traf Tristan Da Silva sogar einen Wurf von der Mittellinie und verkürzte auf minus vier.
Im Schlussviertel griff dann die deutsche Disziplin. Die Verteidigung stoppte Dončić, im Angriff punktete die ganze Mannschaft. Der MVP-Titel ging nicht an einen der Topscorer mit über 20 Punkten, sondern an Daniel Theis – seine 15 Punkte und 9 Rebounds standen sinnbildlich für den Teamgeist.
– Wir sind glücklich. Wir haben es verdient. Fast 100 Punkte gemacht – da muss man zufrieden sein, sagte Andreas Obst nach dem Spiel.
Kleine Wiederholung
Im Halbfinale wartete Finnland – ein Gegner aus der Gruppenphase, den Deutschland damals mit 30 Punkten Unterschied abgefertigt hatte. Diesmal starteten die Finnen besser und führten 14:6, doch die Deutschen übernahmen rasch die Kontrolle. Zur Pause stand es 30:26, die zweite Viertel war dann die Vorentscheidung.
Ein 16:2-Lauf, der Vorsprung wuchs auf 19 Zähler, und ab da kontrollierte Deutschland das Geschehen souverän. Finnland kämpfte, doch die Defense der Deutschen schaltete Lauri Markkanen komplett aus.
Nur Deutschland und die Türkei haben alle acht Spiele gewonnen – verdient stehen sie nun im Endspiel um Gold.
Offensiv glänzte das Führungsduo. Franz Wagner erzielte 22 Punkte, Dennis Schröder 26 und 12 Assists. Doch insgesamt punkteten fünf Spieler zweistellig. Daniel Theis lieferte ein Double-Double.
– Wir sind glücklich, aber wir wissen, warum wir hier sind. Wir wollen den Titel. Dieses Spiel hat unsere Entwicklung und unseren Charakter gezeigt, so Isaac Bonga.
Duell der Ungeschlagenen
Jetzt fehlt nur noch ein Spiel – das Traumfinale. Darin stehen die beiden ungeschlagenen Teams des Turniers: Deutschland und die Türkei.
Türkei-Star Alperen Şengün gehört zwar nicht zu den Topscorern, überzeugt aber mit Vielseitigkeit. Er steht in den Top 10 bei Rebounds und Assists. Im Halbfinale gegen Griechenland erzielte er 15 Punkte, 12 Rebounds und 6 Assists – und gab dazu Raum für einen neuen Helden: Ercan Osmani mit 28 Punkten.
Doch die Deutschen haben bereits gezeigt, dass sie Stars neutralisieren können. Sie stoppten Markkanen, sie besiegten Dončić. Unter den Körben stehen Theis, Thiemann und Da Silva bereit. Und im Rückraum glänzt das Duo Schröder/Wagner.
– Wir haben in der K.-o.-Runde einen tollen Job gemacht. Es gab Höhen und Tiefen, aber wir haben es geschafft. Ein Spiel fehlt noch – wir können es kaum erwarten! – sagt Kapitän Dennis Schröder.
Ein Team für eine Medaille? Ganz sicher. Für Gold? Ganz Deutschland hofft es.
Spielplan Deutschland
Gruppenphase:
27. August, Mittwoch
Montenegro – Deutschland 76:106 (20:24, 23:22, 12:33, 21:27)
Leaders: Wagner – 22 Pkt, Wagner – 8 Reb., Lô – 6 Ass.
29. August, Freitag
Deutschland – Schweden 105:83 (27:17, 32:25, 25:24, 21:17)
Leaders: Schröder – 23 Pkt, T. da Silva – 6 Reb., Schröder – 7 Ass.
30. August, Samstag
Litauen – Deutschland 88:107 (20:32, 27:23, 25:28, 16:24)
Leaders: Schröder – 26 Pkt, Wagner – 7 Reb., Schröder – 6 Ass.
1. September, Montag
Deutschland – Großbritannien 120:57 (32:19, 26:12, 30:9, 32:17)
Leaders: T. da Silva – 25 Pkt, Theis – 9 Reb., Wagner – 10 Ass.
3. September, Mittwoch
Finnland – Deutschland 61:91 (19:21, 17:29, 13:19, 12:22)
Leaders: Wagner – 23 Pkt, Wagner/Schröder/Thiemann – 7 Reb., Schröder – 9 Ass.
Achtelfinale:
6. September, Samstag
Deutschland – Portugal 85:58 (17:12, 14:20, 21:19, 33:7)
Leaders: T. da Silva – 25 Pkt, Theis – 9 Reb., Wagner – 10 Ass.
Viertelfinale:
10. September, Mittwoch
Deutschland – Slowenien 99:91 (21:32, 24:19, 25:23, 29:17)
Leaders: Wagner – 23 Pkt, Theis – 9 Reb., Schröder – 7 Ass.
Halbfinale:
12. September, Freitag
Deutschland – Finnland 98:86 (30:26, 31:21, 20:26, 17:13)
Leaders: Schröder – 26 Pkt, Theis – 11 Reb., Schröder – 12 Ass.
Finale:
14. September, Sonntag
Türkei – Deutschland