Książka, która łączy Bielitz-Białą

wochenblatt.pl 2 godzin temu
Zdjęcie: Lukas Giertler stellt das neu ins polnisch übersetzte Horn und Söhne vor. Foto: Andrea Polanski


Mit Lukas Giertler, dem Vorsitzenden des DFK Bielitz-Biala und Herausgeber des Buches Horn und Söhne, sprach Andrea Polanski über die Entstehung und Bedeutung der polnischen Übersetzung dieses historischen Romans.

Wie kam es zur Idee, Horn und Söhne auf Polnisch zu übersetzen, und welche Bedeutung hat das Buch für die Darstellung der Stadtgeschichte?

Vor einigen Jahren habe ich Stadtführungen in Bielitz-Biala gemacht – nicht nur für Touristen, sondern auch für die Bewohnerinnen und Bewohner. Dabei habe ich immer wieder deutsche Bücher über unsere lokale Vergangenheit vorgestellt. Viele fragten mich, ob sie diese Geschichte auch auf Polnisch lesen könnten. Das war damals leider nicht möglich. So entstand die Idee, deutsche Werke ins Polnische zu übersetzen – und als erstes sollte Horn und Söhne erscheinen. Der Roman zeigt nicht nur die Entwicklung der Stadt, sondern auch das Zusammenleben verschiedener Nationalitäten.

Lukas Giertler stellt das neu ins polnisch übersetzte “Horn und Söhne” vor.
Foto: Andrea Polanski

Wie gestaltete sich damals das Miteinander von Polen, Deutschen und Juden in Bielitz-Biala?

Das Buch bietet ein ausgesprochen realistisches und vielschichtiges Bild der damaligen Zeit. Es stellt nicht einfach nur eine friedliche Koexistenz der verschiedenen Minderheiten dar, sondern zeigt auch die Spannungen und Konflikte, die im 19. Jahrhundert durchaus vorhanden waren – was damals völlig normal und typisch für eine Stadt wie Bielitz-Biala war. Dabei verzichtet der Roman darauf, die Menschen schwarz-weiß zu zeichnen. Stattdessen porträtiert er die Charaktere differenziert und nuanciert. Innerhalb jeder Gemeinschaft – ob Deutsche, Polen oder Juden – gibt es sowohl positive als auch negative Persönlichkeiten, Menschen mit unterschiedlichen Motiven und Einstellungen. Genau diese Vielschichtigkeit und die Darstellung von Harmonie und Streit nebeneinander machen das Werk so glaubwürdig. Aus meiner Sicht gelingt es dem Roman, ein ausgewogenes und objektives Bild der Gesellschaft und des Lebens in Bielitz-Biala im 19. Jahrhundert zu vermitteln, ohne in eine einseitige oder idealisierte Darstellung zu verfallen.

Wie verändert sich die Stadt im Verlauf der Handlung? Kann man von einem Wandel nicht nur im Stadtbild, sondern auch im Denken der Bewohner sprechen? Welche Rolle spielt dabei der Protagonist?

Definitiv. Das Buch zeigt den gesamten Prozess der Industrialisierung. Anfangs gibt es in Bielitz-Biala noch viele Manufakturen, doch Christian Horn bringt als Protagonist Maschinen aus Brünn in die Stadt. Diese technischen Neuerungen führen zu ersten Protesten – nicht nur bei den lokalen Unternehmern, die befürchten, dass nur Manufakturen Qualität garantieren könnten, sondern auch bei den Arbeiterbewegungen. Die Arbeiter zerstören teilweise sogar Maschinen, aus Angst, ihre Arbeitsplätze zu verlieren. Das zeigt, dass das Buch nicht nur Probleme des 19. Jahrhunderts behandelt, sondern auch Parallelen zu heutigen Herausforderungen aufweist. Heute etwa diskutieren Arbeiter über die Risiken, die Künstliche Intelligenz für ihre Jobs bedeutet.

„Das Buch zeigt, dass das Zusammenleben nicht nur von Konflikten geprägt war, wie manche annehmen, sondern dass ein friedliches Miteinander auch im 19. Jahrhundert möglich war.“

Welche Passagen des Buches empfindest du als besonders bewegend oder symbolisch für die Geschichte von Bielitz-Biala?

Horn und Söhne umfasst mehr als 700 Seiten – es ist daher schwer, einzelne Passagen herauszugreifen. Für mich ist das soziale Leben zwischen den verschiedenen Minderheiten das Wichtigste. Das Buch zeigt, dass das Zusammenleben nicht nur von Konflikten geprägt war, wie manche annehmen, sondern dass ein friedliches Miteinander auch im 19. Jahrhundert möglich war. Ich glaube, viele Bielitzer – insbesondere die jüngere Generation, auch wenn sie nicht alle aus Bielitz-Biala stammen – glauben weiterhin daran. Das ist für mich die zentrale Botschaft des Romans.

Foto: Andrea Polanski

Der Roman war in Deutschland einigen Bielitzern bekannt. Warum ist die polnische Ausgabe erst jetzt erschienen und nicht schon früher?

Die erste Ausgabe des Buches erschien 1974, doch damals reagierten die kommunistischen Zeitungen in Bielitz sehr ablehnend. Sie bezeichneten das Buch als Werk von Revisionisten und stellten es negativ dar. In den 1990er Jahren gab es kaum Interesse, das Buch ins Polnische zu übersetzen, und viele wussten nicht einmal, dass es überhaupt in Deutschland veröffentlicht worden war. Ich selbst bin erst nach zwei bis drei Jahrzehnten auf das Buch gestoßen, habe es gelesen und erkannt, dass es sich hervorragend für eine polnische Ausgabe eignet. Damals habe ich auch Artikel geschrieben und gefragt, warum das Buch bisher nie in Polen erschienen ist. Während der kommunistischen Zeit gab es faktisch ein Verbot der deutschen Sprache, da die Behörden keine Spuren des deutschen Erbes zurücklassen wollten. Deshalb kennen heute viele Bewohner Bielitz-Bialas, obwohl sie grundsätzlich offen für die deutsche Geschichte sind, kaum die deutsche Literatur, die hier einst entstanden ist.

Für wen ist das Buch Horn und Söhne in erster Linie gedacht?

Ich weiß, dass Jugendliche solche Bücher nicht besonders gern lesen. Ich denke, dass das Buch eigentlich für alle gedacht ist. Allerdings sehe ich schon jetzt, dass vor allem Menschen über 30 Jahren das Buch zuerst kaufen. Mal sehen, ob sich das in Zukunft ändert. Die Auflage ist auf 1.000 Exemplare begrenzt.

Das Buch “Horn und Söhne” spielt auch in Bielitz-Biala
Foto: Andrea Polanski

Warum diese Entscheidung? Und wo kann man das Buch erwerben?

Das Buch ist online erhältlich über den Shop www.ilovebb.pl und auch in der Buchhandlung Klimczok hier in Bielitz-Biala. Ich habe mich bewusst für eine limitierte Auflage von 1.000 Exemplaren entschieden, weil das Buch ein Unikat sein soll. Ich wollte, dass es monumental wirkt – nicht nur ein schönes Buch zum Lesen, sondern auch optisch ansprechend. Mein Ziel war, dass das Buch auch ein bisschen die Häuser hier schmücken kann. Die offizielle Premiere des Buches ist für den Herbst geplant. Ein genaues Datum haben wir noch nicht, daher lade ich ein, unserem Facebook-Profil „Mniejszość Niemiecka w Bielsku-Białej“ zu folgen.

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