Das „Soll“ des Schulwesens

wochenblatt.pl 2 tygodni temu

Ein zweisprachiges Schulwesen ist der goldene Standard einer jeden deutschen Minderheit. Viele Volksgruppen in Europa träumen von einer flächendeckenden Lösung, auch die deutsche Minderheit in Tschechien. In einigen Ortschaften funktioniert es sogar schon. Daran will man sich jetzt orientieren.

Bei der „goldenen“ Einrichtung handelt es sich um die 6. Grundschule in Eger (Cheb). Dort lernen Grundschüler Mathematik, Sachkunde und weitere Fächer auch auf Deutsch. Generell sind im zweisprachigen Unterricht zwei Lehrer im Klassenraum anwesend und gestalten die Stunden im Tandem.

Mehr und mehr Schüler wollen an den Minderheitenschulen lernen.
Foto: Metropolitan School/Wikimedia Commons.

Was ist das Erfolgsmodell der Schule? In Eger hat man es geschafft, qualifiziertes deutschsprachiges Personal zu gewinnen. Lehrer Maximilian Teubner zum Beispiel stammt aus dem etwa 30 Kilometer entfernten Marktredwitz und lebt seit einigen Jahren in Eger. Ein zweiter Faktor sind die Finanzen: Die Stadt Eger trägt zur Sicherstellung der bilingualen Klassen bei, und die Schule hat Sponsoren, um Fahrtkosten ins Ausland zu übernehmen oder Gelder für Lehrmittel bereitzustellen. Eine mögliche weitere Quelle der Finanzierung des zweisprachigen Unterrichts bietet die Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen, die Ende vergangenen Jahres in der Tschechischen Republik in Kraft getreten ist. Die Tschechische Republik hat sich dazu verpflichtet, an allen öffentlichen Kindergärten, Grund-, Sekundar- und Berufsschulen in bestimmten Regionen zweisprachigen Unterricht mit einem deutschsprachigen Wochenstundenanteil von mindestens 50 Prozent anzubieten. Diese Verpflichtung darf nicht von Anträgen von Schülern oder Eltern oder Mindestschülerzahlen abhängig gemacht werden. Die 6. Grundschule in Eger zeigt bereits, wie der zweisprachige Unterricht in der Praxis umgesetzt werden kann und dient als Modell für weitere Schulen im Land.

Das Interesse an den zweisprachigen Klassen ist enorm, und die Erkenntnis, dass das frühzeitige Lernen einer Fremdsprache zahlreiche positive Effekte auf die geistige und soziale Entwicklung der Kinder hat, ist bei vielen Eltern angekommen. Aufgrund des großen Interesses werden an der 6. Grundschule in Eger im kommenden Schuljahr gleich zwei bilinguale erste Klassen beginnen. Für die Schule hat das eine gewichtige Bedeutung, da Kinder aus weiteren Orten und Gegenden kommen werden. Im gesamten Karlsbader Bezirk ist die 6. Grundschule in Eger die einzige, die bilingualen deutsch-tschechischen Unterricht anbietet.

Das Interesse an den zweisprachigen Klassen ist enorm, und die Erkenntnis, dass das frühzeitige Lernen einer Fremdsprache zahlreiche positive Effekte auf die geistige und soziale Entwicklung der Kinder hat, ist bei vielen Eltern angekommen.“

Das zweisprachige Bildungsmodell bietet zahlreiche Vorteile für deutsche Minderheiten. Vor allem geht es darum, dass die Kinder in einen natürlichen Kontakt mit der Sprache kommen und möglichst viel gesprochen wird. Des Weiteren geht es auch um den identitätsstärkenden Effekt des Unterrichts. Das Meistern der deutschen Sprache erleichtert auch den Bezug zu den eigenen Wurzeln und der eigenen Vergangenheit. Dementsprechend wird die deutsche Minderheit in Tschechien auch weiterhin versuchen, in das zweisprachige Schulwesen zu investieren.

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