12. Sonntag nach Trinitatis
Lesungen: Jesajabuch 29,17-24; Markusevangelium 7,31-37
Predigttext: Apostelgeschichte 3,1-10
Petrus aber sprach: „Silber und Gold habe ich nicht; was ich aber habe, das gebe ich dir: Im Namen Jesu Christi von Nazareth steh auf und geh umher!“ (Apostelgeschichte 3,6)
Erwartungen im Alltag
Wir kennen es nur zu gut, Erwartungen zu haben. Sie können unterschiedlich sein, je nachdem, was und von wem wir etwas erwarten. Ihre Erfüllung entspricht oft nicht genau dem, was wir zu 100 % erwarten.
Nicht anders ist es in der heutigen Geschichte. Petrus und Johannes betreten den Tempelbereich und treffen den gelähmten Mann. Auch er hat eine Erwartung: Er will Almosen von den beiden erhalten. In diesen Zeiten gab es keine Unfall- oder Krankenversicherung, Krankenhäuser existierten ebenfalls nicht. Behinderte und Kranke durften offiziell betteln, und die Pflicht anderer Juden war es, diese Personen mit Almosen zu unterstützen.
“Silber und Gold habe ich nicht; was ich aber habe, das gebe ich dir: Im Namen Jesu Christi von Nazareth steh auf und geh umher!“
Gottes Macht und Befreiung
Petrus und Johannes kommen dieser Erwartung jedoch nicht entgegen. Sie haben kein Geld, kein Silber und kein Gold. Sie besitzen aber etwas, das über alles Materielle hinausgeht: die Vollmacht Gottes zu handeln. Gott gab ihnen den Heiligen Geist, um Wunder zu wirken – nicht, um eine Show zu machen oder Anhänger zu gewinnen. Die Lähmung des Mannes wird aufgehoben, und er kann unbehindert einen neuen Anfang machen.
Auch wir haben Erwartungen gegenüber Gott. Wir sehnen uns nach Gesundheit, besserer Lebensqualität, Segen für unsere Familie. Manchmal geschieht ein kleines Wunder, das unsere Erwartungen erfüllt, oft jedoch nicht. Aber Gott befreit uns von den Konsequenzen unserer Dummheit und Sünde. Wenn wir uns im Gebet Gott anvertrauen und um Vergebung bitten, empfangen wir Befreiung von der Sünde – dafür ist Jesus gestorben.
Diese Geschichte erinnert uns daran, dass die Befreiung von Sünde unsere erste Erwartung gegenüber Gott sein sollte. Alles andere ist zweitrangig.
Amen