Der “Pfaffengraben” – ein besonderes Andenken

wochenblatt.pl 3 dni temu
Zdjęcie: Der „Pfaffengraben“ im Wald zwischen Walidrogi und Tarnów Opolski (Woiwodschaft Oppeln). Foto: www.fotopolska.eu


Geschichte: Schweden in Schlesien – eine schwedische Sintflut?

Im Wald in der Nähe des Dorfes Tarnau befindet sich eine Senke, in der kein Baum oder Strauch wächst – nur niedrige Pflanzen. Am Grund dieser Vertiefung liegt etwas, das einem Brunnen ähnelt. Dieser Ort wird seit Jahren „Księży Dół“ (Pfaffengraben) genannt – zum Gedenken an Ereignisse aus dem Dreißigjährigen Krieg. Hier versteckten sich die Bewohner von Tarnów Opolski unter der Führung von Pfarrer Szaff im dichten Wald vor den schwedischen Truppen, um sich vor Gewalt zu schützen.

Tarnau und der Dreißigjährige Krieg

Der „Pfaffengraben“ im Wald zwischen Walidrogi und Tarnów Opolski (Woiwodschaft Oppeln).
Foto: www.fotopolska.eu

Die Quellen geben unterschiedliche Jahreszahlen für dieses Ereignis an. Einige nennen das Jahr 1640, andere 1646 – in beiden Fällen suchten etwa 30 Menschen aus Tarnau in diesem Wald Zuflucht, um ihr Leben und das Wenige, was ihnen nach Jahrzehnten des Krieges geblieben war, zu retten. Der Krieg tobte bereits seit 1618. Die Flucht erfolgte am zweiten Fastensonntag, und die Rückkehr war erst nach Ostern möglich. In beiden genannten Jahren fiel Ostern auf Anfang April, was bedeutet, dass Aschermittwoch im Februar lag – keine günstige Zeit für Waldaufenthalte. Auf damaligen Karten sehen wir Flüsse, Orte, Wege und dichte, schwer zugängliche Wälder, in denen man sich verstecken konnte.

Vom Prager Fenstersturz zum Böhmisch-Pfälzischen Krieg (1618–1623)

Der Prager Fenstersturz fand in Anlehnung an die Hussitenkriege aus dem 15. Jh statt
Quelle: Wikipedia

Schweden in Schlesien – war das die schwedische Sintflut? Nein. Es war eine andere Zeit und ein anderer Ort. Der Dreißigjährige Krieg zwischen Katholiken und Protestanten brach 1618 in Prag aus und erfasste den gesamten deutschsprachigen Raum Europas. Das Heilige Römische Reich war ein Flickenteppich aus Königreichen und Fürstentümern, die nicht nur miteinander konkurrierten, sondern auch gegeneinander Krieg führten.

„Sind die Schweden in Schlesien gleichzusetzen mit der schwedischen Sintflut? Nein. Es war eine andere Zeit und ein anderer Ort.“

Zu Beginn des Krieges stellten sich die mehrheitlich protestantischen schlesischen Städte auf die Seite Böhmens und gegen den katholischen Kaiser in Wien. Doch als der Krieg sich hinzog und die Mittel für Waffen und Soldaten knapp wurden, stand der Frieden kurz bevor – bis neue Geldgeber und Truppen auftauchten und die Kämpfe erneut entfachten.

Niedersächsisch-Dänischer Krieg (1625–1629)

Nach dem Sieg der katholischen Seite und der brutalen Niederschlagung in Böhmen – zu dem auch Schlesien gehörte – trat 1625 Dänemark in den Krieg ein, aus Furcht vor einem erstarkenden Habsburgischen Reich.

Schwedische Invasion (1630–1635)

Die schwedische Niederlage bei Nördlingen 1634 führte zum Kriegseintritt Frankreichs
Quelle: Wikepedia

Im Jahr 1630 – zwölf Jahre nach Kriegsbeginn – trat auf französische Initiative hin auch Schweden in den Krieg ein. Es ging dabei um das Machtgleichgewicht an der Ostsee. Schweden verfügte damals über die modernste Armee Europas. Trotz dieser Stärke und der Unterstützung protestantischer Bündnispartner erlitt die schwedische Armee 1635 eine entscheidende Niederlage bei Nördlingen.

Kriegseintritt Frankreichs (1635)

Auch auf der See wurde gekämpft, wie hier in der Schlacht bei Gibraltar 1607 während des 80-jährigen Krieges
Quelle: Wikipedia

Daraufhin weitete Frankreich seine Unterstützung von finanzieller auch auf militärische Hilfe aus. In der Folge besetzte es das Elsass und begann, gegen die Habsburger in den Spanischen Niederlanden (heutiges Belgien) zu kämpfen.

1638 gelang es den protestantischen Kräften mit Unterstützung Frankreichs und Schwedens, das Rheinland, das Elsass und Schlesien zu besetzen. 1644 erlitt Spanien schwere Niederlagen auf See, was die Protestanten in den Niederlanden stärkte. Verluste an Land führten schließlich zu Friedensgesprächen mit Frankreich und Schweden – jedoch ohne sofortigen Waffenstillstand.

Der Westpfälische Frieden (1648)

Der Krieg endete offiziell erst am 24. Oktober 1648 mit dem Westfälischen Frieden – nach dreißig Jahren Kämpfen.

Zu den Siegern gehörte Schweden, das einen großen Teil Norddeutschlands, u.a. Kiel und Stettin, erhielt. Die Niederlande wurden unabhängig von Spanien, und Frankreich konnte den Einfluss der Habsburger in Europa eindämmen. Zudem erhielt es das Recht, einen Vertreter zum Reichstag zu entsenden.

Krzysztof Wysdak

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