Alfred Czesla bezeichnet sich selbst als deutscher Masure. Er verteidigt immer und überall seine masurische Heimat. Schon als Student Werbung er für seine kleines Heimat. Er studieren Soziologie in Lódz/Lodsch und auch promovierte an der dortigen Universität. Nun feiert er seinen 80 Geburtstag.
Doch der Start ins Leben war für Alfred Czesla nicht einfach. Er wurde am 23. Februar 1945 in der ostpreußischen Stadt Sensburg, dem heutigen Mrągowo in Masuren, geboren. Der Krieg ist in vollem Gange, und sein Vater Max, der Chauffeur in der Wehrmacht, kommt bei einem sowjetischen Bombenangriff auf Königsberg ums Leben – zu diesem Zeitpunkt ist der kleine Alfred gerade einmal einen Monat alt. Doch das Schicksal trifft ihn noch härter, denn wenig später verliert er auch seine Mutter Bertha. Bald darauf seine Großmutter Maria, die sich nach dem Tod seiner Eltern aufopfernd um ihn gekümmert hatte.
Nicht allein
Nun ist Alfred Czesla ein Waisenkind und landet in einem Waisenhaus in Mrągowo. Aber hier hat er kein Zuhause. Im Laufe der Jahre wird er in die Waisenhäuser in Morąg/Mohrungen und dann nach Bartoszyce/Bartenstein, Reszel/Rößel und Ostróda/Osterode am Drewenzsee.
Erst als er acht Jahre alt war, wurde er von seiner Tante Ida Losch, der Schwester seiner Mutter, gefunden. Das war gar nicht so einfach, denn die neuen kommunistischen Behörden änderten im Zuge der Polonisierung die Namen der Kinder im Waisenhaus und sogar ihr Geburtsdatum.
im Waisenhaus ihre Vor- und Nachnamen und sogar ihr Geburtsdatum. Tante Ida will ihn aus dem aus dem Waisenhaus holen und mit ihm nach Deutschland gehen, wo seine anderen Verwandten leben.
Aber sie bekommen keine Erlaubnis. Der Kontakt zu seiner Tante war sehr wichtig für ihn, denn dank ihr erfuhr er, dass er nicht allein war, dass er weit weg in Deutschland Familie hatte.
Zu Ihrem 80. Geburtstag, Herr Dr. Alfred Czesla, wünschen wir Ihnen gute Gesundheit.
Während seines Vollzeitstudiums in Łódź/Lodsch, wo er aufwuchs, nahm er Kontakt zu seinem Onkel Fritz auf, der in Krefeld/Nordrhein-Westfalen lebte. Ich besuchte ihn viele Male und erfuhr von ihm alles über meine Familie und mich. Ich erfuhr, dass ich in der evangelischen Kirche in Sensburg getauft worden war, dass meine ganze Familie und ich aus der deutsch-masurischen und evangelischen Tradition kamen.
Alfred Czesla ist die Hauptfigur des Artikels “Die vergessenen Kinder”, der in der in der bekannten deutschen Wochenzeitung “Der Spiegel” Nr.50|2023. Der Autor, Dr. Felix Bohr, schildert mit großer Sorgfalt das Schicksal eines deutschen Waisenkindes, das nach 1945 in polnischen Staatswaisenhäusern aufwuchs, wie Alfred Czesla sich dann selbstständig machte und sein Erwachsenenleben selbst in die Hand nahm.
Nach Abschluss seines Studiums nahm er eine Stelle als Leiter der Abteilung für Sozialanalyse in der Autoreifenfabrik in Olsztyn/Allenstein an, weil er in der Nähe seiner Heimatstadt sein wollte. Von Sensburg/Mrągowo nach Olsztyn/Allenstein sind es etwa 60 Kilometer.
Immer Heimatreu
Als 1989 der Eiserne Vorhang in Polen fiel, hatte Alfred Czesla die Möglichkeit, mit seiner gesamten Familie für immer in die Bundesrepublik Deutschland zu gehen. Doch er blieb seiner kleinen Heimat treu.
Er wurde ein aktiver deutscher Sozialaktivist in Masuren. Er war Mitbegründer deutscher Minderheitenorganisationen in Mrągowo/Sensburg, Olsztyn/Allenstein und Ostróda/Osterode am Drewenzsee, sowie den Verband der deutschen Vereine in Ermland und Masuren und auch die Masurische Evangelische Gesellschaft. Er war auch Mitbegründer des „Mitteilungsblattes – eine Monatszeitschrift für Deutsche im Ermland und in Masuren“. Er war langjähriger Er war ein langjähriger Publizist für deutsche Minderheitenzeitschriften in Polen. Er reiste häufig in die Bundesrepublik Deutschland und engagierte sich für den soziokulturellen Austausch zwischen den beiden Ländern.
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Foto: privat
Alfred Czesla ist ein wenig hin- und hergerissen zwischen den beiden Nationen. Wahrscheinlich bezeichnet er sich deshalb in erster Linie als deutschen Masuren.
Er pflegte zu sagen, dass ein zeitgenössischer Masure ein zweisprachiger Mensch ist, der Polnisch und Deutsch spricht, die Literatur beider Nationen kennt und daraus Werte ableitet, die seinem Leben einen Sinn geben. Als Deutsch-Masurer war er stets bestrebt, zu einer guten Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen und Religionsgemeinschaften in seinem Heimatland beizutragen, getragen vom christlichen Geist.
Für seine mehr als dreißigjährige Tätigkeit für die Deutschen im Ermland und in Masuren erhielt er zahlreiche hohe staatliche Auszeichnungen.
Sein größter Erfolg war jedoch die Verleihung des Verdienstkreuzes am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.
Seit einigen Jahren ist Alfred Czesla im Ruhestand und verbringt seine Zeit, unter anderem, mit der Lektüre deutschsprachiger Zeitungen, mit dem Durchblättern deutscher Sender – er hat mehr als 30, zum Beispiel ARD, ZDF, RTL und Deutsche Welle -, mit dem Einkaufen in Olsztyn/Allenstein bei Lidl, Aldi oder Kaufland, und jeden Sommer ist er Gastgeber für seine drei Enkel, die dauerhaft in Berlin leben, und erzählt ihnen endlos von der komplexen Geschichte der deutschen Masuren. Ich fühle mich immer wie ein deutscher Masure.
Zu Ihrem 80. Geburtstag, Herr Dr. Alfred Czesla, wünschen wir Ihnen gute Gesundheit. Für Ihren Einsatz für die Deutschen im Ermland und in Masuren, nach der politischen Wende in Polen, und für Ihre lehrreichen Texte möchten wir Ihnen sehr danken.
Redaktion