„Die Bibel ist eine schwierige Lektüre“

wochenblatt.pl 2 dni temu
Zdjęcie: Pastor Wojciech Pracki Foto: Leon Schwarzenberg


Wojciech Pracki, Pastor der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Oppeln und Mitglied des DFK Oppeln-Zentrum, wurde zum neuen Bischof der Diözese Kattowitz der Evangelisch-Augsburgischen Kirche gewählt. Wie geht es nun weiter? Darüber sprach Manuela Leibig mit ihm.


Wie wird man Bischof? War das eine Überraschung?

Die Wahlprozedur schließt Überraschungen aus. Zum einen kann man von den Pfarrern der Diözese getippt werden, der andere Weg ist, wenn man von den Mitgliedern der Synode, die aus Laien und Pfarrern besteht, gewählt wird. Ich habe mich vor einem halben Jahr entschieden zu kandidieren, als Bischof Niemiec bekannt gemacht hat, eine weitere Kadenz nicht anzutreten. So wurde ich am 30. November in Beuthen-Miechowitz von den Synodalmitgliedern gewählt. Man muss 50 Prozent Pro-Stimmen bekommen, ich habe 75 Prozent Pro-Stimmen erhalten, was ein großer Erfolg ist.

Was bedeutet es, Diözesanbischof in der Evangelisch-Augsburgischen Kirche zu sein? Welche Aufgaben kommen auf Sie zu?

Ich bleibe in meiner Gemeinde zu Oppeln weiterhin tätig. Die Funktionen werden verbunden. Als Bischof der Diözese Kattowitz bin ich Vorgesetzter für die 29 Pfarrerinnen und Pfarrer der Diözese, die 41 Gemeinden betreuen. Gemeinsam mit dem Diözesanvorstand werde ich das Leben in der Diözese leiten. In der evangelischen Kirche ist es nie so, dass der Bischof allein die Verantwortung für die Aufgaben der Diözese trägt, es ist immer in Zusammenarbeit mit dem Diözesanvorstand, der sich aus noch einem Pastor, der Diözesanratspastor ist, und zwei Laien konstituiert.

Pastor Wojciech Pracki
Foto: Leon Schwarzenberg

Wie groß ist die Diözese Kattowitz?

Die Zahlen sind kompliziert. Die Diözese zählt ungefähr 12.500 Gläubige, das ist nicht so viel. Aber die Gläubigen sind zerstreut in 41 Gemeinden. Und dabei gibt es Gemeinden, die 80 Mitglieder zählen und Gemeinden, die fast 2.000 Personen zählen. Das andere ist, die Diözese ist sehr groß, denn sie beginnt in Brieg und endet an der ukrainischen Grenze. Die am weitesten von Oppeln entfernten Gemeinden sind Rzeszów und Nowy Sącz. Das war von West nach Ost. Und von Norden nach Süden beginnt das Gebiet der Diözese in Tschenstochau und endet an der tschechisch-slowakischen Grenze. Ausgenommen davon ist die Diözese Teschen in der Nähe von Bielitz-Biala, da gibt es so viele evangelische Gläubige, dass sie eine separate Diözese bilden.

Was bedeutet die Wahl zum Bischof für ihre Gemeinde in Oppeln?

Ich muss in der Schule kündigen, ich kann auch keinen Religionsunterricht für die Kinder in meiner Kirchgemeinde geben. Aber ich habe eine gute Vertretung in der Person meiner Ehefrau. Sie ist auch Theologin. Keine Pfarrerin, sie ist nicht ordiniert, hat aber Kompetenzen, Religionsunterricht zu geben, und sie hat auch Kompetenzen, kirchliche Gottesdienste zu halten. Sie wird nicht meine Vikarin, aber sie ist in der Lage, mich zu ersetzen. Und ich weiß, wenn meine Frau Gottesdienst hält, ist das genauso gut, als wenn ich den Gottesdienst halten würde, da habe ich großes Vertrauen. Was den Religionsunterricht angeht, freue ich mich darauf, denn meine Frau hat viel mehr Erfahrung als Lehrerin, denn sie ist auch beruflich Lehrerin, allerdings für Englisch. Früher war sie auch Katechetin und hat Religion unterrichtet. In unserer Gemeinde habe ich auch einen Evangelisten, also einen Laienprediger, der ebenso seine Bereitschaft, mir in unserer Gemeinde und auch außerhalb zu helfen, geäußert hat. Von daher ist es auch möglich, manchmal die Gemeinde an Sonntagen zu verlassen, um die anderen Gemeinden zu besuchen. Ich werde die anderen Gemeinden bitten, dass, wenn es Angelegenheiten gibt, an denen der Diözesanbischof anwesend sein soll, die Gottesdienste nicht am Sonntagmorgen oder –vormittag stattfinden, sondern ausnahmsweise am Sonntagnachmittag, damit ich meine Gottesdienste hier in Oppeln abhalten kann und mich erst dann auf den Weg begebe.

Welche Ziele setzen Sie sich als Bischof für ihre 10-jährige Kadenz?

Es gibt natürlich mehrere Ziele. Die erste Herausforderung ist, die Diözese besser kennenzulernen. Mit allen Freuden und allen Bedürfnissen. Allgemein kenne ich die Diözese, ich bin hier schon seit 10 Jahren Pastor in diesem Bereich, und seit 25 Jahren tätig in der Kirche, da es bereits im Studium anfängt. Die Gemeinden kennenzulernen bedeutet, sie zu besuchen, was ich plane, im Laufe des ersten Jahres zu machen. Es geht nicht um große Visitationen oder Kontrollen, sondern darum, mit dem Pastor oder der Pastorin und dem Gemeindevorstand zu sprechen. Auch die Substanz möchte ich kennenlernen, also die Gebäude, Friedhöfe, alles was zu der Gemeinde gehört. Des Weiteren gilt es, die Ressourcen und Probleme einzuordnen, um die Gemeinden miteinander besser zu verbinden. Die nächste Herausforderung ist, die Anzahl der Gottesdienstbesuche, wie sie jetzt ist, mindestens beizubehalten oder aber gar sie zu erhöhen.

Die erste Herausforderung ist, die Diözese besser kennenzulernen. Mit allen Freuden und allen Bedürfnissen.

Wie kann man das machen?

Durch eigene Medien. Wir produzieren „Losungen“ für jeden Tag der Woche. Auf YouTube kommt also jeden Tag die Tageslosung mit einem kurzen Kommentar von einem der Pastoren oder Pastorinnen. Das dauert ungefähr fünf Minuten. Diese fünf Minuten vorzubereiten kostet Aufwand und Zeit, dennoch besteht die Idee, noch mehr Inhalte zu veröffentlichen. Viele Gemeinden veröffentlichen ihre Gottesdienste im Internet. Der Plan ist auch, diese Aktivität zu stärken. Darüber hinaus sollen Bibelstunden in Form eines Bibelkommentares im Internet angeboten werden. Die Bibel ist eine schwierige Lektüre, die man auch leichter und verständlicher erklären. Hierzu haben wir Spezialisten, doch das kostet auch sehr viel Zeit, denn meistens sind es Pastoren, die das machen, die ihre täglichen Aufgaben haben, und die zusätzlich diese Bibelstunde vorbereiten müssen. Zudem kam mir die Idee, den kleinen Katechismus zu kommentieren, ebenfalls in Form kleiner Filme. Damit die Menschen, die sich das anschauen, auch wissen, worum es sich im Luthertum handelt. Für die evangelischen Christen ist dies wichtig, damit sie ihre eigene christliche Identität besser verstehen und sich sicherer in dieser Identität fühlen. Es gibt nämlich viel zu erklären, wenn man in einem laien- oder katholischen Umfeld lebt. Auch für die Nichtevangelischen, um zu verstehen, wie sich die Glaubenssachen in der evangelischen Kirche abspielen. Als Bischofskandidat wurde ich auch gefragt, welche Ideen ich habe, um die Jugend in das Kirchenleben einzuladen.

Und? Haben Sie diesbezüglich Ideen?

Man kann vieles veranstalten und organisieren. Doch wenn die Jugend sich nur dafür interessiert was sie im Smartphone hat, wird man nicht erfolgreich. Ich denke am Wichtigsten ist das, was sich zu Hause abspielt. Wenn wir zu Hause unser Glaubensleben leben, wenn das sichtbar ist, ist es auch eine Einladung an die junge Generation, die dann auch gerne mit anderen Jugendlichen an Zusammenkünften und Begegnungen teilnimmt. Aber das Vorbild muss von zu Hause kommen, anders kann es nicht funktionieren. Ich habe das auch an mir selbst so erlebt, und letzten Endes bin ich Pastor geworden.

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