Myśli są wolne

wochenblatt.pl 4 godzin temu
Zdjęcie: Bernard Gaida Kolumne


Mangel an Ökumene

Der letzte Sonntag hat mich dazu bewogen, über die Ökumene nachzudenken. Anlass war ein ökumenischer Gottesdienst in einer Kirche in Guttentag. Und zwar in einer Kirche, die bis 1945 evangelisch war. Guttentag und seine Umgebung waren durch und durch katholisch, doch lebte hier auch eine kleine lutherische Gemeinde. Sie hatte lange Zeit kein eigenes Gotteshaus. Dieses wurde erst beim Wiederaufbau der Stadt nach dem Brand im Jahr 1846 errichtet. Die Ökumene, verstanden als Zusammenarbeit und Dialog trotz konfessioneller Unterschiede, wurde in Guttentag schon praktiziert, bevor es ökumenische Definitionen oder eine entsprechende Bewegung gab. Vor 1851, als Pastor Appenroth den Bau der Kirche fertigstellte, genoss die evangelische Bevölkerung Gastfreundschaft in der katholischen Kirche St. Valentin. Heute ist die ökumenische Bewegung überwuchert von theologischen Definitionen, Organisationen, aber auch von Streitigkeiten. Sie wird verstanden als das Streben nach doktrinärer, sakramentaler und organisatorischer Annäherung zwischen verschiedenen christlichen Kirchen.

Natürlich besteht das Hauptziel darin, die Einheit wiederherzustellen, die in den ersten Jahrhunderten des Christentums bestand. Es handelt sich jedoch nicht um ein Streben nach Vereinheitlichung und die Aufgabe unterschiedlicher christlicher Identitäten. Die Ökumene fördert den theologischen Dialog, die pastorale Zusammenarbeit und gemeinsame Aktionen für soziale Gerechtigkeit und Frieden, aber das wichtigste Instrument ist die Gemeinschaft des Gebets. Obwohl sich die Ökumene in erster Linie auf die Einheit des Christentums, d. h. der katholischen, protestantischen, orthodoxen und anderen östlichen Kirchen, konzentriert, ist sie auch eine natürliche Grundlage für den interreligiösen Dialog. Durch die Förderung gegenseitiger Toleranz und Verständnis kann die Ökumene zu mehr Verständnis und Frieden führen. Durch die Förderung gemeinsamer Werte schließt die Ökumene jeglichen Extremismus aus. Die der Ökumene innewohnende Überzeugung, dass es möglich ist, Einheit zu schaffen und gleichzeitig die doktrinäre, historische und kulturelle Vielfalt zu respektieren, kann ein Modell für eine geteilte Welt sein.

Wenn man bedenkt, dass die erste ökumenische Aktivität das Konzil von Nizza im Jahr 325 war, auf dem man sich trotz aller Differenzen auf das Glaubensbekenntnis von Nizza-Konstantinopel einigte, und dass die Geburtsstunde der modernen Ökumene im 19. Jahrhundert liegt, drängt sich der Gedanke auf, dass die Bewegung mehr Misserfolge als Erfolge zu verzeichnen hat. Manchmal spalten die Kirchen eher, als dass sie vereinen. Und doch gibt es eine ständige Rückkehr zum Dialog und zum gemeinsamen Gebet. Vielleicht ist dies ein Beispiel dafür, dass der Weg tatsächlich das Ziel ist. Dieser Weg wird in der heutigen Welt schmerzlich vermisst. Denn es geht nicht darum, den Dialog zu erzwingen, indem man der Ukraine die Waffen aus den Händen nimmt, wie es Trump tut. Dabei fehlt es ihm an der Autorität, den Angreifer davon zu überzeugen, keine leeren Worte zu verwenden, sondern Demut zu zeigen und zugunsten eines Dialogs die Waffen beiseitezulegen. In Joseph Roths Roman „Der stille Prophet“ finden wir einen Satz über die österreichisch-ungarische Monarchie: „Und doch gab es zu meiner Zeit, als der Mensch noch mehr zählte als die Nationalität, die Chance, aus der alten Monarchie ein Vaterland aller Völker zu machen“. Was fehlte, war die Bereitschaft zur Anerkennung gemeinsamer Werte und zum Dialog. Der Geist der Ökumene fehlt auch heute.

Bernard Gaida

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