„Dziedzictwo dysonansowe – dziedzictwo z przyszłością”

wochenblatt.pl 2 miesięcy temu
Zdjęcie: Diskussion über das Konzept - Kornelia Kurowska, Wojciech Lukowski, Anna Hofmann, Hannah Wadle, Bettina Bouresh (v. li.) Foto: Uwe Hahnkamp


Vom deutschen Bundestag fließt eine weitere Geldsumme in die Instandsetzung von Schloss Steinort, zudem werden von polnischer Seite im Rahmen des „polski ład” erstmalig umfangreichere Mittel bereitgestellt. Der Ort und die Region standen hingegen bei der deutsch-polnischen Konferenz „Steinort. dissonant heritage – Erbe mit Zukunft“ vom 12. bis 15. September im Speicher neben dem Schloss im Blickpunkt verschiedenster Aspekte, von der geostrategischen Lage bis zur Einbindung in die lokale Gesellschaft.

Eröffnung durch Dr. Bettina Bouresh im Konferenzraum des Speichers.
Foto: Uwe Hanhkamp

Die Konferenz startete mit einem positiven Paukenschlag: erstmals war es der Polnisch-Deutschen Stiftung zum Schutz von Kulturdenkmälern als Eigentümerin von Schloss Steinort in diesem Jahr gelungen, staatliche polnische Gelder zu erhalten. Die Führung der Stiftung mit dem deutschen Honorarkonsul in Allenstein/Olsztyn Wojciech Wrzecionkowski und seinem Stellvertreter Dr. Aleksander Bauknecht kann für die Renovierung der Fassade des Gebäudes 1,5 Millionen Złoty ausgeben. Die Arbeiten starteten dank bereits durchgeführter Ausschreibung noch im September, eine Woche nach der Konferenz.

Arbeitsgruppe der Fachschule für Bautechnik München, mittig in Tracht Matthias Balazs
Foto: Uwe Hanhkamp

Arbeiten am Bau – Kulturarbeit in der Peripherie

Die zweite positive Nachricht zum Gebäude gab es von einer Gruppe junger Deutscher, die am Freitag, den 13., das Ende ihres zweiwöchigen Arbeitseinsatzes feierte. „Wir sind von der Fachschule für Bautechnik in München und haben im Rahmen eines Erasmus-Projekts an der Stabilisierung der Deckenbalken im Erdgeschoss des Mittelbaus gearbeitet“, fasste Matthias Balazs aus Schwalbenstein bei Füssen kurz für sich und seine Kollegen zusammen. Für beinahe alle war Steinort geografisches Neuland – und wird, wie sich abzeichnete, lohnendes Ziel für einen weiteren Aufenthalt sein.

Dass mit entsprechendem Einsatz von Arbeitskraft und finanziellen Mitteln schnell etwas auf die Beine gestellt werden kann, zeigt das Tagungszentrum im früheren Speicher neben dem Schloss, der noch vor eineinhalb Jahren als Skelett glänzte. „Der Aufwand lässt sich selbstverständlich, auch denkmalpflegerisch, nicht mit dem Schloss vergleichen, beweist aber, dass es möglich ist, dass wir die erste Konferenz im Schloss noch erleben können“, meint Christian Pletzing. Er leitet die Erwachsenenbildungsstätte Akademia Baltica in Sankelmark, kurz vor der deutsch-dänischen Grenze, die die Konferenz in Steinort mit organisiert hat. Neben seinem Interesse an Ostpreußen und Steinort hat ihn die Problematik der Kulturarbeit in der Peripherie dazu bewogen.

Blick auf die aktuellen Arbeiten in Schloss Steinort mit Piotr Wagner (Mitte)
Foto: Uwe Hahnkamp

Zu den Chancen und Schwierigkeiten dieser Tätigkeit berichteten zwei weitere Einrichtungen in Külz/Kulice bei Stettin und in Sejny im Dreiländereck Polen-Litauen-Weißrussland. Große Brötchen mit potenten Mäzenen lassen sich dort nicht backen, aber mit einer starken lokalen Einbindung sind langfristige Arbeit und Projekte wie etwa das Jugend-Klezmerorchester in Sejny möglich. Bei der Nutzung von Schloss Steinort sollte ein Netz aus Partnern in der Region zwischen Angerburg/Węgorzewo, Rastenburg/Kętrzyn, und Lötzen/Giżycko angestrebt werden. Entsprechende Organisationen stellten sich in einer Art Speeddating an einem Nachmittag auf der Konferenz vor.

Einbindung auf verschiedenen Ebenen

Neben den lokalen Anknüpfungspunkten ist auch die deutsch-polnische sowie europäische Begegnungsarbeit wichtig. Hier war es Bettina Bouresh von der Lehndorff-Gesellschaft Steinort und Kornelia Kurowska von der Kulturgemeinschaft Borussia in Allenstein als Organisatorinnen gelungen, sowohl Vertreter der lokalen und Woiwodschaftsverwaltung als auch den Journalisten und Kenner deutsch-polnischer Fragen Adam Krzemiński als Referent und Diskussionsteilnehmer zu gewinnen. Eine ganz besondere Perspektive hatte sich Helmut W. Ganser, Brigadegeneral a. D. aus Hamburg, vorgenommen. In seinen Ausführungen ging es um die aktuellen geostrategischen Änderungen sowie ein mögliches Gefährdungspotential für die masurischen Seen derzeit und in naher Zukunft.

Bei der Instandsetzung von Schloss Steinort kommen zahlreiche lokale und überregionale Akteure zusammen.

Optimistisch war der Ausblick nicht besonders, um so wichtiger ist Schloss Steinort als der geplante Ort der Begegnung. Das war auch einer der Gründe für die finanzielle Unterstützung der ZEIT-Stiftung Bucerius, so Anna Hofmann, die die Stiftung auf der Konferenz vertrat: „Die ZEIT-Stiftung Bucerius fördert Historiker mit Themen, die über die Wissenschaft hinaus Menschen erreichen. Außerdem war mit der großen Ostpreußin Marion Gräfin Dönhoff eine Person im ersten Kuratorium, die den Faden Mittelosteuropa ins Programm eingebracht hat.“

Diskussion über das Konzept – Kornelia Kurowska, Wojciech Lukowski, Anna Hofmann, Hannah Wadle, Bettina Bouresh (v. li.)
Foto: Uwe Hahnkamp

Dass in Zukunft auf Schloss Steinort viele Menschen für ein gemeinsames, friedliches Leben kooperieren können, erscheint sehr gut möglich, wie Anna Hofmann ergänzt: „Der Ort befindet sich gerade in einer dynamischen touristischen und regionalen Entwicklung, das Konferenzzentrum ist fertig, die Umgebung ist für viele Menschen einladend.“ Wenn also das Schloss als vielschichtiges, komplexes kulturelles Erbe seinen Platz im Bewusstsein der Einwohner findet, besteht große Hoffnung.

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