Ein Freiwilliges Jahr in der Heimat der Familie

wochenblatt.pl 2 godzin temu
Zdjęcie: (r.) Jakob Höning bei seiner Tätigkeit in der Grundschule Foto: Pro Liberis Sielesiae


Der 20-jährige Jakob Höning aus Rheinland-Pfalz hat sich nach seinem Abitur dazu entschlossen, einen Internationalen Jugendfreiwilligendienst (IJFD) an der Grundschule in Raschau in Oberschlesien zu leisten. Zufälligerweise hat auch er schlesische Wurzeln. In einem Interview mit Arminius Ezer sprach er über seine Beweggründe, Ziele und schöne Erlebnisse.

Warum hast du dich für ein IJFD an der Grundschule in Raschau/Raszowa entschieden?

Dass es letztlich Raschau geworden ist, war eher ein Zufall. Ich wollte einfach einen Freiwilligendienst an einer Grundschule im Ausland machen, weil ich später Lehramt studieren möchte. Die Grundschule in Raschau wurde mir von jemandem empfohlen, den ich kenne, und ich fand es interessant, dass dort nach der Montessori-Pädagogik unterrichtet wird und ich Erfahrungen mit Zweisprachigkeit sammeln kann. Spannend war auch, dass die Grundschule dort bis zur achten Klasse geht – in Deutschland ist ja in der Regel nach der vierten Klasse Schluss. Diese breitere Erfahrung ist für mich hilfreich, weil ich später auch an weiterführenden Schulen unterrichten möchte.

(r.) Jakob Höning bei seiner Tätigkeit in der Grundschule
Foto: Pro Liberis Sielesiae

Meine Polnischkenntnisse sind nicht besonders gut – ich spreche nur wenig Polnisch, da ich mit den Schülern fast ausschließlich Deutsch spreche.

Ich bin hauptsächlich im Deutschunterricht eingebunden und helfe dort. Gerade dadurch habe ich aber auch erlebt, wie es ist, im Ausland zu leben – das ist eine schöne Erfahrung. Je nachdem, in welchem Land und in welcher Situation man ist, ist das natürlich unterschiedlich. Ich war hier hauptsächlich mit Menschen aus der deutschen Minderheit umgeben.

Hast du Verwandtschaft aus der Region Oberschlesien?

Ja, das stimmt. Meine Uroma Dorothea wurde 1928 in Schlesien geboren. Sie und ihre Familie sind 1957 nach Deutschland ausgewandert. Jetzt, nachdem ich ein ganzes Schuljahr hier gelebt habe, empfinde ich die Region als einen sehr schönen Ort zum Leben. Ich plane zwar nicht, langfristig hierher zurückzukehren, aber für die Zeit meines Aufenthalts war es wirklich schön. Und ich wurde – auch wenn ich als „Ausländer“ hierhergekommen bin – sehr gut aufgenommen.

Ich habe auch eine entfernte Verwandte in Steinau (Ścinawa Mała), zwischen Neustadt (Prudnik) und Neiße (Nysa), besucht. Das war ebenfalls ein schönes Erlebnis. Sie ist wahrscheinlich eine der letzten wirklich in Schlesien geborenen Deutschen, die noch hier leben – also aus der Zeit, bevor das Gebiet polnisch wurde. Sie meinte einmal, dass sie wohl die letzte „deutschgeborene“ Person dort sei.

Ich habe nun einen stärkeren Bezug zur Region Schlesien, weil ich hier gelebt habe. Gleichzeitig bin ich aber natürlich kein Pole. Ich merke schon, dass ich ein Ausländer bin. Dennoch habe ich durch meine schlesischen Wurzeln – ich bin ja auch irgendwie Schlesier – eine Verbindung zur Region.

Was gefällt dir am meisten an der Region?

Das ist vielleicht nicht nur in Schlesien so, aber ich finde, die Städte hier sind schöner als in Deutschland. Wenn ich Oppeln mit Kaiserslautern vergleiche, sieht Oppeln mit seinem alten Baustil einfach schöner aus. Natürlich gibt es solche Orte auch in Deutschland, aber in Polen ist dieser Stil in den Städten häufiger erhalten geblieben.

Jakob Höning (letzte Reihe links) mit einer Klasse der Grundschule Raschau
Foto: Pro Liberis Sielesiae

Ich finde auch die Geschichte spannend – sie betrifft mich ja persönlich, weil meine Familie aus dieser Region stammt und vertrieben wurde. Es ist schön zu sehen, dass die deutsche Minderheit heute wieder im Einklang mit der polnischen Gesellschaft leben kann.

Wie gefällt dir deine Arbeit an der Grundschule Raschau?

Sie gefällt mir sehr gut! Ich bin gerne im Deutschunterricht dabei und unterstütze die Schüler bei ihren Aufgaben – auch in anderen Fächern. In Informatik habe ich zum Beispiel hin und wieder Unterricht gehalten, ebenso in Englisch.

Gerade in Informatik war es spannend, einmal eine Stunde über Webentwicklung, Spieleentwicklung oder Programmierung zu gestalten. Auch im Fach Geschichte hatten wir einige interessante Stunden über die schlesische Geschichte und die Familiengeschichten der deutschen Minderheit. Einmal hat der Großvater einer Schülerin erzählt, warum ihre Familie deutsch-schlesisch ist und weshalb sie geblieben sind.

Was hast du nach deinem FSJ vor?

Ich plane, Lehramt zu studieren. Da mir der Deutschunterricht hier sehr gefallen hat, möchte ich in Deutschland Lehrer werden, am liebsten im Fremdsprachenbereich. Deshalb werde ich Englisch und als zweites Fach Informatik wählen. Ich schätze, das ist keine ganz gewöhnliche Kombination – obwohl es gut wäre, wenn sich mehr Leute dafür entscheiden würden, da Informatik in Deutschland jetzt Pflichtfach wird.

Für mich war dieses Jahr ein wertvoller Einblick – auch, um mehr über die Region zu erfahren, aus der ein Teil meiner Familie, insbesondere meine Oma und meine Uroma, stammt. Aber da meine ganze Familie heute in Deutschland lebt, ist das für mich mein Zuhause – meine Heimat.

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