Ein Park des Gedenkens statt der Scham?

wochenblatt.pl 1 dzień temu
Zdjęcie: Hohes Gras, verstreute Fragmente deutscher Grabsteine, Müll, zerbrochenes Glas, Bierdosen – dieser Anblick empfängt heute jeden, der sich auf diesen historischen Hügel begibt. Foto: Anna Durecka


Der evangelische Friedhof in Patschkau wartet auf Erinnerung und Taten

Nur wenige Gehminuten vom Zentrum Patschkaus entfernt befindet sich ein Ort, der in dramatischer Weise mit der sich verschönernden Stadt kontrastiert. Der alte evangelische Friedhof mit den Ruinen der Kirche St. Johannis des Evangelisten verfällt seit Jahren in Vergessenheit und Zerstörung. Doch es gibt ein Licht am Ende des Tunnels.

Hohes Gras, verstreute Fragmente deutscher Grabsteine, Müll, zerbrochenes Glas, Bierdosen – dieser Anblick empfängt heute jeden, der sich auf diesen historischen Hügel begibt. An einem Teil der Mauer steht das Wort Mordor. Und wohl kaum ein Kommentar könnte passender sein.

An einem Teil der Mauer steht das Wort Mordor. Und wohl kaum ein Kommentar könnte passender sein.
Foto: Anna Durecka

Der ehemalige Friedhof und die Kirche sind in keiner Weise gesichert – die Mauern der Kirche sind mit Schmierereien bedeckt. Der Zugang zum Gelände ist völlig offen. Besonders bedrückend ist der Anblick eines provisorischen Sitzkreises aus Grabplatten – das ist nicht nur ein Mangel an Respekt gegenüber den Verstorbenen, sondern auch ein tief symbolischer Akt der Entwürdigung dieses Ortes.

Mittelalterliche Wurzeln

Die Geschichte dieses Ortes reicht bis ins 13. Jahrhundert zurück. Ursprünglich befand sich an der Stelle der heutigen Ruinen eine hölzerne Kirche mit dem Patrozinium Corpus Christi und St. Johannes Evangelist. Sie gehörte zum nahegelegenen Dorf Charlottenthal und lag außerhalb der Stadtmauern von Patschkau. Nach ihrem Abriss Ende des 16. Jahrhunderts wurde in den Jahren 1604–1606 ein neues Gotteshaus aus Stein im Renaissancestil errichtet. Es überdauerte bis März 1945, als es infolge von Kriegshandlungen zerstört wurde. Heute sind nur noch der Turm und Teile der Außenmauern erhalten.

Hohes Gras, verstreute Fragmente deutscher Grabsteine, Müll, zerbrochenes Glas, Bierdosen – dieser Anblick empfängt heute jeden, der sich auf diesen historischen Hügel begibt.
Foto: Anna Durecka

Im Jahr 1974 wurde nach jahrelangen Diskussionen beschlossen, die Kirche als dauerhafte Ruine zu belassen und sie unter Denkmalschutz zu stellen. An der Ostfassade sind noch Spuren des ehemaligen Dachstuhls sichtbar, und die Gliederung des Turms sowie architektonische Details erinnern an die frühere Schönheit dieses Bauwerks.

Friedhof – Geschichte und Vergessen

Der die Kirche umgebende Friedhof war die Begräbnisstätte der Einwohner von Patschkau (mit Ausnahme der Stadtelite, die an der Pfarrkirche bestattet wurde). Die Nekropole wurde mehrfach erweitert – zuletzt im Jahr 1835 – und war mindestens bis 1874 in Betrieb, als der neue Friedhof in der Zawadzkiego-Straße eröffnet wurde. Eine Tafel an der Mauer informiert jedoch darüber, dass Bestattungen bis 1945 stattfanden. Bis heute sind nur wenige Grabfragmente und Reste von Gräbern, die in die Friedhofsmauer integriert sind, erhalten geblieben.

Das Projekt umfasst den Wiederaufbau der Kirche anhand historischer Quellen und verfügbarer Dokumentation.
Foto: Anna Durecka

Zum Friedhof führte einst das sogenannte „Tor der Toten“ – ein Durchgang in der Stadtmauer, der heute fast völlig in Vergessenheit geraten ist.

Ein Lichtblick

Obwohl über Jahre hinweg viel über Pläne zur Revitalisierung dieses Ortes gesprochen wurde, fehlten konkrete Maßnahmen. Nun jedoch gibt es Hoffnung. Wie Marcin Szaleniec vom Stadtamt Patschkau mitteilt, wurde ein Antrag auf EU-Fördermittel im Rahmen der städtischen Revitalisierungsprogramme 2023–2027 gestellt. Dieser Antrag hat bereits die formale Prüfung bestanden und befindet sich nun in der zweiten Phase – der inhaltlichen Bewertung.

„Der alte Friedhof ist nicht nur ein Teil der deutschen Vergangenheit der Stadt – er ist auch ein Teil unserer gemeinsamen Geschichte, um den es sich zu kümmern lohnt.”

Wenn auch diese Prüfung erfolgreich verläuft, kann das Marschallamt der Woiwodschaft Oppeln Mittel für die Umsetzung des Projekts bereitstellen, das die Entstehung eines sogenannten „Gedenkparks“ vorsieht. Das Projekt umfasst unter anderem die Anlegung von Wegen, die Ordnung des Geländes, die Sicherung verbliebener Grabreste und – am wichtigsten – den Wiederaufbau der Kirche anhand historischer Quellen und verfügbarer Dokumentation. Das Gebäude soll keinen sakralen Charakter mehr haben, sondern soziale und pädagogische Funktionen erfüllen. Das gesamte Konzept wurde von einem Breslauer Planungsbüro in Abstimmung mit dem Denkmalschutz erarbeitet.

Wird es diesmal gelingen?

Bereits 2015 wurde ein ähnliches Konzept entwickelt, das jedoch nicht umgesetzt wurde. Die aktuellen Vorhaben haben jedoch eine konkretere Grundlage und reale Chancen auf Verwirklichung. Hoffentlich nimmt die Geschichte diesmal einen anderen Verlauf.

Patschkau, bekannt als das „polnische Carcassonne“, kann mit einzigartigen Stadtmauern und zahlreichen Baudenkmälern aufwarten, die Touristen anziehen. Umso auffälliger ist der Kontrast zu einem Ort, der statt von der Vergangenheit zu erzählen, zum Symbol des Vergessens wird. Der alte Friedhof ist nicht nur ein Stück deutsche Vergangenheit der Stadt – er ist auch Teil einer gemeinsamen Geschichte, um die es sich zu kümmern lohnt.

Wenn alles nach Plan verläuft, kann dieser heute vernachlässigte Ort bald zu einem Raum des Gedenkens, der Besinnung und des Respekts werden.

Idź do oryginalnego materiału