Der Kulturpreis Schlesien des Landes Niedersachsen ist in diesem Jahr in Braunschweig an Prof. Ewa Sabine Chojecka, Nicola Remig, den Förderverein für junge Musiker aus Deutschland und Polen e. V. sowie an die niederschlesische Gemeinde Peterwitz (Stoszowice) gegangen. Doch aufgrund der Hochwasserlage hatte die schlesische Delegation ihre Teilnahme an der Preisverleihung im September kurzfristig absagen müssen.
Der Kulturpreis Schlesien stehe für eine fast 50-jährige Geschichte der Pflege schlesischer Traditionen und für das Schaffen „neuer Werke, die das Schlesische in Kunst und Wissenschaft erhalten und aus ihrem eigenen Reichtum zu diesem Erbe beitragen“, sagte der aus Liegnitz (Legnica) stammende Vizemarschall der Woiwodschaft Niederschlesien, Jarosław Rabczenko. Vor rund 300 Gästen würdigte die Veranstaltung Prof. Ewa Sabine Chojecka, Nicola Remig, den Förderverein für junge Musiker aus Deutschland und Polen e. V. und die Gemeinde Peterwitz.
Polnische Hauptpreisträgerin
Die Kunsthistorikerin Ewa Sabine Chojecka wurde 1933 in Bielitz-Biala (Bielsko-Biała), das 1951 aus dem schlesischen Bielitz und dem kleinpolnischen Biała zusammengeschlossen wurde, geboren. Sie war von 1977 bis 2003 Inhaberin des von ihr gegründeten Lehrstuhls für Kunstgeschichte an der Schlesischen Universität in Kattowitz (Katowice). Sie ist bekannt für ihre Studien zur Architektur und Kunst Schlesiens, die dabei historische und soziale Zusammenhänge der Region beleuchten. Zudem spielte sie eine entscheidende Rolle bei der Neukonzeption des Schlesischen Museums zu Kattowitz und kuratierte dort 1993 die als Kulturereignis des Jahres ausgezeichnete Ausstellung „Protestantische Kunst in Oberschlesien“. Sie ist Mitbegründerin des Arbeitskreises deutscher und polnischer Kunsthistoriker und Denkmalpfleger sowie des Oberschlesischen Bundes, einer Organisation zur Vermittlung oberschlesischer Kultur.
Der Kulturpreis Schlesien wird seit 1977 vom Land Niedersachsen verliehen. Dort fanden nach Kriegsende besonders viele Schlesier ihre neue ihre Heimat und trugen wesentlich zum Wiederaufbau des Landes bei.
Deutsche Hauptpreisträgerin
Die deutsche Leiterin des Dokumentations- und Informationszentrums im Haus Schlesien im rheinländischen Königswinter, Nicola Remig, wurde für ihr langjähriges Engagement um die Bewahrung und Vermittlung schlesischer Kultur geehrt. Unter ihrer Leitung wurden zahlreiche Ausstellungen, Vorträge und Publikationen realisiert, die das kulturelle Erbe Schlesiens sowohl einem breiten Publikum als auch Fachleuten zugänglich machen. Daneben engagiert sich Nicola Remig in interkulturellen Projekten, die den deutsch-polnischen Dialog fördern.
Sonderpreisträger
Der Förderverein für junge Musiker aus Deutschland und Polen e. V. hat mehrere Projekte zur Förderung junger Talente und zur Stärkung der deutsch-polnischen kulturellen Beziehungen umgesetzt. Ein zentrales Projekt des Vereins ist das „Deutsch-Polnische Musikfestival“, bei dem über 100 Musiker aus beiden Ländern zusammenkommen. Dieses Festival offeriert zudem Vorträge in Kultur, Bildung und Politik. Ein weiteres Projekt sind die deutsch-polnischen Musikkurse, die jungen Menschen die Möglichkeit geben, ihre musikalischen Fähigkeiten in einem internationalen Umfeld zu entwickeln und gleichzeitig kulturelle Brücken zu bauen. Die Gemeinde Peterwitz im niederschlesischen Landkreis Frankenstein (Ząbkowice Śląskie) erhielt einen Sonderpreis für ihr Engagement um den Begegnungsort „Festung Silberberg“. Die historische Anlage hat sich zu einem Zentrum für deutsch-polnische Begegnungen entwickelt. Regelmäßig finden dort kulturelle Veranstaltungen statt, die die Geschichte der Region vermitteln. Der Kulturpreis Schlesien des Landes Niedersachsen wird seit 1977 verliehen. In Niedersachsen hatten besonders viele Schlesier, die nach dem Zweiten Weltkrieg ihre Heimat verlassen mussten, Aufnahme gefunden und wesentlich zum Wiederaufbau des Landes beigetragen. Daher stiftete die Niedersächsische Landesregierung auf die Initiative des Vertriebenenpolitikers Dr. Herbert Hupka (1915-2006) diesen Preis als Zeichen der Verbundenheit des Landes mit den in der Bundesrepublik Deutschland lebenden Schlesiern.