Ein süßer Gruß aus der Backstube – Schlesische Backtradition und eine Marzipan-Baba

wochenblatt.pl 1 miesiąc temu
Zdjęcie: Foto: moiranazzari/Pixabay


Als man den Blechkuchen noch zum Bäcker brachte

Vor einigen Monaten entdeckte ich auf der Website des Schlesischen Museums in Görlitz eine Fotografie von Karl Franz Klose, die mich dazu inspirierte, einem alten schlesischen Brauch genauer nachzugehen – dem Backen von Kuchen oder Brot nicht zu Hause, sondern in der örtlichen Bäckerei.

Meine Neugier wuchs mit jedem weiteren Kommentar, den ich in den sozialen Medien in einer schlesischen Gruppe las. Schließlich beteiligte ich mich selbst an der lebhaften Diskussion, die sich zu einer wahren Schatzkiste aus Erinnerungen entwickelte – voller Geschichten aus Kindheit, Familie und Nachbarschaft. Die kolorierte Aufnahme rief bei vielen bunte Assoziationen hervor.

Auf dem Bild sieht man eine warm gekleidete Frau, die zwei Backbleche trägt. Vielleicht ist sie gerade auf dem Weg zum Bäcker – oder, wie ich vermute, kommt sie bereits mit frisch gebackenem Kuchen zurück.

Der Grund, warum man den Teig überhaupt zum Bäcker brachte, war einfach: Energie sparen – und viele Haushalte besaßen schlicht keinen eigenen Backofen. Der Ofen in der Bäckerei war nach einem langen Backtag ohnehin noch heiß, und das Nachbacken der Kuchen von Nachbarn war eine ökonomische und gemeinschaftliche Lösung. Besonders zu Ostern und Weihnachten herrschte Hochbetrieb. Doch wie sich zeigt, war das Backen auch ein wöchentlicher Brauch, bei dem jedes Detail seine Bedeutung hatte.

Der Grund, warum man den Teig überhaupt zum Bäcker brachte, war einfach: Energie sparen – und viele Haushalte besaßen schlicht keinen eigenen Backofen.

So hatte etwa die Form des Blechs ihre Symbolik: rechteckige Bleche standen für Käsekuchen, runde für Mohnkuchen.

„Mein Schwager war überzeugt, wir seien rauschgiftsüchtig, wenn er uns mit dem Mohnblech sah“, erzählte einer der Zeitzeugen lachend.

Mechthild ergänzte: „Meine Mutter stammte aus Heinrichau in Niederschlesien. Von ihr weiß ich, dass man den schlesischen Streuselkuchen zu Hause vorbereitete und dann mit dem Blech zum Bäcker brachte – dort wurde er gebacken.“

Früher wurde der Kuchen beim Bäcker gebacken.
Foto: Schlesisches Museum zu Görlitz

Ursel erinnerte sich, dass sie als Kind zusammen mit ihren Geschwistern regelmäßig Bleche zur Bäckerei trug – „es gab damals so viele Bäcker!“ Genannt wurden Namen wie Schreiber, Wiesener oder Rieger. Es wurde ein „Backtermin” ausgemacht.

Ein besonders schöner Brauch war mit Hochzeiten verbunden: Nach der Bekanntgabe des Hochzeitstermins wurde Streuselkuchen gebacken – meist in drei Varianten: pur, mit Mohn- oder mit Quarkfüllung. Anschließend wurde er an die ganze Familie, Freunde und Nachbarn verteilt – als Zeichen der Freude und Verbundenheit.

Sabine erinnerte sich: „Jeden Samstag ging ich frühmorgens vor der Schule zum Bäcker – mit einem großen Kuchenblech in den Händen und der Schulmappe auf dem Rücken. Wenn ich den Zettel mit der Nummer verlor, musste ich warten, bis alle anderen Bleche abgeholt waren. Und zu Hause gab’s dann noch Gemecker – vor allem, wenn ich auf dem Rückweg ein Stück Kuchen angeknabbert hatte.“

Auch Rosemarie berichtet Ähnliches: „Wir waren eine große Familie mit fünf Kindern. Am Samstagabend saßen wir alle zusammen, Freunde kamen vorbei, man redete, lachte – Fernsehen gab es ja noch nicht. Diese Abende waren wirklich schön.“

Welche Kuchen kamen damals auf den Tisch? Natürlich Hefekuchen mit Streuseln, Mohnkuchen, Apfel- und Käsekuchen, Varianten mit Zimt, Kirschen oder Zwetschgen. Zu besonderen Anlässen buk man Mohnstriezel, Ausstechplätzchen oder Rosinen-Babas, oft mit Mandeln oben drauf.

Namslauer Stadtblatt 1920 Nr. 59.
Quelle: Schlesische Digitalbibliothek

Ein Blick in das Namslauer Stadtblatt vom Jahr 1920 zeigt, wie weit verbreitet dieser Brauch war. Die Bäcker-, Konditor- und Pfefferküchler-Innung veröffentlichte dort einen Backtarif, aus dem hervorgeht, was für Kuchen in Namslau einst beliebt waren – und dass das Backen in den großen Öfen der Bäckereien im gesamten historischen Schlesien üblich war. Dazu kamen Pfandgebühren für die Bleche, „Brotgeld“ (da Brotbacken zu Hause nicht erlaubt war) sowie festgelegte Preise für Weizenmehl. Wer sich nicht an die Regeln hielt, riskierte eine saftige Strafe von 50 Mark.

Seit meiner Kindheit liebe ich den Duft von frisch gebackenem Brot und Kuchen – und besuche mit Freude die Bäckerei Schwerdtner in Görlitz. Ihr Gründer Walter Schwerdtner begann einst in Lauban (Lubań) und brachte die kulinarischen Traditionen Schlesiens mit. Heute führen seine Nachkommen diese Leidenschaft fort.

Und wenn ich mir überlege, welchen Kuchen ich wohl zu den Schwerdtnern zum Nachbacken bringen würde – dann wäre es eine Baba, gebacken in meiner alten, kupfernen Form. Wunderschön und launisch zugleich. Unter einem Leinentuch, getragen mit beiden Händen, würde ich sie hinübertragen – eine Baba mit Marzipan, wie es sich für ein Stück schlesischer Backgeschichte gehört.

Rezept für schlesische Hefebaba mit Marzipan

Hefebaba.
Foto: ulleo/Pixabay

Zutaten:

  • 500 g Weizenmehl
  • 250 ml Milch
  • 100 g Butter
  • 80 g Zucker
  • 30 g frische Hefe
  • 3 Eigelb
  • 1 Ei
  • Prise Salz
  • 150 g Marzipan
  • 2 EL Vanillezucker
  • Rosinen (optional)

Zubereitung:

Milch erwärmen, Hefe mit etwas Zucker und Mehl darin auflösen und einige Minuten gehen lassen. Eigelb vom Ei trennen (ein Ei bleibt ganz). Eigelb mit Zucker schaumig schlagen. Mehl, Hefemilch, Butter, Ei und Salz mischen. Marzipan in kleine Stücke schneiden und zusammen mit Rosinen unterheben.

Teig etwa 10 Minuten kneten, bis er elastisch ist. 1–2 Stunden gehen lassen. In eine Form geben und nochmals ca. 1 Stunde gehen lassen. Bei 180°C etwa 60 Minuten backen. Kurz abkühlen lassen und aus der Form lösen.

Anmerkung: Das Originalfoto von Karl Franz Klose ist auf der Internetseite des Schlesischen Museums in Görlitz zu finden.

Idź do oryginalnego materiału