Kreiskonzert als Fest der Vielfalt
Wenn eine Blaskapelle den Takt angibt, Majoretten über die Bühne wirbeln und Schlager auf Samba trifft – dann weiß man: Die deutsche Minderheit im Oppelner Land feiert wieder ein Kreiskonzert. Doch hinter all dem Glanz steckt mehr als nur Show – es ist ein lebendiges Bekenntnis zu Kultur, Sprache und Zusammenhalt.
„Guten Abend, herzlich willkommen! Schön, dass Sie da sind!“ – Mit diesen Worten eröffnete Dominika Bassek, charmant wie eh und je, das diesjährige Kreiskonzert der deutschen Minderheit im idyllischen Nesselwitz. Was folgte, war keine gewöhnliche Musikveranstaltung – es war eine Reise durch Klangwelten, Emotionen und kulturelle Heimatverbundenheit, wie sie wohl nur die deutsche Minderheit auf die Bühne bringen kann.
Tradition trifft Temperament
Den Auftakt machte – wie es sich gehört – das Blasorchester des DFK Nesselwitz. Eine musikalische Institution seit 1919, mit jugendlicher Energie und souveräner Klasse. Die Kapelle präsentierte vier Stücke, darunter „Salemonia“ von Kurt Gäble und als feuriges Finale „Viva Brazil“, das das Zelt in einen wahren Samba-Rausch versetzte. Diese Blaskapelle ist nicht nur Klangkörper – sie ist Klangkultur.
„Es war keine gewöhnliche Musikveranstaltung – es war eine Reise durch Klangwelten, Emotionen und kulturelle Heimatverbundenheit, wie sie nur die deutsche Minderheit aufführen mag.“
Als Nächste trat Vanessa Gonsior auf. Wer sie bisher nicht kannte, wird sie nach diesem Abend nicht mehr vergessen. Seit 2018 steht sie für eine neue, selbstbewusste Generation der deutschen Minderheit. Sie singt, was ihr am Herzen liegt – von „Himmelblaue Augen“ bis „Cayo Coco“. 2023 gewann sie verdient den „Superstar“-Wettbewerb – gestern Abend gewann sie erneut: die Herzen des Publikums.

Gleich danach: die Majoretten von Rytm IV Czissek – ein tänzerischer Tornado. 25 internationale Medaillen, bald bei der Weltmeisterschaft in Ungarn, und auf der Bühne so präzise wie energiegeladen. Vom klassischen Twirling bis hin zum eindrucksvollen Flaggen-Solo – das war choreografierte Leidenschaft pur.

Auch die Jüngsten zeigten Herz: Die Gruppen „Sternchen“ und „Poesie“ aus Reinsdorf präsentierten klassische deutsche Kinderlieder und Schlager. Eine Überraschung war das musikalische Crossover mit einem Song von Rammstein – ja, auch das ist deutsche Minderheitenkultur: progressiv und überraschend.
Dann wurde es volkstümlich: Die Długomiłowiczanki, eine Sängergruppe mit viel Charme und Schunkelfreude. Ob „Heidi“ oder das obligatorische „Seemann“ – hier wurde nicht nur gesungen, sondern mitgefeiert.

Als Star des Abends betrat ein echter Stimmungsmacher die Bühne: Klaus Markus. Seit über 30 Jahren im Geschäft, ist er weit mehr als ein Schlagersänger – er ist ein Garant für gute Laune und ein Publikumsliebling. Mit Hits und Humor brachte er das Festzelt endgültig zum Beben. Wer Volksmusik für angestaubt hielt, wurde heute eines Besseren belehrt.
Mehr als Musik: Ein Bekenntnis zur Identität
Veranstaltet von der Sozial-Kulturellen Gesellschaft der Deutschen im Oppelner Schlesien (SKGD), unterstützt vom DFK Nesselwitz und der Freiwilligen Feuerwehr Nesselwitz, wurde das zweite Kreiskonzert in diesem Jahr nicht nur zu einem Fest der Musik, sondern auch zu einem Fest der Identität. Finanziert durch das polnische und das deutsche Innenministerium, zeigte es einmal mehr: Kultur lebt – wenn man sie lebt.

Der Abend endete mit einer Einladung: Am 27. September in Zülz und am 5. Oktober in Oberglogau geht die Konzertreihe weiter. Wer an diesem Sonntag in Nesselwitz dabei war, wird sicher wiederkommen. Und wer gefehlt hat – der hat etwas verpasst. Aber keine Sorge: Die deutsche Minderheit hat noch viele Töne in der Tasche.
Beata Domin