Die deutsch-polnische Freundschaft lebt – besonders auf dem Lande. Dies beweist die lebendige Partnerschaft zwischen dem Verband Schlesischer Bauern und den Landwirten aus dem Raum Lüdinghausen in Nordrhein-Westfalen. Was einst als formelle Delegationsreise in die Partnerstadt Neisse begann, hat sich zu einer tiefen, persönlichen Verbindung entwickelt.
„Es ist eine Freundschaft, die vor einigen Jahren entstand. Ein Besuch der Bewohner von Lüdinghausen in Neisse legte sozusagen den Grundstein. Der damalige Vizemarschall der Oppelner Woiwodschaft, Antoni Konopka, erkannte das Potenzial und lud uns als Bauernverband nach Neisse ein. Er sagte, unter den Besuchern der Partnerstadt seien so viele Landwirte, dass es gut wäre, wenn wir als Landwirte aus Oberschlesien den Besuch begleiten würden“, berichtet Bernard Dembczak, Vorsitzender des Verbandes Schlesischer Bauern, über die Anfänge der Freundschaft mit den Lüdinghausener Landwirten.
Einblicke in moderne landwirtschaftliche Praktiken, aber auch in Kultur und Geschichte.
Mehr als nur offizielle Treffen
Doch schnell wurde klar, dass es um mehr als offizielle Termine geht: „Wir haben schnell einen Draht zueinander gefunden und unsere Kontakte ausgetauscht. Nach dem ersten Treffen meldeten sich die deutschen Landwirte, dass sie uns Landwirte in Oberschlesien gerne besuchen würden. Es kam eine Delegation von acht Landwirten, denen wir als Verband Schlesischer Bauern ein landwirtschaftlich-kulturelles Programm, nicht nur in Neisse, sondern in der ganzen Oppelner Woiwodschaft, vorbereitet haben: Kirchen, Klöster, Schlösser. Seitdem wird die Freundschaft herzlich aufrechterhalten. Viele von uns tauschen sich auch privat aus, beispielsweise wird schon im Januar ein Landwirt aus Lüdinghausen eines unserer Mitglieder, der seinen Betrieb ausbauen und sich von dem Kollegen aus Deutschland beraten lassen möchte, besuchen“, erzählt Dembczak.
Deutsches Interesse an schlesischer Landwirtschaft
Diese Begegnungen hinterließen nachhaltigen Eindruck. So nachhaltig, dass sogar eine gemeinsame WhatsApp-Gruppe unter dem Namen „Freunde Landwirte“ gegründet wurde. Es folgten weitere gegenseitige Besuche: „Es sind nicht rein institutionelle Treffen, obwohl auch offizielle Einladungen von Bürgermeistern eine Rolle während der Besuche spielen“, erklärt Bernard Dembczak. „Dieses Land, also Schlesien, wieder neu aufzugreifen bzw. es kennenzulernen, weil wir ja zu einer Generation gehören, die das gar nicht miterlebt haben, wie das ursprünglich Deutsche zu Polen wurde. Die Geschichte, die dahinter steht, interessiert uns alle“, sagt Franz Josef Lintel-Höping, der einer Interessensgruppe von Menschen angehört, die sich für Schlesien und Landwirtschaft interresiert.
Einblicke in moderne Landwirtschaft
Die Besuche in Deutschland, wie der letzte im November, sind für die Landwirte aus Oberschlesien besonders wertvoll, da sie Einblicke in moderne landwirtschaftliche Praktiken erhalten. „Vor allen Dingen in Betriebe, die hier herausragend sind, das heißt, die neue Betriebszweige entwickelt haben, zum Beispiel regenerative Energieerzeugung über eine Biogasanlage, über Photovoltaik, über Windkraft“, erläutert Lintel-Höping. „Zudem sind es vor allem Familien-Betriebe“, unterstreicht Bernard Dembczak.
Dank der gegenseitigen Besuche wird eine herzliche Freundschaft aufrechterhalten.
Eine familiäre Freundschaft
Für beide Seiten ist die Freundschaft mehr als nur ein Austausch. „Es ist richtig familiär geworden“, bestätigt Dembczak. Auch der Austausch von Geschenken, der anfangs üblich war, hat sich gewandelt. Heute zählen vor allem die gemeinsame Zeit und die Gastfreundschaft. „Wenn wir abends zusammensitzen, dann ist das jedes Mal ein Fest. Man nimmt sich halt Zeit, um die Freundschaft zu pflegen“, freut sich Lintel-Höping.