Ein Triumph der Versöhnung in Schweidnitz
Im Rahmen des Projekts „Friedensglocken für Europa“ kehrten zwei Glocken, die während des Zweiten Weltkriegs von den Nationalsozialisten aus Kirchen entwendet worden waren, feierlich in ihre Heimatpfarreien zurück. Bischof Dr. Klaus Krämer und Weihbischof Dr. Gerhard Schneider aus dem Bistum Rottenburg-Stuttgart sowie Bischof Dr. Marek Mendyk aus der Diözese Schweidnitz leiteten einen Festgottesdienst, der die Bedeutung dieses Moments unterstrich.
Historische Rückführung der Glocken: Triumph des Friedens
Die Reise der „Friedensglocken“ begann bereits am Freitag, den 12. September, mit der Anreise der deutschen Delegation von Frankfurt über Breslau nach Schweidnitz. Nach einer Stadtführung und einem gemeinsamen Abendessen stand der Samstag, der 13. September, ganz im Zeichen der Rückführung und des feierlichen Gottesdienstes.
Bischof Krämer: Die tiefe Symbolik der Glocken
In seiner Predigt hob Bischof Dr. Krämer die tiefe Symbolik der zurückgekehrten Glocken hervor:
„Wir feiern heute einen großen Triumph des Friedens über Unrecht und Krieg.“

Er erinnerte an das Jahr 1940, als der Befehl erging, Kirchenglocken für die Rüstungsindustrie einzuschmelzen. Dass zwei dieser Glocken über 80 Jahre später an ihren ursprünglichen Ort zurückkehrten, sei ein wahres Wunder:
„Sie stehen nicht für Krieg – sondern für Frieden. Sie stehen nicht für Hass – sondern für den gemeinsamen christlichen Glauben vieler Völker. Sie bringen die Menschen in Polen und Deutschland nicht auseinander – sondern zusammen.“
Ein Wunder der Versöhnung in Niederschlesien
Die Glocken, die nach dem Krieg als sogenannte „Leihglocken“ in deutsche Kirchengemeinden gelangten, wurden erst durch das Projekt „Friedensglocken für Europa“ eindeutig als Eigentum der Diözese Schweidnitz identifiziert. Eine der Glocken befand sich bis vor Kurzem auf dem Turm des Priesterseminars in Rottenburg. Dessen Regens, Spiritual und sechs Priesterkandidaten – darunter ein Diakon mit polnischen Wurzeln – begleiteten die Delegation.
Bischof Krämer betonte: „Das zeigt, wie die Botschaft der Friedensglocken auch im Kreis künftiger Priester lebendig bleiben wird.“
„Sie stehen nicht für Krieg – sondern für Frieden. Sie stehen nicht für Hass – sondern für den gemeinsamen christlichen Glauben vieler Völker. Sie bringen die Menschen in Polen und Deutschland nicht auseinander – sondern zusammen,“ sagte Bischof Krämer in der Predigt.
„Wir vergeben und bitten um Vergebung“
Ein weiterer wichtiger Aspekt, den Bischof Krämer hervorhob, war der 60. Jahrestag des Briefwechsels der polnischen Bischöfe mit den deutschen Bischöfen von 1965.
„Wir vergeben und bitten um Vergebung. Diese Worte bewegen mich heute noch zutiefst.“

Dieser Schritt sei ein Meilenstein auf dem Weg zur Versöhnung und ein Ausdruck des gemeinsamen christlichen Glaubens, der Gräben überwinden könne. „Dieser Ruf nach Frieden und Versöhnung verhallt auch heute nicht. Er ertönt gegen die Kriege und Spannungen unserer Zeit und ermutigt uns, uns nicht damit abzufinden.“
Die Glocken, die einst für den Krieg bestimmt waren, seien nun zu lebendigen Zeichen des Friedens geworden.
Polnische Perspektive: Die Anfänge des Projekts
Pfarrer Mateusz Hajder, Bischofsnotar der Diözese Schweidnitz, schilderte die Entstehung des Projekts aus polnischer Sicht:
„Vor ein paar Jahren meldeten sich die Bischöfe der Diözese Rottenburg bei uns und fragten, ob wir an einer Zusammenarbeit interessiert seien, um diese Glocken zurückzugeben.“

Dies sei der Startschuss für ein breit angelegtes Projekt gewesen, das die Rückgabe von Glocken aus ganz Polen und Tschechien zum Ziel hat. Für die Diözese und die betroffenen Pfarreien habe die Rückkehr der Glocken nach 80 Jahren eine immense Bedeutung. Hajder betonte: „Von deutscher Seite kann man sagen, dass es ein gewisses Gefühl der Verantwortung für das gibt, was früher geschehen ist.“ Er sehe darin eine sehr positive und versöhnende Geste.
Neue Heimat, alter Klang
Die Pfarrei des Heiligen Petrus Canisius in Walditz (Włodowice) – genauer gesagt die Filialkirche St. Peter und Paul in Tuntschendorf (Tłumaczów) – sowie die Pfarrei Rosenthal (Różanka) mit ihrer Filialkirche in Seitendorf (Gniewoszów) gehören zu den glücklichen Empfängern der wiedergekehrten Glocken.

An den Orten, an denen die alten Glocken in Deutschland geläutet hatten, wurden neue gegossen und als „Friedensglocken“ geweiht. Die zurückgeführten Glocken werden nun wieder an ihrem ursprünglichen Platz erklingen – als sichtbares und hörbares Zeichen der Versöhnung.
Ein Ruf zur Verständigung: Friedensglocken hallen durch Europa
Der Festgottesdienst endete mit dem Aufruf von Bischof Krämer, dem Frieden nachzujagen und nicht lockerzulassen – gestützt auf die Worte des Apostels Paulus:
„Lasst uns also dem nachjagen, was dem Frieden dient, und der gegenseitigen Auferbauung.“
Der Klang dieser Friedensglocken wird nicht nur in Tuntschendorf und Seitendorf zu hören sein, sondern auch weiterhin als ein Ruf zur Verständigung und Versöhnung durch ganz Europa hallen.