Połysk

wochenblatt.pl 1 godzina temu
Zdjęcie: Foto: Anna Durecka


Besuch bei alten Freunden

Ich besuche gerne meine Lieblingsbäume. Ich weiß, es ist eine extravagante Studienreise. Schließlich sind es keine historisch wertvollen Objekte, keine Schlösser oder weltbekannte Sehenswürdigkeiten. Es ist wie ein Besuch bei Freunden, die man gerne wieder sieht, um zu schauen, wie es ihnen geht. Und eine andere Art eigener Spurensuche. Denn die meisten meiner Lieblingsbäume sind Senioren, alte Bekannte, die schon einiges gesehen und erlebt haben. Unwetter, Brände, Kriege, menschliche Gewalt.

In einem verlassenen, kleinen Hof in der Nachbarschaft wächst eine riesige Esche. Das Häuschen neben ihr wirkt winzig. Sie überschattet den ganzen verwachsenen Garten. Sie ist gerade wie eine Säule und hat eine perfekt symmetrische Baumkrone. Sie wirkt unzerbrechlich und unsterblich. Vom meinen Küchenfenster aus sehe ich die langen dicken Zweige, wie sie sich würdevoll gegen den Wind wehren und nur schläfrig die Blätter bewegen. Ich frage mich, wer es war, der sie vor Jahrhunderten gepflanzt hat? Oder hat ein Eschesamen selbst seinen Weg zu diesem Plätzchen Erde gefunden?

„Ich besuche gerne meine Lieblingsbäume. Es ist wie ein Besuch bei Freunden, die man gerne wieder sieht, um zu schauen, wie es ihnen geht.”

An der Oder in Groß Döbern besuche ich regelmäßig meine Lieblingslinde. Sie hat einen Umfang von über 300 Zentimetern. Das bedeutet sie muss zwischen 150 und 200 Jahren alt sein. Alle, die sie noch als die kleine Linde von nebenan in Erinnerung haben, sind bereits längst tot. Sie wächst auf einer kleinen Wiese neben einer Kreuzung. Ich lebe in ständiger Angst, dass irgendwann jemand beschließt, die Linde ist ein Störfaktor und lässt sie fällen. Mein Mann hat einen Antrag gestellt, dass die Linde zum Denkmal erklärt wird. Ein Geschenk für mich, damit ich die elegante Dame weiterhin besuchen und bewundern darf.

An der Oder in Groß Döbern besuche ich regelmäßig meine Lieblingslinde. Foto: Anna Durecka

Ich musste mich nämlich letztes Jahr von einem glorreichen Kastanienbaum ein paar Straßen weiter verabschieden. Ich kam eines Tages zu Besuch und weg war der riesige Baum. Nie wieder Kastaniensammeln im Herbst. Nie wieder den Duft seiner Blumen einatmen im Mai. Ich fühle mich bis heute traurig, wenn ich an der Stelle vorbei gehe, an der die Kastanie einst stand. Als wäre ein Freund verstorben oder ein Familienmitglied. Und ich kann nur noch seine Grabstelle besuchen.

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