Ich denke, also mache ich Dreck

wochenblatt.pl 4 miesięcy temu
Zdjęcie: Einführung in die Geschichte der Staubsauger durch Jacek Moczulski 1. v. r.


Eine Herkulesarbeit zu einem weiteren alltäglichen und umfangreichen Thema erledigte der Leiter des Museums der Moderne des Städtischen Kulturzentrums in Allenstein, Jacek Moczulski. Mit einer intensiven Führung eröffnete er die Ausstellung „Das Augias-Depot: vom Besen zum Roboter“ im Trolleybus-Depot des Museums. die Ausstellung befasst sich mit der Evolution der Utensilien, die die Menschen im ungleichen Kampf mit dem Schmutz unterstützen. Denn für die Menschheit gilt: Ich denke, also mache ich Dreck.

Einführung in die Geschichte der Staubsauger durch Jacek Moczulski 1. v. r.

Der Rinderstall von König Augias war in der griechischen Mythologie sprichwörtlich dreckig und das seit Jahren. Eine der zwölf Arbeiten des Herkules war es, sie an einem Tag zu säubern. Der Halbgott schaffte das, indem er das Wasser zweier Flüsse hineinleitete und den Schmutz einfach wegspülte – sozusagen die erste Toilettenspülung der Geschichte. Dass Augias ihn nicht bezahlte und Herkules ihn deswegen später umbrachte, sei hier nur am Rande erwähnt.

Wenn man keine Flüsse zur Hand hat…

Sauberer Tisch anno dazumal

Die beiden Flüsse sind eine Anspielung auf Mesopotamien, denn den ewigen Kampf gegen den Dreck gab es auch schon im Jahr 2800 vor Christus in Babylon. Bis ins 19. Jahrhundert behalf sich die Menschheit mit natürlichen Materialien wie Federn, Reisig oder Fellen und wischte feucht mit Naturschwämmen oder ähnlichem. Das machen die Menschen auch heute noch. Jedoch haben sie sich, bedingt durch die Änderung der Wohnsituation im Lauf der Zeit, mit der Erfindung von kleinen Helferlein befasst. Keine Heinzelmännchen, obwohl in einem Sketch von Loriot der Staubsauger so heißt und die Fantasie bei Produktnamen ausufert.

Ende des 16. Jahrhunderts soll es eine Art Schmutzsammler gegeben haben, erhalten wurde er nicht.

Ende des 16. Jahrhunderts soll es eine Art Schmutzsammler gegeben haben, gesichert sind aber zwei Geräte aus dem 19. Jahrhundert. Daniel Hess erfand 1860 im amerikanischen Iowa ein Teppichklopfgerät, das aber zwei Personen bedienen mussten. 1869 folgte Ives Mc Gaffeys „whirlwind“ in Chicago, der mit Sauger und Drehbürste bereits Fußboden und Teppich reinigen konnte. Aber noch lange und bis in die 1930er Jahre war der Antrieb die Muskelkraft der Menschen.

…nimmt man Druckluft und elektrischen Strom

Lange Zeit benötigte Aufräumen die Muskelkraft der Menschen.

Das änderte sich erst zum 30. August 1901, als der Ingenieur Hubert Cecil Booth in England einen motorisierten Haussauger präsentierte. Er fuhr mit einem Auto vor, dessen Motor auch den Sauger antrieb, und dann legte man Schläuche durchs Fenster der zu säubernden Wohnung. Daraus entwickelten sich 20 Jahre später in den USA im Keller untergebrachte Zentralstaubsauger. Andererseits liefen seit 1908 Staubsauger elektronisch und wurden damit handlicher. Als Beispiel eines Herstellers sei die Firma Hoover in den USA genannt; hier wurde der Name sogar zum Namen des Produkts und der Tätigkeit.

In Europa, vor allem in Deutschland, wurden die Geräte kleiner wie der Kobold der Firma Vorwerk, der auch zum Föhnen verwendet werden konnte und später als „skzrat“ (also Zwerg) 1960 in Warschau wiederauferstand. Ein Mehrzweckgerät waren ebenfalls die polnischen „kaśka“ und der Gamma II, doch auch die deutschen Staubsauger hatten diesen Ruf, ob als Vampir, als Protos, als Kobold oder als Saugling, wobei in diesem Fall tatsächlich die Firma selbst so hieß. In Thüringen wurde in einem Volkseigenen Betrieb der DDR der „Steppke“ (also ein kleiner Junge) hergestellt. Die Fantasie scheint den Namensgebern wirklich durchgegangen zu sein.

Sie räumen (für) uns auf – Blick in die Zukunft
Foto: Uwe Hahnkamp

Andererseits findet sich in der Ausstellung eine englische UFO-ähnliche Saug- und Enteisungsmaschine mit einer Lampe, die man drehen kann, je nachdem, ob man saugt oder das Auto enteist. Also auch beim Design überbordende Phantasie. Und was bringt uns die Zukunft der Haus-, Wohnungs- und Zimmerreinigung? Wer weiß? Neue Namen? Vor allem eine Automatisierung und möglicherweise Erfindungen, die nicht mehr für uns aufräumen, sondern uns aufräumen.

Mit der Ausstellung jedenfalls hatte Jacek Moczulski eine Herkules-Aufgabe übernommen. Zum einen stammt ein Großteil der ausgestellten Exemplare aus seinem Bestand; unter anderem ein Staubsauger, der samt Verpackung und scheinbar unbenutzt im Abfall zu finden war, als Besonderheit einen Kupferfilter aufweist und sogar noch funktioniert. Zum anderen blieb der Aufbau der Ausstellung und der Feinschliff am letzten Tag fast vollständig an ihm hängen. Wie er am Ende seiner ausführlichen und gründlichen Führung mit Diskussionen mit interessierten Zuhörern sagte, hatte er eine kurze Nacht mit nur zwei Stunden Schlaf – das Ergebnis kann sich aber sehen lassen.

Uwe Hahnkamp

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