„Ich habe geschwiegen!“

wochenblatt.pl 1 dzień temu
Zdjęcie: Evangelische St. Nikolai-Kirche zu Kesselsdorf Foto: Wikipedia


Er war Priester, Generalvikar, Brückenheiliger, Märtyrer des Beichtgeheimnisses, Schutzpatron der Brückenbauer und Flößer – der heilige Johannes von Nepomuk. Eine Initiative belebt das katholische Gotteshaus im niederschlesischen Kesselsdorf (Kotliska).

Nun ist dieser gottesfürchtige und verehrte Menschenfreund, um 1350 bei Pilsen (Plzen) geboren und am 20. März 1393 in Prag grauenvoll ermordet, auch im niederschlesischen Kesselsdorf wieder sichtbar geworden, obwohl jener von Papst Benedict XIII. heiliggesprochene Christ dort unbewusst immer „anwesend“ war.

Bis zum Kriegsende stand der „Kesselsdorfer Nepomuk“ den Gläubigen der Kirchgemeinde Kesselsdorf-Wenig Rackwitz ungezählte Jahrzehnte zur Seite.

Die Ausstattung der Kesselsdorfer katholischen Kirche Sankt Nikolai war reichhaltig, voller Stolz auch eine Nepomuk-Skulptur bewahrend: jenen aufrechten Geistlichen, mit einer Hand das Kreuz Christi schützend, die andere Hand oft als Zeichen seiner Verschwiegenheit auf die Lippen gelegt, eine besondere Kopfbedeckung – Birett – tragend und in wertvolle Pelze gekleidet. Nepomuks Heiligenschein zieren stets fünf goldene Sterne, die symbolisch das lateinische Wort „tacui“ bedeuten, auf Deutsch: „Ich habe geschwiegen!“. Genauso war der „Kesselsdorfer Nepomuk“ gestaltet. Er stand jedem Gläubigen der Kirchgemeinde Kesselsdorf – Wenig Rackwitz (Rakowice Małe) ungezählte Jahrzehnte andächtig zur Seihe – bis zum Februar 1945, als eine deutsche Fliegerbombe die Kirche St. Nikolai schwer verwüstete, Dach und Kircheninneres unkenntlich machte und zunächst den Zutritt verwehrte.

Evangelische St. Nikolai-Kirche zu Kesselsdorf
Foto: Wikipedia

Auch „unser“ Heiliger Nepomuk erlitt hierbei heftige Treffer, denn sein Haupt wurde vom Körper getrennt. Das stellte sich erst in jüngerer Zeit heraus, als Marcin Radziński, „rechte“ Hand des Ortspriesters Remigiusz Tobera, die Nepomuk-Figur barg, jedoch ohne Haupt und Strahlenkranz des Heiligen. Die näheren Umstände werden kaum zu ermitteln sein. Danach fragte Radziński auch nicht lange, sondern fertigte mit viel künstlerischem Talent und erprobtem Feinblick einen neuen Kopf – der Heilige Nepomuk steht nun nach rund acht Jahrzehnten wieder an Ort und Stelle; allerdings muss die Farbgestaltung nachgearbeitet werden. Somit wurde ein weiterer Schritt zur Belebung des Kesselsdorfer katholischen Gotteshauses vollzogen.

Für sich behalten

„Tacui – ich habe geschwiegen!“ Was hat Generalvikar Johannes von Nepomuk (Jan Nepomucky) für sich behalten und trotz Bedrohung nicht preisgegeben? Er war Beichtvater der Sophia von Bayern, Gemahlin des römisch-deutschen Königs Wenzel IV. Weil der König seiner zweiten Gattin – Johanna von Bayern war frühzeitig gestorben – misstraute, sollte ihm Nepomuk deren Beichtinhalte verraten, also das Beichtgeheimnis brechen. Dieses moralische Verbrechen wies der seinerzeit etwa dreiundvierzigjährige Geistliche entschieden zurück. Dafür wurde er zur Strafe rücksichtslos von der Karlsbrücke in die Moldau gestoßen und ertrank. Oft aber kennt die Geschichtsschreibung eine weitere Deutung, hier also diese: Nepomuk, der in der Kirchenhierarchie eine hohe Position einnahm, lehnte die weltliche und kirchliche Politik des Landesherren Wenzel IV. rundweg ab und unterstützte sie nicht. Weil er zur Umkehr bewegt werden sollte, wurde er schwer gefoltert, was letztlich seinen Tod herbeiführte. Um die Spuren zu beseitigen, wurde Johannes von Nepomuks Leichnam in die Moldau gestoßen, sei aber wiederaufgetaucht und unweit der Karlsbrücke auf das linke Ufer getrieben.

Kopflos geborgen und wiederhergestellt: Hl. Nepomuk von Kesselsdorf
Foto: W. Guder

Des Heiligen Johannes von Nepomuk Gebeine bewahrt seit 1793 ein würdevolles Hochgrab im Veitsdom auf der Prager Burg über der Moldau auf – Nepomuks Ansehen ist ungebrochen, seine häufige Anwesenheit, besonders auf tschechischen, polnischen und deutschen Brücken lädt uns zum ehrenden Verweilen ein.

Werner Guder/kan

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