Kann jeder Tag ein bisschen Weihnachten sein?

wochenblatt.pl 2 godzin temu
Zdjęcie: Das diesjährige Adventskonzert der deutschen Minderheit stand unter dem Motto „Das ganze Jahr ist Weihnachten“. Foto: M.O.


Adventskonzert der deutschen Minderheit in der Oppelner Philharmonie

Beim Adventskonzert der deutschen Minderheit in der Oppelner Philharmonie verbanden Musik, Wortbeiträge und Ehrungen eine festliche Stimmung mit nachdenklichen Fragen: Was macht Weihnachten aus – und lässt sich sein Geist über das ganze Jahr bewahren?

Ob jeder Tag ein Stück weit Weihnachten sein könne, zog sich wie ein roter Faden durch den Abend. Die Moderatorinnen und Moderatoren Dominika Bassek und Andreas Drescher griffen diese Frage zwischen den Weihnachtsliedern immer wieder auf. Einerseits spreche vieles dafür: Für viele Menschen gilt Weihnachten als der schönste Tag des Jahres. Andererseits seien die Vorbereitungen aufwendig und im Alltag kaum täglich zu leisten. Auch das tägliche Schenken könnte schnell teuer werden.

Das diesjährige Adventskonzert der deutschen Minderheit stand unter dem Motto „Das ganze Jahr ist Weihnachten“.
Foto: M.O.

Ein vielseitiges Programm

Ungeachtet dieser Überlegungen wurde das Adventskonzert vom Publikum als voller Erfolg aufgenommen. Das Programm war musikalisch gut abgestimmt und vielseitig. Künstlerinnen und Künstler der deutschen Minderheit präsentierten bekannte Weihnachtslieder in unterschiedlichen Interpretationen. Andrea Rischka sang „Dieses Stückchen Weihnacht“ (Francine Jordi), Zofia Gerstenberg interpretierte „100’000 Lichter“ (Original: Maja Catrin Fritsche). Mit Zofia und Maja Gerstenberg standen zudem zwei Teilnehmerinnen des Gesangswettbewerbs SUPERSTAR auf der Bühne.

„Die Existenz der Minderheit ist immer ein Barometer dafür, wie Demokratie in einem Land funktioniert.“
Rafał Bartek, Vorsitzender der SKGD und des VDG

Ewa Mróz, die beim SKGD für die Organisation des Adventskonzerts verantwortlich ist, zeigte sich sehr zufrieden: „Ich bin sehr zufrieden – es hat alles wunderbar geklappt. Die Nachfrage nach den Tickets war, wie im letzten Jahr, wieder sehr groß.“

Neben den Gesangsbeiträgen wurden Gedichte vorgetragen, und die Kindergruppe der Schule Pro Liberis Silesiae aus Raszowa verzauberte das Publikum mit einer Tanzchoreografie. Eröffnet wurde der Abend vom Blasorchester Echo Brass.

Weihnachten als Haltung – nicht nur als Datum

Die Auswahl der Lieder sowie die Moderation griffen immer wieder die Frage auf, worum es in der Weihnachtszeit eigentlich geht und ob es nicht möglich wäre, bestimmte Elemente der „schönsten Zeit des Jahres“ in den restlichen Jahresverlauf mitzunehmen. Dieser Gedanke findet sich auch in Erich Kästners Gedicht „Das Jahr geht schnell vorbei“, das Piotr Heinz rezitierte. Dort heißt es:

Besinnlichkeit und Stressabbau,
dafür braucht’s keinen Nadelbaum.
Das Jahr ist nicht unumgänglich grau,
wenn wir nicht nur nach vorne schaun.
Drum für’s nächste Jahr, da nimm dir vor,
dass das ganze Jahr Weihnachten sei.

Zugleich klang in den musikalischen Beiträgen an, dass Weihnachten auch eine Zeit der Besinnung ist und Raum für die Erinnerung an geliebte Menschen bietet, die nicht mehr unter uns weilen – etwa mit Andrea Bergs „Es ist wieder Weihnacht“, vorgetragen von Zofia Gerstenberg.

Rückblick auf ein bewegtes Jahr

Mit Weihnachten neigt sich auch das Jahr dem Ende zu. Rafał Bartek, Vorsitzender von VdG und SKGD, nutzte das Adventskonzert daher für einen Rückblick. Er verwies auf die wichtigen politischen Ereignisse des Jahres: „Es ist ein Jubiläumsjahr: der 20. Jahrestag des Minderheitengesetzes, der 35. Jahrestag unserer Organisation, des SKGD, aber auch ein Jahr wichtiger politischer Ereignisse. In Deutschland gab es vorgezogene Bundestagswahlen, in Polen Präsidentschaftswahlen. Die Existenz der Minderheit ist immer ein Barometer dafür, wie Demokratie in einem Land funktioniert. Deshalb verfolgen wir sowohl die Entwicklungen in Deutschland als auch das politische Geschehen hier in dem Land, in dem wir leben, mit großem Interesse.“

Das diesjährige Adventskonzert der deutschen Minderheit stand unter dem Motto „Das ganze Jahr ist Weihnachten“.
Foto: M.O.

Ehrungen für besonderes Engagement

Das Adventskonzert bot zugleich die Gelegenheit, drei Exponenten der deutschen Minderheit zu ehren, die an der Jubiläumsgala in Gogolin nicht teilnehmen konnten. Unter den Ausgezeichneten war auch der Philosoph und Theologe Dr. habil. Joachim Piecuch. In seiner Dankesrede sagte er: „Ich habe nur das getan, was ich als meine Pflicht empfunden habe. Ich bin ein Schlesier aus einer deutschen Familie. Die deutsche Sprache war meine erste Welt, ich bin in ihr aufgewachsen und habe durch sie gelernt, die Welt zu verstehen.“

Am Ende des Abends stand die Gemeinschaft im Mittelpunkt. Wenn Weihnachten das Fest der Nächstenliebe ist, dann gibt es viele Möglichkeiten, diesen Geist auch über das Jahr hinweg zu leben. Vielleicht kann dann tatsächlich jeder Tag zumindest ein kleines Stück Weihnachten in sich tragen.

Idź do oryginalnego materiału