Transport dziecięcy 1938/39

wochenblatt.pl 1 dzień temu
Zdjęcie: Denkmal für die Kindertransporte: „Abreise“, Hauptbahnhof Danzig Foto: Uwe Hahnkamp


Eine Veranstaltung des Mendelsohn-Festivals der Kulturgemeinschaft „Borussia“ in Allenstein war ein Vortrag von Professor Ruth Leiserowitz. Die Wissenschaftlerin vom Deutschen Historischen Institut ist unter anderem Fachfrau für die Geschichte der Juden im früheren Ostpreußen und sprach über die „Kindertransporte 1938/39 – Aktion zur Rettung jüdischer Kinder“.

In den Jahren nach der Machtergreifung vom Januar 1933, vor allem aber nach den Nürnberger Gesetzen von 1935 war absehbar, was den deutschen Juden blühen könnte. Spätestens aber mit den Novemberpogromen des Jahres 1938, die in der Reichspogromnacht gipfelten, war klar, dass die Juden im Deutschen Reich gefährdet waren. Daraufhin machten sich internationale, jüdische und nicht-jüdische Hilfsorganisationen dafür stark, zumindest so viele jüdische Kinder wie möglich aus dem Deutschen Reich herauszuholen.

Professor Ruth Leiserowitz bei ihrem Vortrag
Foto: Uwe Hahnkamp

Verhandlungen und Organisation

„Bereits Mitte November 1938 traf sich der damalige britische Premier Chamberlain mit führenden Vertretern dieser Organisationen und britischen Quäkern und sicherte zu, dass es Visa-Erleichterungen für Kinder bis 17 Jahren geben würde“, erklärte Professor Ruth Leiserowitz die ersten Schritte der Kindertransporte. Übrigens sei, so die Wissenschaftlerin, der Ausdruck „Kindertransporte“ inzwischen ein Fachbegriff geworden und würde genau so unter anderem in der niederländischen, schwedischen und englischen Sprache gebraucht – den Sprachen der Länder, die diese Kinder aufgenommen haben.

Wenn man den Begriff Kindertransporte hört, hat man ein düsteres Bild vor sich, dabei waren es Züge ins Leben.

Der Zweite Weltkrieg war damals noch nicht zu erahnen, die Nationalsozialisten wollten die Juden aus ihrem Staat weghaben, also ließen sie sich in Gestalt von Adolf Eichmann und dem Reichsicherheits-Hauptamt auf Verhandlungen ein. Die Bedingungen für eine Ausreise waren sehr streng: es musste eine Aufnahmestelle geben, eine neue Familie also, die Kinder mussten gesund und durften maximal 17 Jahre alt sein. „Mitnehmen durften sie ganze zehn Reichsmark, einige persönliche Gegenstände, ein Spielzeug, einige Erinnerungsfotos in einem Koffer, den sie selber tragen mussten. Im Ernstfall war auch noch ein Instrument wie etwa eine Geige möglich“, ergänzt Professor Leiserowitz das Bild.

Denkmal für die Kindertransporte: „Abreise“, Hauptbahnhof Danzig Foto: Uwe Hahnkamp

Spätere Folgen

Heute noch zu sehen ist das an fünf Denkmälern des deutsch-englisch-jüdischen Bildhauers Frank Meisler, der selbst dank der Kindertransporte überlebt hat. In London heißt das Bildnis „Ankunft“, in Wien, Hamburg, Berlin und Danzig wird die Abreise dargestellt. Das Denkmal vor dem Hauptbahnhof in Danzig dürfte dem Künstler nahegehen, es ist 124 Kinder aus seiner Heimatstadt Danzig gewidmet. Er selbst hat in England bei Verwandten Aufnahme gefunden und dort wurde ihm erstmals klar, dass er nun eine Waise war, weil der Rest seiner Familie im Konzentrationslager umkam.

Das ist ein Trauma, das alle diese Kinder in ihrem Leben mit sich herumgeschleppt haben, die „survivor guilt“ derjenigen, die als einzige aus ihrer Familie überlebt haben. „Zwar waren sie damals junge Menschen, schauten nach vorne, gründeten Ehen und Familien, aber spätestens im Alter schlug die Erinnerung wieder durch“, beschrieb Professor Ruth Leiserowitz den Prozess, den viele der insgesamt etwa 13.000 Kinder aus den Transporten durchlaufen haben. Diese gründeten Vereine, schrieben Memoiren, gaben Interviews für die Steinberg-Archive, die Berichte von Überlebenden sammeln, und kamen auch manchmal persönlich wieder in ihre Heimat.

Denkmal für die Kindertransporte: „Ankunft“, Bahnhof Liverpool Street London Foto: Uwe Hahnkamp

Laut Ruth Leiserowitz gibt es in den Archiven auch Briefe, Fotos und andere Dokumente, die über Schicksale aus dem früheren Ostpreußen berichten, aus Guttstadt etwa über die beiden Söhne des dortigen Rabbi, von denen einer überlebte und der andere umkam. Auch über das Leid der Eltern, die Enttäuschung der aus ihrer Sicht einfach weggeschickten Kinder und schwere Entscheidungen ist dort zu lesen. „Wenn man den Begriff ‚Kindertransporte´ hört, hat man ein düsteres Bild vor sich, dabei waren es Züge ins Leben. Alles hat eine düstere und eine Schokoladenseite“, fasste Ruth Leiserowitz ihre Forschungen zusammen. Gerade mit den einzelnen, von ihr beschriebenen, menschlichen Schicksalen konnten die Zuhörer Positives und Tragik hautnah nachvollziehen.

Tafel mit dem Fachbegriff Kindertransporte
Foto: Uwe Hahnkamp

Die Kulturgemeinschaft „Borussia“ bedankt sich für die finanzielle Unterstützung des Mendelsohn-Festivals beim Goethe-Institut in Warschau, der Selbstverwaltung der Woiwodschaft Ermland-Masuren und der Warschauer Dependance der Rosa-Luxemburg-Stiftung.

Idź do oryginalnego materiału