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wochenblatt.pl 1 tydzień temu
Zdjęcie: Cmentarz prawoslawny w-Lagoszowie Wielkim Foto: Ralf Lotys


Der ungewöhnliche Fall von Maria Wańko oder:
Wenn die Sorge um deutsche Gräber im Gefängnis endet

Solche Geschichten lassen einen innehalten – und über die Konsequenzen nachdenken, die das Engagement für deutsches Kulturerbe in Polen mit sich bringen kann:

Maria Wańko, eine Bewohnerin Warschaus, beschloss, einen vergessenen Teil des orthodoxen Friedhofs im niederschlesischen Großlogisch (Łagoszów Wielki), ihrem Heimatort, in Ordnung zu bringen – dort befinden sich etwa 50 vernachlässigte deutsche Gräber aus dem 19. Jahrhundert. Sie handelte aus eigener Initiative und auf eigene Kosten. Anfangs wurde ihr Engagement vom örtlichen Pfarrer begrüßt. Die Situation änderte sich jedoch, als Frau Wańko einige Bäume entfernte, die Gräber beschädigten oder in sie hineingewachsen waren. Der Priester rief die Polizei und warf ihr illegalen Holzeinschlag und… versuchten Diebstahl des Holzes vor. Die Frau wurde in Handschellen abgeführt und verbrachte die Nacht in Polizeigewahrsam. Das Verfahren endete mit einer Anklageschrift, der Fall ging an die Staatsanwaltschaft. Das orthodoxe Kirchenoberhaupt begnügte sich mit einer knappen Stellungnahme und teilte mit, dass das Verfahren laufe und der Priester sich durch Maria Wańko belästigt fühle.

Orthodoxer Friedhof in Lagoszów Wielki
Foto: Ralf Lotys

Selbst wenn es zu einem formalen Gesetzesverstoß gekommen sein sollte, sind die Vorwürfe des Diebstahls gegen eine Person, die selbstlos, mit großem Einsatz und ausschließlich aus dem Wunsch handelte, das Andenken an die Verstorbenen und ihre Geschichten wiederzubeleben, nur schwer nachvollziehbar. Es fällt auch schwer, in ihren Taten nicht den echten Respekt vor der Vergangenheit zu erkennen – unabhängig von der Nationalität der Bestatteten.

Dieser Fall zeigt, wie schwierig es in Polen sein kann, sich um das gemeinsame Erbe zu kümmern – und dazu gehört selbstverständlich auch das deutsche Erbe – wenn es an gutem Willen, Sensibilität für Vielfalt und – ganz einfach – an menschlicher Freundlichkeit gegenüber jenen mangelt, die helfen wollen.

Andererseits wäre der Pfarrer von Großlogisch nicht der erste Geistliche, der sich wünschte, dass der deutsche Friedhof in seiner Pfarrei einfach von der Bildfläche verschwände. Noch im vergangenen Jahr wurde ein Pfarrer aus Neuendorf (Nowa Wieś Ełcka) verurteilt, weil er einen evangelischen Friedhof mit einem Bulldozer vollständig zerstört hatte.

Dieser Fall zeigt, wie schwierig es in Polen sein kann, sich um das gemeinsame Erbe zu kümmern – und dazu gehört selbstverständlich auch das deutsche Erbe – wenn es an gutem Willen, Sensibilität für Vielfalt und – ganz einfach – an menschlicher Freundlichkeit gegenüber jenen mangelt, die helfen wollen.

Nichtsdestotrotz erstaunt eine solche Haltung bei einem Geistlichen, der – unabhängig von der Nationalität der Verstorbenen – doch eigentlich die Ruhestätten schützen, das Gedenken pflegen und Brücken bauen sollte, nicht aber Mauern des Misstrauens.

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