Ein Deutscher zum Einschmelzen
Ich bin zum folgenden Erkenntnis gekommen: Die antideutsche Politik der PiS hat immerhin einen positiven Effekt – meine ständige Selbstentwicklung. Dank der hysterischen Reaktionen der Rechten jedes Mal, wenn irgendwo in Polen ein Deutscher gelobt wird, habe ich schon viele interessante Personen entdeckt, von denen ich vorher nicht einmal wusste, dass sie existieren. Nicht anders war es diesmal, als ich von der neuesten „Affäre“ las, die die PiS-Stadträte in Zoppot aufgeblasen haben.
Diesmal ging es um das Denkmal für Paul Puchmüller – Architekt, einer der bedeutendsten Erbauer Zoppots und, zu seinem offensichtlichen Pech, Deutscher. Noch 2021 hatte der Stadtrat den Bronzekunstguss abgesegnet, der nach der Renovierung des Rathauses davor aufgestellt werden sollte. Das Rathaus, wohlgemerkt, stammt ebenfalls aus Puchmüllers Feder. Damals stimmten auch die PiS-Räte dafür – das deutsch klingende „Puchmüller“ schien ihnen wohl noch nicht verdächtig genug.
Paul Puchmüller (von rechts) mit seiner Familie. Foto: Museum in ZoppotNun aber stellten dieselben PiS-Räte fest, dass die Skulptur des Deutschen entweder verkauft oder – noch besser – eingeschmolzen werden sollte, da dies „von kritischer Bedeutung für die Bewahrung der polnischen Identität Zoppots“ sei. Offensichtlich ist diese Identität äußerst fragil, wenn ihr bereits ein Architekten-Denkmal gefährlich wird. Ganz nebenbei haben die PiS-Räte – vermutlich völlig unfreiwillig – die Vorkriegsgeschichte der Stadt verbreotet, indem sie ander Puchmüllers Projekte aufgezählt haben: unter anderem eine Schule, das Kurhaus und die Feuerwache. Also Gebäude der öffentlichen Nutzung? Aber wo denn! Laut PiS waren das natürlich „Instrumente der Germanisierung“.
Der Bronzeabguss kostete die Stadt 350 000 Złoty. Die Räte kamen jedoch zu dem Schluss, dass man einen Teil des Geldes zurückbekommen könne, wenn man Puchmüller schlicht als Altmetall verkauft. Bleibt nur noch die Frage, was mit den von ihm entworfenen Gebäuden geschehen soll. Vielleicht sollte man sie konsequenterweise dem Erdboden gleichmachen. Auch das könnte ja „von kritischer Bedeutung für die Bewahrung der polnischen Identität Zoppots“ sein.












