Nowe drogi w pracy z mniejszościami

wochenblatt.pl 2 godzin temu
Zdjęcie: Olivia Schubert Foto: fuen.org


Mit Olivia Schubert, der neu gewählten Präsidentin der FUEN, sprach Andrea Polanski über ihre Rolle als erste Frau an der FUEN-Spitze, die aktuellen Herausforderungen für Minderheiten in Europa, den Einfluss von Digitalisierung und demografischem Wandel, den Umgang mit dem Erstarken rechter Bewegungen, ihre Erfahrungen aus der deutschen Minderheit in Ungarn sowie ihre Prioritäten und Ziele für die FUEN.

Sie sind die erste Frau an der Spitze der FUEN. Welche Bedeutung hat diese Position für Sie persönlich und für andere Frauen in Minderheitenorganisationen?

Es ist eine große Ehre für mich, als Präsidentin für FUEN arbeiten zu dürfen und bedanke mich für das Vertrauen. In der Tat bin ich die erste Frau, die diese Position bekleidet. Beim Kandidieren habe ich in erster Linie nicht an das Geschlecht gedacht, sondern daran, dass ich Erfahrung, Kompetenz und Leidenschaft für die Sache mitbringen kann. Gleichzeitig spüre ich den „leichten Druck“, mich als Frau beweisen zu müssen. Ich stehe dafür, dass Frauen mehr Chancen bekommen sollten, auch in Führungspositionen. Durch unser Projekt „Women in Minorities” versuchen wir gerade dies zu unterstützen und zeigen, dass Minderheitenarbeit zu großem Teil dank der Frauen lebt und funktioniert.

Welche Herausforderungen sehen Sie aktuell für Minderheiten in Europa, und wie möchte die FUEN ihnen unter Ihrer Leitung begegnen?

Wir leben in einer Zeit großer politischer, gesellschaftlicher, wirtschaftlicher Spannungen, wo sich alles rasant schnell verändert. Die Herausforderungen sind vielschichtig: Sprachverlust, fehlende rechtliche Sicherheit, Urbanisierung, Auswanderung bis hin zur Digitalisierung, Künstliche Intelligenz. Wir erleben wieder mehr kriegerische Auseinandersetzungen, politische Hetze, Hassrede, die in den meisten Fällen auch die Minderheiten betrifft. Die Komplexität dieser Erscheinungen und die Priorisierung macht die Arbeit so schwer. In solchen schwierigen Zeiten stehen Minderheiten unter zusätzlichem Druck: ihre Identitäten, Sprachen oder Rechte können schneller weiter marginalisiert werden. Bereits in der Vergangenheit hat sich FUEN immer wieder für Völkerverständigung, für den Dialog und Frieden, gegen Diskriminierung ausgesprochen durch Stellungnahmen aber auch durch konkrete Taten. Wir sollten mit gutem Beispiel vorangehen, die Rolle von Minderheiten als „Brückenbauer“ im Alltag leben und sichtbar machen, von den örtlichen kleinen Projekten bis zu den europaweiten Kampagnen.

Olivia Schubert
Foto: fuen.org

Wie möchten Sie Minderheiten in Europa fit für die Zukunft machen – insbesondere angesichts von Digitalisierung, Urbanisierung und demografischem Wandel?

Es gibt kein allgemeines Rezept für alle Minderheiten und wir können auch keine allgemein gültigen Lösungen anbieten. Hier sind die Kapazitäten, die Willenskraft und die proaktive Haltung der Mitgliedsorganisationen gefragt. Was wir machen können, ist, uns gegenseitig in mehreren Bereichen zu unterstützen, durch den Zusammenhalt zu einer starken Stimme zu werden und zu den einzelnen Problemfeldern die entsprechenden Partner zu finden. Unser Projekt „Forum der Minderheitenregionen” behandelt gerade diese Themen, wir sollten uns bemühen, die Ergebnisse der Konferenzen in konkrete Projekte umzusetzen. Dabei müssen wir klar sehen, wo und was wir ändern können und was nicht. Die heutige Zeit erfordert auch ein Umdenken und eine Anpassung an den technischen Umbruch.

Wie bewerten Sie die aktuelle politische Entwicklung in Europa, insbesondere das Erstarken rechter Bewegungen, für die Situation der Minderheiten?

Extremismus, egal welcher Art, birgt eine große Gefahr, gerade auch für Minderheiten. Wir in Ost-Mittel-Europa haben genug schlechte Erfahrungen mit der kommunistischen Zeit gemacht. Inzwischen sehen wir in ganz Europa verstärkte Tendenzen zu rechten Bewegungen, die kulturelle Homogenität fordern, was Minderheitensprachen, -kulturen und -identitäten in Frage stellen kann. Es bedeutet, dass Errungenschaften im Bereich Minderheitenrechte nicht als selbstverständlich gelten dürfen, sondern aktiv verteidigt und weiterentwickelt werden müssen. Die Maßnahmen und Forderungen, die wir im MSPI formuliert haben, gelten daher nach wie vor und sind aktueller denn je zuvor. Dabei zählt die Langfristigkeit. Es geht nicht nur um kurzfristige Reaktionen auf Wahlergebnisse und auf politisch motivierte Taten, sondern um Strukturen, Bildung, Wertearbeit – damit Minderheitenrechte nachhaltig verankert bleiben.

„Wir sollten mit gutem Beispiel vorangehen, die Rolle von Minderheiten als ‘Brückenbauer’ im Alltag leben und sichtbar machen.“

Ihre langjährige Arbeit für die deutsche Minderheit in Ungarn hat Sie sicher geprägt. Welche Erfahrungen oder Erkenntnisse aus dieser Zeit möchten Sie nun in Ihre Arbeit bei der FUEN einfließen lassen?

Die Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen (LdU) feierte dieses Jahr 30jähriges Bestehen. Die deutsche Gemeinschaft ist seit Jahrhunderten auf dem Gebiet Ungarns präsent, wegen der Traumata des 2. Weltkrieges und der darauffolgenden 40 Jahre mussten wir 1990, wo die Wende kam, unsere Arbeit von ganz unten starten. Kaum einige Tausend Leute haben damals den Mut gehabt, sich zum Deutschtum zu bekennen, es gab keine politische Interessenvertretung, wir kämpften mit Sprach- und Identitätsverlust und mussten lernen, uns selbst zu organisieren. Heute, dank der Möglichkeiten der kulturellen Autonomie wird Deutsch als Nationalitätensprache in über 400 Schulen und Kindergärten unterrichtet, wir verfügen über 500 Zivilvereine (Tanzgruppen, Chöre, Kapellen), bei der Volkszählung haben sich um die 150 000 Personen zum Deutschtum bekannt, wir haben eine parlamentarische Vertretung und über 70 örtliche deutsche Selbstverwaltungen sind Träger von Schulen und Kindergärten. Die LdU selbst verfügt über ein breites Netzwerk von schulischen und kulturellen Einrichtungen. Mit vielen kleinen Schritten, mit einem langen Atem und mit viel Arbeit und Überzeugungskraft haben wir all dies erreicht. Dabei suchen wir ständig nach neuen Herausforderungen und Verbesserungsmöglichkeiten. Wenn es bei unserer Organisation gelungen ist, dann kann diese Art der Arbeit auch bei FUEN funktionieren.

Welche Prioritäten haben Sie für Ihre Amtszeit gesetzt?

Für mich ist es wichtig, dass nicht nur symbolische Maßnahmen umgesetzt werden – also etwa „mehr Frauen“ –, sondern echte Beteiligung entsteht mit Verantwortung, Ressourcen und Wirkung. Ich halte es für genauso wichtig, dass die internationalen Anforderungen mit den lokalen Erfahrungen von Minderheiten verbunden werden, d.h. Praxis und Politik wirklich zusammenfinden. Dabei ist die Grundvoraussetzung, dass Minderheitenorganisationen nicht nur reagieren, sondern mitgestalten und dass die Minderheitenarbeit nicht als isoliertes Thema gesehen wird, sondern als Teil einer inklusiven Gesellschaft. Der Wandel in den Gemeinschaften, wie Generationenwechsel, Urbanisierung, Digitalisierung, muss erkannt und aktiv begleitet werden.

Gibt es ein konkretes Ziel oder Projekt, das Sie in Ihrer ersten Amtszeit unbedingt umsetzen möchten, um die FUEN nachhaltig zu stärken?

Da die Arbeit von FUEN so komplex ist, kann man kein Projekt hervorheben. Weiterhin bleibt die finanzielle Stabilisierung und die Erwerbung neuer Mittel, insbesondere EU-Fördermittel, ein zentrales Ziel, wie auch die schrittweise Umsetzung der Maßnahmen vom MSPI.

Wie möchten Sie junge Menschen stärker in die Arbeit der FUEN einbinden, damit sie sich für Minderheitenpolitik begeistern?

Einerseits ist es wichtig, dass wir mit unserer Partnerorganisation YEN stärker zusammenarbeiten, Möglichkeiten finden, mehrere gemeinsame Projekte zu starten und sie in unsere Kommunikation und PR stärker einbeziehen. Bereits jetzt hat der Vertreter von YEN einen festen Sitz im Präsidium, die ihnen eine Teilhabe an der Entscheidungsfindung und die Möglichkeit des direkten Informationsflusses ermöglicht. Wir sollen uns bemühen, mehr Plattformen zu finden und auch neue Wege dank der Digitalisierung, wodurch die Jugend sich aktiver in die Arbeit einbringen kann. Die Initiativen dafür sollen von beiden Seiten kommen. Auf der anderen Seite halte ich es für enorm wichtig, dass auch viel Eigeninitiative seitens der Mitgliedsorganisationen gezeigt wird. Sowohl die Jugendorganisationen als auch die Verbände der einzelnen Mitgliedsorganisation sollen ihre eigenen Maßnahmen ergreifen, um die jungen Leute zu fördern. Ich kann wieder nur aus eigener Erfahrung sprechen. Bei der LdU haben wir vor etwa 15 Jahren eine gezielte Jugendförderung gestartet. Seitdem hat sich die Zahl der jungen Vollversammlungsmitglieder stark erhöht, der Jugendausschuss ist aktiv, initiiert eigene Projekte, wir haben einen starken Zulauf von Praktikantinnen und immer mehr junge Leute sind aktiv in den lokalen Selbstverwaltungen. Es ist dabei wichtig, Raum für eigene Ideen und Mitgestaltung zu schaffen.

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