Was war los in Ermland und Masuren?
Bartenstein/Bartoszyce: Ein arbeitsreicher Frühling für „Saga“
Die Regionaltanzgruppe „Saga“ aus Bartenstein hat einen arbeitsreichen Frühling hinter sich. Beim Ostpreußentreffen in Anklam tanzte die Gruppe vor über 700 Gästen – für einige Mitglieder wie Filip Ciekliński war es der erste Auslandsauftritt. Zwei 10-minütige Shows forderten vollen Einsatz. Trainiert wurde u.a. bei einem intensiven Workshop in Kahlberg/Krynica Morska, wo die Jugendlichen „zwei neue ostpreußische Volkstänze“ und eine Choreografie für die Kupala-Nacht einübten – trotz Regen und Kälte. Es folgten weitere Auftritte: bei Jugendspielen, Familienpicknicks und Festen in Olsztyn. Am 8. Juni hatte die Gruppe gleich zwei Einsätze an einem Tag. Trotz der Fülle an Terminen ist an Pause nicht zu denken: „Am 20. Juni treten wir bei der Kupala-Nacht in Bartenstein auf, am 21. in Wuttrienen/Butryny und am 23. beim Folklorefestival in Willkassen/Wilkasy“, so Instruktorin Dorota Cieklińska. Unterstützt wurde die Gruppe vom Bundesministerium des Innern und für Heimat.

Lyck/Ełk: 600 Jahre weiße Seerose
Lyck feiert 600 Jahre Stadtrecht – ein ganzes Jubiläumssommer lang. 1425 verlieh der Hochmeister des Deutschen Ordens, Paul von Rusdorf, der Stadt die Rechte. Der Name „Ełk“ geht auf das jatwingische Wort łek („weiße Seerose“) zurück.
Auch der Verband der deutschen Minderheit „Masuren“ beteiligt sich aktiv an den Feierlichkeiten. Mit selbstgemachten Lebkuchen mit Wasserturm-Motiv und Tonherzen warb der Verein für Spenden zum Erhalt des „Wassertropfen-Museums“, das im alten Wasserturm untergebracht ist – dem Wahrzeichen von Lyck.
Am 27. Mai nahmen Vereinsvertreter an einer feierlichen Stadtratssitzung teil, am 30. Mai am Treffen mit einer deutschen Delegation. Vereinsvorsitzende Urszula Sasińska betonte dort die gute Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung: „Ich glaube, das war für unsere Landsleute aus Deutschland sehr wichtig – und für die Stadtführung ein Zeichen unserer Dankbarkeit.“
Ein Sommer voller Veranstaltungen lädt zum Besuch ein – samt Jubiläumslebkuchen.
Elbing/Elbląg: Zwischen Politik und Kultur – Verein bleibt aktiv
Obwohl sich der Deutsche Minderheitenverein Elbing seit März in Auflösung befindet – mangels neuer Vorsitzkandidaten –, bleibt er überraschend aktiv. Mitte Mai organisierten Róża Kańkowska und Hilda Sucharska ein Treffen zur Amtsübernahme von Bundeskanzler Friedrich Merz. Der größte Eindruck? „Nicht sein Programm oder seine Herkunft – sondern, dass er fast zwei Meter groß ist“, lacht Kańkowska.
Am 22. Mai stand dann der fast vergessene Maler Paul Emil Gabel im Mittelpunkt. Geboren 1875 in Elbing, studierte er in Düsseldorf und wirkte später in Hamburg. Er malte zahlreiche Elbinger Ansichten, die als Postkarten erschienen, sowie Motive aus Europa und Nordafrika. „Wir wissen nicht einmal, ob eines seiner Werke noch in Elbing existiert“, so Kańkowska nachdenklich. Das Treffen würdigte seinen 150. Geburtstag.

Dirschau/Tczew: Reise zu Orten mit Geschichte
2025 steht für die deutsche Minderheit in Dirschau im Zeichen der Geschichte: Zum 80. Mal jährt sich das Ende des Zweiten Weltkriegs – ein Wendepunkt für viele Deutsche im Osten. „Wir müssen erinnern – und das geht nur, wenn wir unsere Geschichte kennen“, betont Vorsitzende Krystyna Jakubanes. Daher stehen alle Ausflüge des Jahres unter einem historischen Thema.
Ein aktuelles Ziel war eine Exkursion nach Klannin/Kłanino und Krockow/Krokowa. In Klannin besuchte die Gruppe ein junges Panzermuseum mit militärischer Ausrüstung aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs. In Krockow ging es zum Palast der Familie von Krockow – einst eine deutsche Adelsfamilie, deren Geschichte vom Krieg geprägt ist. Besonders beeindruckte das Leben Albrecht von Krockows, der sich nach dem Krieg für die deutsch-polnische Versöhnung engagierte.
Begleitet von Vorträgen während der Fahrt nahmen 41 Personen teil. „Bei uns wird auf Ausflügen nicht gefeiert, sondern gelernt“, so Jakubanes.

Lyck/Ełk: Ausflug nach Heiligelinde/Święta Lipka und Rößel/Reszel
Ein Tagesausflug führte 24 Teilnehmende aus Lyck nach Heiligelinde und Rößel – mit bleibendem Eindruck: „Wann fahren wir wieder?“, fragten viele am Ende begeistert. Besonders faszinierte die Basilika in Heiligelinde, ein Nationalheiligtum mit dem Rang einer Basilica minor. Ein Orgelkonzert mit beweglichen Figuren war ein Höhepunkt.
Fremdenführerin Katarzyna Plichta vermittelte spannende Fakten und Legenden zur Marienverehrung, Architektur und Geschichte des Wallfahrtsorts sowie der Region Ermland-Masuren.
In Rößel – der „Perle Ermlands“ – bestaunte die Gruppe die historische Bebauung, besuchte die Kirche St. Peter und Paul, den alten Marktplatz und die gotische Hohe Brücke. Die ehemalige Bischofsburg beeindruckte besonders durch ihre Ausstellung von Folterinstrumenten – darunter die Geschichte von Barbara Zdunk, der letzten wegen Hexerei hingerichteten Frau Europas.
Die Fahrt wurde durch das BMI und die Stadt Lyck gefördert. Bürgermeister Tomasz Andrukiewicz übernahm u.a. die Kosten für Eintritt und Mittagessen.

Hohenstein/Olsztynek: Aufräumarbeiten auf dem Soldatenfriedhof
Kälte, Wind und Regen hielten elf Mitglieder der deutschen Minderheit in Hohenstein nicht davon ab, den kleinen Soldatenfriedhof der Stadt zu pflegen. Seit Jahren engagiert sich der Verein für die Anlage, die einst stark vernachlässigt und überwuchert war.
Bei der jüngsten Aufräumaktion wurden Gestrüpp entfernt, das beschädigte Denkmal gesäubert, die Umrisse des Massengrabs mit Feldsteinen markiert und Blumen gepflanzt. So bleibt das Gedenken lebendig.
„In diesem Massengrab ruhen 63 deutsche Soldaten, die zu Beginn des Ersten Weltkriegs bei der Schlacht von Tannenberg gefallen sind“, erklärt Jan Cieśla, Vorsitzender der Organisation. Die Namen der Gefallenen sind unbekannt – die einst angebrachten Tafeln sind verschwunden. Trotz dieser Lücke sorgt der Verein Jahr für Jahr dafür, dass der Ort nicht in Vergessenheit gerät.
