Nikischschacht – przekleństwo i błogosławieństwo zarazem

wochenblatt.pl 7 godzin temu
Zdjęcie: Barbara Szustakiewicz‑Przybyłka, Stadtführerin auf dem Nikischschacht und zugleich Anwohnerin. Foto: Andrea Polanski


Andrea Polanski im Gespräch mit Barbara Szustakiewicz‑Przybyłka, Stadtführerin auf dem Nikischschacht und zugleich Anwohnerin, über die Geschichte der Arbeitersiedlung, ihre Einzigartigkeit und darüber, wie es ist, in einem der beliebtesten touristischen Orte Oberschlesiens zu leben.

Nikischschacht ist eine der markantesten Siedlungen in Kattowitz, und Sie sind zertifizierte Stadtführerin. Was hat Sie an diesem Ort so begeistert, dass Sie beschlossen haben, Besucher herumzuführen?

Alles begann damit, dass ich hier eingezogen bin. Wenn Freunde zu Besuch kamen, führte ich sie gerne durch die Siedlung. Häufig fragten sie mich nach der Geschichte dieses Ortes – und ich konnte ihnen keine genaue Antwort geben. Also beschloss ich, die Vergangenheit dieses außergewöhnlichen Ortes besser kennenzulernen. 2019 organisierte die Fabrik Lokaler Initiativen, ein lokaler Verein, der u. a. für den Nikischschachter Weihnachtsmarkt bekannt ist, einen Kurs für lokale Stadtführer. Dort habe ich alles gelernt, was man wissen muss, um professionell durch Nikischschacht zu führen.

Barbara Szustakiewicz‑Przybyłka, Stadtführerin auf dem Nikischschacht und zugleich Anwohnerin.
Foto: Andrea Polanski

Wie Sie bereits erwähnt haben, besticht Nikischschacht durch seine geschlossene Backsteinbebauung mit charakteristischen Ziegelhäusern und großen, großzügigen Innenhöfen. Warum entschieden sich die Architekten Zillmann für diese Form der Architektur?

Bevor Nikischschacht entstand, beauftragte die Firma Georg von Giesches Erben die Cousins Zillmann, in der Nähe der Siedlung Gieschwald ein Projekt zu entwickeln. Man rodetete ein Waldstück und errichtete dort eine sogenannte „Bergarbeitersiedlung“. Für die Bergarbeiter der Giesche‑Grube baute man Doppelhaushälften mit Gärten. Als man merkte, dass eine Siedlung nicht ausreicht, entschied man sich 1908 zum Bau von Nikischschacht. Diesmal war die zur Verfügung stehende Fläche deutlich kleiner – begrenzt durch Bahnlinie und Straße. Also entstand eine kompakte Siedlung im Stil einer kleinen Stadt. Die ganze Anlage besteht aus neun zweistöckigen Wohnblöcken mit Innenhöfen. Zentrale Einrichtungen wie Kirche, Apotheke oder die Läden – auf Schlesisch „Konsum“ genannt – befinden sich rund um den Marktplatz. Früher gab es auch ein Wirtshaus und eine Wäscherei mit Mangel, in der heute ein lokales Museum untergebracht ist.

Man sagt, jeder Eingang in Nikischschacht sei anders gestaltet. Haben Sie das einmal überprüft?

Das untersuchte vor einigen Jahren eine Jugendgruppe aus dem Zimbardo-Zentrum in Nikischschacht. Sie betrachteten sämtliche Hauseingänge genau – und fanden keine zwei identischen. Jeder Eingang unterscheidet sich: sei es im Ziegelmuster, in der Form der Fenster über den Türen oder bei der Tür selbst. In einer Zeit, in der man oft nach dem Prinzip „Copy & Paste“ baut, ist der Detailreichtum der Zillmanns wirklich beeindruckend.

Nikischschacht ist eine der markantesten Siedlungen in Kattowitz
Foto: Andrea Polanski

Und was ist mit den Rosen am heutigen Postgebäude? Sie tauchen auf vielen Souvenirs der Siedlung auf. Warum sind sie so markant?

Die Rosen auf dem Postgebäude sind ein Mosaik – ebenfalls von den Zillmanns entworfen. Früher befand sich an dieser Stelle ein Wirtshaus. Das Rosenmotiv verweist auf die „Szlajfki“ – bunte Schleifen aus der Rozbarzer Volkstracht. Die Architekten erwiesen damit der schlesischen Kultur und Tradition im Herzen der Siedlung ihre Ehre.

Sie kennen Nikischschacht sicher in- und auswendig. Gibt es interessante Orte oder Anekdoten, die nur Sie Touristen verraten?

Wir Stadtführer behalten solche Details nicht für uns – wir wollen unsere Gäste gut führen. Ein Beispiel: der alte Feuermelder an einer der Cafés. Gäste sitzen draußen an den Tischen und übersehen die verrostete Box an der Wand völlig. Klappt man sie jedoch auf, entdeckt man eine der wenigen erhaltenen deutschen Inschriften im Viertel.

Wenn du verstehen willst, wie eine oberschlesische Arbeitersiedlung vor 100 Jahren aussah, dann musst du Nikischschacht besuchen.

Und was steht da?

„Nach Gebrauch Türchen schließen.“

Sie sind nicht nur Stadtführerin, sondern auch Anwohnerin. Wie entwickelt sich dieses Viertel, und passen die neuen Investitionen zum historischen Charakter des Nikischschachts?

Vor 10–15 Jahren hatte das Viertel einen schlechten Ruf. Probleme wie Arbeitslosigkeit, Kleinkriminalität oder Vandalismus waren weit verbreitet. Ende der 2000er Jahre begannen die Bewohner, das Ruder selbst in die Hand zu nehmen. Sie sammelten Geld für Überwachungskameras und begannen, den historischen und architektonischen Wert des Ortes zu schätzen. Künstler zogen ein, Politiker besuchten das Viertel. Nun entsteht ein großes Revitalisierungsprojekt rund um den alten Schacht „Pułaski“, wo ein Zentrum für Gaming und Technologie geplant ist.

Kattowitz verändert sich schnell. Erleben Sie Gentrifizierung in Nikischschacht? Wie spüren das die Bewohner?

Der Hype um Nikischschacht hat auch Schattenseiten. Die Immobilienpreise explodieren. Der Wert der Wohnungen hat sich in den letzten 10–15 Jahren vervielfacht. Einige Wohnungen werden in Ferienapartments umgewandelt. Die Eigentümer profitieren, doch Nachbarn leiden oft unter partyfreudigen Touristen. Treffpunkte für Anwohner fehlen. Früher gab es einfache, preiswerte Kneipen – heute sind viele Lokale teuer und auf Besucher ausgerichtet.

Jeder Eingang in Nikischschacht ist anders gestaltet. So sagt man
Foto: Andrea Polanski

Zum Abschluss – wenn Sie Nikischschacht mit einem Satz beschreiben müssten: Was würden Sie sagen, um jemanden zum Besuch zu bewegen?

Wenn du verstehen willst, wie eine oberschlesische Arbeitersiedlung vor 100 Jahren aussah, dann musst du Nikischschacht besuchen.

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