Lust auf mehr nach jeder Unterrichtsstunde
Anfangs sah es nach einer kleinen Rebellion aus: Ferien, und wir sollen lernen? Nichts da. Nach der ersten Unterrichtsstunde stand es dann schon fest: Deutsch? Warum so wenig!
Die Sommer-Deutschworkshops, die vom Verband der Deutschen Gesellschaften in Ermland und Masuren organisiert wurden, dauerten 10 Tage. Wie schon zuvor fanden sie in Osterode statt, und ihre Basis war das Internat des Sonderpädagogischen Zentrums. Warum wieder derselbe Ort?
Weil es hier sehr gute Unterkünfte, eine hervorragende Küche und viel Platz sowohl im Gebäude als auch im Hof gibt, um verschiedene Aktivitäten durchzuführen. Außerdem mangelt es in Osterode im Sommer nicht an kostenlosen Attraktionen, die die Kinder nutzen können. In diesem Jahr waren es die Tage von Osterode, während denen in der Stadt viel los war. Und die Kinder haben davon profitiert.

Foto: Ewelina Panasiuk
An den Workshops nahmen 25 Kinder im Alter von 9 bis 12 Jahren aus deutschen Vereinen aus Osterode, Bartenstein, Landsberg, Mohrungen und Umgebung sowie Kinder aus Vereinen in Allenstein und Neidenburg teil, obwohl letztere nicht dem Verband angehören.
Spielerisch lernen
Die Sommerworkshops mit Deutsch bedeuteten Tage intensiven Lernens. Der Unterricht fand im Deutschen Haus der Deutschen Gesellschaft „Tannen“ Osterode statt. Anfangs bahnte sich eine kleine Rebellion an: Ferien, und wir sollen lernen! Nichts da. Nach der ersten Unterrichtsstunde wollten alle Kinder mehr – und das war auch vorhersehbar, denn der Unterricht wurde von Ewelina Panasiuk geleitet, einer erfahrenen Germanistin, die seit vielen Jahren Deutsch unterrichtet.
In diesem Jahr waren Reisen und Einkaufen die Hauptthemen des Kurses – Themen, die jedem am Herzen liegen. Die Methoden und Unterrichtsmaterialien wurden so ausgewählt, dass die Kinder spielerisch lernen konnten und nach jeder Stunde noch Lust auf mehr hatten.

Foto: Ewelina Panasiuk
Durch Sprachanimationen lernten die Kinder aktiv Vokabeln und den Aufbau von Sätzen. Die Atmosphäre im Unterricht förderte die Teilnahme und die Entwicklung der Kommunikationsfähigkeiten.
„Das Sprachniveau der Kinder war sehr unterschiedlich. Es gab Kinder, die zu Hause täglich Deutsch sprechen, und solche, die gerade erst mit dem Lernen beginnen. Da wir jedoch spielerisch lernen und aktivierende Methoden anwenden, gefallen den Kindern die Kurse und sie sind sogar unzufrieden, wenn sie zu Ende sind“, fasst die Lehrerin zusammen.
Aktivitäten außerhalb des Unterrichts
Und was haben die Kinder gemacht, wenn sie nicht Deutsch lernten? „Sie hatten Kunst- und Sportunterricht, eine Schachakademie, Fußballspiele (darunter Mädchen gegen Jungen – das Spiel endete unentschieden), eine Besichtigung von Osterode und eine Klettertour auf den Turm der evangelischen Kirche, einen Ausflug auf den Spuren der deutschen Vergangenheit nach Allenstein, Hohenstein und Thorn. Für viele Kinder war es ein großes Erlebnis, weil sie zum ersten Mal in ihrem Leben mit dem Zug gereist sind“, erinnert sich Beata Serek, Erzieherin.

Foto: Ewelina Panasiuk
Es gab so viele Aktivitäten, dass die Kinder keine Zeit hatten, mit dem Handy zu spielen. Zumal sie es nur eine halbe Stunde nach jeder Mahlzeit benutzen durften. Die Erzieherinnen haben auf WhatsApp eine Gruppe für die Eltern eingerichtet, in die sie täglich 200 bis 300 Fotos hochgeladen haben. Die Eltern jedes Kindes wussten genau, was es tat und in welcher Stimmung es war.
Meinungen der Teilnehmer
Den Erwachsenen hat es gefallen, aber den Kindern?
Lena Kask aus Soldau, 9 Jahre alt, war zum ersten Mal bei den Workshops dabei. Sie kam mit ihrem Cousin Nico aus Deutschland. Was hat ihr am besten gefallen?

Foto: Ewelina Panasiuk
„Die Sportaktivitäten und der Kostümball”, antwortet sie. Und der Deutschunterricht?
„Das sind keine Unterrichtsstunden wie in der Schule. Es macht Spaß. Es ist überhaupt nicht schwer oder langweilig”, zerstreut sie alle Zweifel.
Olivier Ostrowski, 12 Jahre alt, aus Linkenau bei Maldeuten, ist bereits zum vierten oder fünften Mal bei den Workshops dabei.
„Mir ist hier nie langweilig. Es ist immer toll. Mir gefällt alles, am besten der Ausflug nach Thorn und der Kostümball.”
Und was sagt Nico, Lenas Cousin, der kein Deutsch lernen muss, weil er es zu Hause und in der Schule täglich spricht?
„Ich lerne von den Kindern Polnisch“, versichert er.

Foto: Ewelina Panasiuk
Nico schrieb seinen Freunden aus dem Workshop SMS-Nachrichten auf Deutsch und hielt am Ende des Kurses einen Vortrag auf Deutsch über das Schulsystem und die Schule in Deutschland.
Am letzten Tag des Sprachcamps fand auf dem Gelände des Deutschen Hauses ein Abschiedsgrillfest mit Wettbewerben statt.
Die Sommer-Deutschworkshops wurden vom Verband der deutschen Gesellschaften in Ermland und Masuren organisiert und vom polnischen Ministerium für Inneres und Verwaltung sowie vom deutschen Bundesministerium des Innern und für Heimat über den Verband der deutschen Sozial-Kulturellen Gesellschaften in Oppeln finanziert.