Vorerst wird es keinen Nationalpark Dolina Dolnej Odry / Unteres Odertal geben
Die Hoffnung auf die Gründung eines Nationalparks „Dolina Dolnej Odry“/„Unteres Odertal“ ist vorerst zunichte gemacht worden. Grund dafür ist das Veto des polnischen Staatspräsidenten in dieser Angelegenheit. Diese Tatsache hat die Pläne der Umweltschützer und Kommunalpolitiker auf der deutschen Seite des Flusses ernsthaft durchkreuzt. Ein trauriges Beispiel dafür ist die Stadt Gartz an der Oder, wo vor drei Jahrzehnten auf deutscher Seite der Grenze des Nationalparks „Unteres Odertal“ gegründet wurde.
Daher wurde die Nachricht, dass der polnische Präsident das Gesetz zur Gründung eines Nationalparks auf polnischer Seite abgelehnt hat, in Gartz mit großer Enttäuschung aufgenommen. Die Einwohner dieser Stadt waren überzeugt, dass es bald auf beiden Seiten der Oder ein Schutzgebiet mit dem gleichen Status geben würde. Darüber hinaus beteiligte sich Gartz seit vielen Monaten an den Aktivitäten einer deutsch-polnischen Arbeitsgruppe zur Entwicklung des grenzüberschreitenden Tourismus.
Außerdem hatte die Kleinstadt in einen Yachthafen investiert, am Ufer des Flusses entstand ein Café, und bald wird auch ein Restaurant gebaut. Gartz hat jedoch keine direkte Verbindung zu Polen. Die nächste Verbindung befindet sich in Mescherin, von wo aus eine Brücke nach Greifenhagen/Gryfino führt. Daher entstand in der Stadt auch die Idee, eine Fußgänger- und Fahrradbrücke über die Oder zu bauen, wobei die erhaltenen Pfeiler der ehemaligen Brücke genutzt werden sollten. Die Stadtverwaltung geht allerdings davon aus, dass der Bau einer solchen Brücke nur dann Sinn macht, wenn auf der polnischen Seite ein Nationalpark entsteht. Es geht nämlich nicht nur darum, die Finanzierung für die Verbindung zweier Nationalparks durch eine Fußgängerbrücke zu erleichtern, sondern auch darum, die komplizierten Fragen des Grundbesitzes zu klären. Nach der Entscheidung des polnischen Präsidenten wurden diese Pläne jedoch vorerst zurückgestellt.
Die Arbeiten an einem neuen Gesetz sind erfreulicherweise im Gange – traurig ist aber, dass sie sehr lange dauern könnten.
Das ist schade, denn bereits 1990 war die Idee zur Gründung eines Nationalparks im Gebiet der Unteren Oder ein deutsch-polnisches Projekt. Damals war geplant, einen einzigen grenzüberschreitenden Park auf beiden Seiten des Flusses zu schaffen, der auch eine deutsch-polnische Verwaltung haben sollte. Auch wenn sich im Laufe der Zeit herausstellte, dass dies aus rechtlichen Gründen nicht realisierbar war, wäre die Einrichtung eines Nationalparks auf polnischer Seite ein großer Fortschritt und eine Fortsetzung der guten Zusammenarbeit mit den bereits auf polnischer Seite bestehenden Landschaftsparks „Cedynia“/Zehden und „Dolina Dolnej Odry“/Unteres Odertal. Durch die höher bewertete Einstufung als Nationalpark würden auf beiden Seiten des Flusses Schutzgebiete mit dem gleichen Status entstehen.
Dolina dolnej odry.Foto: Wikimedia Commons
Das, wovon hier die Rede ist, ist auch im Zusammenhang mit gemeinsamen Maßnahmen zum Schutz des Flusses vor Katastrophen wie der von 2022 von großer Bedeutung, als die Blüte der sog. Goldalgen zu einem massiven Fisch- und Organismensterben führte. In dieser Situation ist die große Enttäuschung kaum verwunderlich. Trotzdem sollte man nicht den Glauben daran verlieren, dass es in Zukunft gelingen wird, auf polnischer Seite einen Nationalpark im Unteren Odertal zu schaffen. Die Hoffnung ist umso größer, als die polnische Umweltministerin Paulina Henning-Kloska angekündigt hat, dass das Veto des Präsidenten die Maßnahmen zum Schutz dieser Gebiete nicht aufhalten wird!
Zur Bestätigung dieser Worte stellte Paulina Henning-Kloska als Plan B den Vorschlag vor, dass Stettin und Kolbitzow/Kołbaskowo im Gebiet Międzyodrze/Zwischenoder ein Schutzgebiet einrichten, das in den Nationalpark Wollin/Wolin integriert werden soll. Die beiden anderen Selbstverwaltungen, auf deren Gebiet der Nationalpark entstehen sollte – die Gemeinde Fiddichow/Widuchowa und der Landkreis Greifenhagen – sprachen sich hingegen dafür aus, einen weiteren Versuch zur Gründung des Parks mit Hilfe eines Gesetzes zu unternehmen, in dem einige Bestimmungen geändert werden sollen. Daraus folgt, dass die Arbeiten an einem neuen Gesetz im Gange sind, was erfreulich ist. Leider könnten sie jedoch sehr lange dauern, was wiederum deprimierend und traurig ist und vor allem einen Rückschritt bedeutet.












