Zu einem Weihnachtsmarkt zugunsten der Schule der Stiftung „Rozwiń Skrzydła“ für Menschen mit Behinderungen in Freystadt in Westpreußen (Kisielice) haben am späten Vormittag des 5. Dezember die beiden Lehrstühle der Germanistik der Universität Ermland-Masuren (UWM) in Allenstein (Olsztyn) eingeladen. Neben dem Verkauf von handgemachten Geschenken und Kuchen im Foyer der Theateraula in der Fakultät für Geisteswissenschaften warteten auf die Teilnehmer noch viele andere Attraktionen.
Die Studierenden und die Mitarbeiterinnen des Lehrstuhls für deutsche Sprache sowie des Lehrstuhls für Literatur und Kultur der deutschsprachigen Länder hatten sich gewaltig ins Zeug gelegt für die zahlreichen Gäste, die sie erwarteten. Neben dem karitativen Ziel des Projekts sollte auch ein gutes Bild der Germanistik der UWM entstehen, denn, wie der Dekan der Geisteswissenschaftlichen Fakultät, Professor Mariusz Rutkowski, in seinem Grußwort sagte: „Wir hoffen, dass von den heutigen Teilnehmern einige hier studieren und später als Lehrer wiederum mit ihren Schülern zu einem solchen Weihnachtsmarkt kommen werden.“
Wettbewerbe zur deutschen Sprache
Ähnliche Töne schlug auch die Organisatorin Dr. Małgorzata Derecka vom Lehrstuhl für deutsche Sprache an. Für einen großen Teil der über 100 Anwesenden ging es quasi sofort in die Aula selbst, so die Dozentin: „Es gab einen Wettbewerb zur deutschen Sprache, getrennt für Grund- und Mittelschulen, zu dem sich über 70 Personen angemeldet hatten. Nach 45 Minuten Arbeit ging es dann an die Korrektur und später zur Preisverleihung.“
Doch den Teilnehmern und anderen Schülern sollte es derweil nicht langweilig werden. Also organisierten die Studierenden der Germanistik einen „Kahoot!“-Wettbewerb mit 50 Fragen in einem der Hörsäle, in denen sie sonst selbst lernen. Die jüngeren Schüler der Grundschulen wurden mit einer sogenannten Word Wall, also an den Wänden befestigten Suchwörtern aus dem Themenbereich Advent und Weihnachten, in den zweiten und dritten Stock des Gebäudes der Geisteswissenschaften gelockt, wo sie von den Studierenden weitere Informationen zum Studium und den Chancen durch die Germanistik bekamen.
Fachlich passend, aber etwas lockerer ging es bei Martyna Chrzanowska zu. Die Vertreterin des Projekts „LernRaum.pl“ in Allenstein und der deutschen Bibliothek bei der Woiwodschafts-Bibliothek in Allenstein bot vor allem für Schüler aus dem Lyzeum mit „Space Digital“ vom Goethe-Institut ein Quiz mit einem Einblick in die deutsche Landeskunde an. Für interessierte Lehrer hatte die Bibliothek auch Material an einem Stand im Foyer der Theateraula. Adventliches Basteln gab es in einem weiteren Hörsaal mit Chantal Stannik, der Kulturmanagerin des Instituts für Auslandsbeziehungen (ifa) beim Verband der deutschen Gesellschaften in Ermland und Masuren (VdGEM). Bei dem unerwartet großen Andrang zu ihrem Angebot gingen ihr beinahe die Christbaumkugeln aus, die die jungen Schülerinnen und Schüler mit Begeisterung bemalten oder auch anders gestalteten.
Herdentrieb und Herzenstrieb
Was man aus anderen Dingen alles weihnachtlich gestalten kann, zeigten die an den Ständen des Weihnachtsmarkts ausgestellten Werke der Schüler und Mitarbeiter der Schule für junge Menschen mit Behinderungen in Freystadt. Ein eleganter Engel weckte ein wenig Mitgefühl mit dem Buch, aus dem er entstanden ist; Holz, Moos und Tannenzapfen wurden zu Landschaften mit Kerzen, und Papiere für Muffins zu einer Christbaumkugel. Die Autoren dieser Arbeiten waren mit ihren Betreuern als Ehrengäste zu den abschließenden feierlichen Momenten gekommen.
Die Wartezeit vor der Preisverleihung der Wettbewerbe nutzten viele Jugendliche und ihre Lehrer für einen Weihnachtseinkauf, wie Małgorzata Derecka mit einem Lächeln bemerkte: „Die meisten Teilnehmer waren in Gruppen unterwegs – zum Wettbewerb, zum Basteln, zum Quiz und jetzt auch auf der Suche nach Geschenken. Wir warten noch auf ein oder zwei Gruppen, die noch im Haus unterwegs sind, damit wir die Preise übergeben können.“ Kurze Zeit später war es dann so weit und die besten Teilnehmer am Deutsch-Wettbewerb und bei „Kahoot!“ erhielten ihre Trophäen.
„Es hat den jungen Menschen Spaß gemacht. Sie konnten ihre Fähigkeiten austesten, wir konnten uns präsentieren und auch einige Kunstwerke verkaufen“, sah Małgorzata Derecka die Aktion dreifach positiv. „Der Rest der Arbeiten findet in den nächsten Tagen noch Käufer, und dann geht hoffentlich viel Geld an die Stiftung ‚Rozwiń Skrzydła‘ in Freystadt.“
Ein oder zwei weitere wegweisende Plakate zu Weihnachtsmarkt und Germanistik im Eingangsbereich der Geisteswissenschaften hätten der Veranstaltung sicher noch etwas mehr Aufmerksamkeit verschafft, aber auch so war das Ganze ein großer Erfolg.
Uwe Hahnkamp