Tolkemit und Cadinen. Auf den Spuren unseres letzten Kaisers

wochenblatt.pl 5 godzin temu
Zdjęcie: Mietshäuser in Tolkemit Foto: Lech Kryszałowicz


Vergessen Sie Kahlberg

Tolkemit und Cadinen sind touristische Ziele, die noch kaum entdeckt wurden – und gerade deshalb so sympathisch wirken. Beide Orte sind eng mit der Geschichte verbunden und lohnen auf jeden Fall einen Besuch.

Am 29. Juli hat ein Hochwasser Tolkemit wieder ins Gespräch gebracht: Der sonst kaum sichtbare Fluss Stradanka schwoll nach heftigen Regenfällen stark an, trat über die Ufer und überflutete Teile der Stadt am Haffufer – sogar das Feuerwehrhaus blieb nicht verschont. Doch Tolkemit ist ein Ort, den man sich merken sollte: ideal für erholsame Tage, nicht nur in den Ferien.

Tor zum kaiserlichen Gutshof
Foto: Lech Kryszałowicz

Haff ja, Baden nein

In und um Tolkemit gibt es zahlreiche Strände – sowohl öffentliche als auch wilde – am Frischen Haff. Manche sind wirklich idyllisch, ruhig und perfekt zum Sonnenbaden. Doch zum Baden eignet sich das Haff nicht. Derzeit wird der Fluss Elbing vertieft; sein trübes, mit Sedimenten belastetes Wasser fließt ins Haff. Das Ergebnis: trübes Wasser und ein unangenehmer Geruch.

Kaiserliches Sommerpalais in Cadinen
Foto: Lech Kryszałowicz

Wer unbedingt baden will, fährt besser nach Kahlberg. Von Tolkemit und Frauenburg verkehren mehrmals täglich Wasserstraßenbahnen dorthin, Tickets gibt es online. Man kann also nach Kahlberg fahren, am Strand liegen, die Preise vergleichen und erleben, wie mühsam es ist, sich inmitten der Menschenmassen zu erholen – und dann zurückkehren nach Tolkemit, in Ruhe und Stille. Außerdem: Wie viel Zeit verbringt man schon im Wasser? In der Ostsee ist es ohnehin kalt – und die Sonne scheint in Tolkemit genauso wie in Kahlberg.

Übernachten und essen

In Tolkemit gibt es zwei kleine Campingplätze, darunter einen ganzjährig geöffneten mit Gästezimmern. Hinzu kommen viele private Unterkünfte sowie ein Stellplatz im Hafen – ideal für Segler, aber auch für Wohnmobile und Wohnwagen.

Ehemalige Schule in Cadinen
Foto: Lech Kryszałowicz

Auch kulinarisch ist man gut versorgt. Direkt am Strand gibt es ein Restaurant und zwei Fischbars – eine am Strand, eine auf dem Basar. Die Preise sind moderat. Auch in der Umgebung, etwa in Cadinen oder Succase, finden sich zahlreiche Lokale, ebenso wie in Frauenburg.

„In Kahlberg drängt sich die Menge – in Tolkemit finden Sie Ruhe und Stille.“

Aktiv oder entspannt?

Die Region eignet sich sowohl für Erholung am Strand als auch für aktive Ausflüge. Die malerische Elbinger Höhe lockt mit Buchenwäldern und langen, steilen Anstiegen – fast wie in den Bergen. Gleichzeitig verläuft entlang des gesamten Haffufers, von Elbing über Tolkemit bis Frauenburg, ein flacher Radweg.

Kirche des Heiligen Jakobus in Tolkemit
Foto: Lech Kryszałowicz

Das Besondere an Tolkemit: Auch wer nicht am Strand liegen möchte, findet genug Abwechslung.

Das kaiserliche Dorf Cadinen

Von Tolkemit aus lohnt sich ein Ausflug nach Cadinen – das „kaiserliche Dorf“. Ende des 19. Jahrhunderts von Berliner Architekten entworfen, erlebte es seine Blütezeit, als Kaiser Wilhelm II. Eigentümer war. Er ließ das zerstörte Gutshaus wiederaufbauen, errichtete ein Schloss als Sommerresidenz, Häuser für die Dorfbewohner, ein Krankenhaus, eine Schule und ein Postamt. Vieles davon ist bis heute gut erhalten.

Ehemaliges Krankenhaus in Cadinen
Foto: Lech Kryszałowicz

Berühmt wurde Cadinen durch die kaiserliche Majolika-Manufaktur, deren Keramik in ganz Europa bekannt war. Später wurde daraus eine Ziegelei für Baukeramik. Heute existiert sie nicht mehr, doch ein Keramikkünstler hat im Gutshof sein Atelier eingerichtet, verkauft eigene Werke und bietet Workshops für Kinder an.

Die Eiche und der heilige Stein

In Cadinen steht eine der ältesten Eichen Polens – über 700 Jahre alt und mit einem Stammumfang von zehn Metern. Heute trägt sie den Namen Bażyński-Eiche, früher war sie bekannt als „Eiche des 1000-jährigen Deutschlands“, „Königseiche“, „Cadinen-Eiche“ oder „Eiche der Wiedergeburt Polens“.

Bażyński-Eiche
Foto: Lech Kryszałowicz

Ganz in der Nähe von Tolkemit, im Frischen Haff vor der Küste, liegt ein mächtiger Findling – ein heiliger Stein der Pruzzen. Sehenswert ist auch die Nowakowska-Insel mit ihrer neuen Drehbrücke. Die Insel wird bei starkem Wind vom Wasser des Haffs regelmäßig überschwemmt.

Von Tolkemit ist es nicht weit nach Elbing – einer Stadt voller Attraktionen. In der anderen Richtung liegt Frauenburg mit der berühmten Kathedrale und der Grabstätte von Kopernikus.

Heiliger Stein
Foto: Lech Kryszałowicz

Die Region bietet noch viele weitere interessante Orte – am besten entdeckt man sie vor Ort. Mit Fahrrad oder auch bei schlechtem Wetter gibt es reichlich zu sehen. Tolkemit und Cadinen sind auf jeden Fall eine Reise wert: freundliche, noch wenig bekannte Ziele abseits der Massen.

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