UNESCO-Welterbe in Oberschlesien

wochenblatt.pl 7 godzin temu
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Das historische Silberbergwerk von Tarnowitz

Das Silberbergwerk Tarnowitz in Oberschlesien gehört seit 2017 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Entdecken Sie die Geschichte des unterirdischen Bergbaus, technologische Meilensteine und das einzigartige Museumserlebnis.

Oberschlesisches Weltkulturerbe unter Tage

Auch wenn der Bergbau in Oberschlesien heute vor allem mit Steinkohle assoziiert wird, wurden in Tarnowitz und Beuthen bereits im Mittelalter Silber, Blei und Zink abgebaut. Diese Quellen erschöpften sich bis zum 17. Jahrhundert. Neue Technologien sorgten später für eine ungeahnte Rückkehr des oberschlesischen Bergbaus.

Technologischer Durchbruch

Es war eher der Reichtum Niederschlesiens als die Überlieferungen des mittelalterlichen Bergbaus in Oberschlesien, der Friedrich den Großen zur Eroberung Schlesiens von den Habsburgern verleitete. Dennoch hielten die preußischen Behörden an der Suche nach neuen Bodenschätzen fest.

I, Sir Iwan, CC BY-SA 3.0 <http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/>,
Foto: Wikimedia Commons

Im Jahr 1784 wurde eine Kommission südlich von Tarnowitz fündig. Probebohrungen ergaben Vorkommen von Silber-, Blei- und Zinkerzen und führten zur Gründung der Königlichen Friedrichsgrube. Die neu entdeckten Vorkommen lagen jedoch unterhalb des Grundwasserspiegels. Dies machte die Förderung vieler Flöze fast unmöglich, da traditionelle Entwässerungsmethoden an der Menge des Grundwassers scheiterten. Die Lösung dieses Problems fand der Breslauer Berghauptmann Friedrich Wilhelm von Reden in Großbritannien. Dort wurden bereits seit einigen Jahrzehnten Dampfmaschinen zur Entwässerung von Bergwerken genutzt. Von Reden setzte sich für den Einsatz dieser neuen Technologie ein, und am 19. Januar 1788 war es so weit: In der Tarnowitzer Friedrichsgrube wurde Preußens erste Dampfmaschine (und die dritte in Kontinentaleuropa) in Betrieb genommen.

Dies war ein technologischer Durchbruch, der ein immer tieferes Eindringen in das Erdreich ermöglichte. Damit war die Voraussetzung für die oberschlesische Industrialisierung geschaffen, die in Mittel- und Osteuropa ihrer Zeit voraus war. Die Dampfmaschine lockte auch prominente Besucher an. 1788 besichtigte der preußische Kronprinz Friedrich Wilhelm die Friedrichsgrube und 1790 sogar Johann Wolfgang von Goethe.

Ausbau der unterirdischen Infrastruktur

Mit der Zeit entwickelte sich die Friedrichsgrube so gut, dass das Entwässerungssystem verbessert werden musste. Hierfür wurde ab 1821 der Schwarze-Forelle-Stollen von 4,5 Kilometer Länge in den Stein gehauen. Wie mühsam diese Arbeit war, zeigt sich daran, dass die Bauarbeiter pro Woche lediglich 3 bis 4 Meter vorankamen. Seit der Fertigstellung im Jahr 1834 fließt das abgepumpte Wasser an der Grenze von Broslawitz und Peiskretscham in den Fluss Drama.

Der Schacht „Engel”
Foto: Sir Iwan/Wikipedia

Genau 50 Jahre später stand Wasser erneut im Mittelpunkt einer strategischen Investition. Im Jahr 1884 wurde das Wasserwerk „Adolph“ (ab 1928 Staszic) in Betrieb genommen. Denn das erfolgreiche Abpumpen des Grubenwassers hatte auch ein Absinken des Grundwassers zur Folge. Dem sollte das Wasserwerk Abhilfe leisten, indem es die Bewohner und die Industrie mit Trinkwasser versorgte. Dieses wurde bis in die etwa 15 Kilometer entfernte Königshütte geleitet. Die letzten Anlagen des Wasserwerks wurden übrigens erst 2001 abgeschaltet.

Museum und Weltkulturerbe

Die Friedrichsgrube funktionierte über hundert Jahre und stellte wegen Erschöpfung der Vorkommen ihren Betrieb noch vor dem Ersten Weltkrieg ein. Schon damals machten sich die lokalen Entscheidungsträger Gedanken, wie die 150 km langen Tunnel unter Tage für die Nachkommen erhalten werden könnten. In den 1920er Jahren, also bereits in der Zeit der Zweiten Republik Polen, begannen im alten Bergwerk archäologische Forschungsarbeiten, unter anderem durch Feliks Piestrak und Józef Piernikarczyk. In den 1930er Jahren begann in kleinem Maße die touristische Nutzung der alten Stollen.

Auslaufportal der Tiefen Friedrichstolln
Foto: Stowarzyszenie Miłośników Ziemi Tarnogórskiej

Einen entscheidenden Schub erhielt das Museumsprojekt in den 1950er Jahren. Der Steiger Alfons Kopia, der in der Zwischenkriegszeit bei den archäologischen Arbeiten geholfen hatte, scharte Geschichtsenthusiasten um sich, die sich für den Bau eines Bergbaumuseums einsetzten. Einen ersten Erfolg konnten sie 1957 verbuchen, als der Schwarze-Forelle-Stollen für Besucher geöffnet wurde. Nach dem Abstieg in 30 Meter Tiefe findet die Besichtigung von einem Boot aus statt – 600 Meter bis zum Ausgangsschacht. Denn der Stollen dient bis heute der Entwässerung des alten Bergwerks.

Einen großen Fortschritt brachte das Jahr 1976 mit der offiziellen Gründung des Silberbergwerksmuseums und der Eröffnung der Hauptausstellung im ehemaligen Engelsschacht. Dazu gehört traditionell die Einfahrt in das Bergwerk in 40 Meter Tiefe. Dort erwartet die Besucher auf einer Trasse von 1740 Metern eine Ausstellung mit originalen Bergmannswerkzeugen und Arbeitsstellen aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Letztere vermitteln einen realistischen Eindruck der harten Arbeitsbedingungen unter Tage – inklusive eines konstant kühlen Mikroklimas von rund 10 Grad Celsius, unabhängig von der Jahreszeit. Ein Höhepunkt ist die 300 Meter lange Bootsfahrt unter Tage.

Der Schacht „Bohr”
Foto: Stowarzyszenie Miłośników Ziemi Tarnogórskiej

An der Oberfläche bietet das Museum neben der modernisierten und multimedial ausgestatteten Hauptausstellung (seit 2012) auch einen Museumsladen und ein Restaurant. Zum Komplex gehört auch ein Freilichtmuseum mit 26 Exponaten, vor allem Dampflokomotiven und Dampfmaschinen, die für den Betrieb von Wasserpumpen und Förderanlagen genutzt wurden. Die meisten Exponate stammen aus dem 19. und 20. Jahrhundert und wurden in Deutschland, Polen und anderen Ländern hergestellt. Zur Ausstellung gehört auch der originalgetreue Nachbau eines 4 Meter großen Wasserrades aus dem 17. Jahrhundert, das die Antriebstechnik vor der Dampfära veranschaulicht.

„Heute ist die Silbergrube mehr als nur ein Museum. Sie ist ein lebendiges Zeugnis der industriellen Revolution in Oberschlesien und Europa.“

Ein lebendiges Zeugnis der Industriekultur

Heute ist die Silbergrube mehr als nur ein Museum. Sie ist ein lebendiges Zeugnis der industriellen Revolution in Oberschlesien und Europa. Diese Bedeutung wurde auch international anerkannt: 2017 wurde das Bergwerk samt unterirdischer Infrastruktur nach jahrelanger Vorbereitung in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen. Das Tarnowitzer Silberbergwerk ist übrigens eine von nur 17 UNESCO-Welterbestätten in Polen – und die einzige in Oberschlesien. Ein Besuch im Silberbergwerk von Tarnowitz lohnt sich – nicht nur für Geschichtsinteressierte, sondern für alle, die ein einzigartiges UNESCO-Welterbe erleben möchten.

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