Lange Zeit – und bis vor kurzem – glaubte man, dass kein Bild von Ingenieur Georg Jacob Steenke, dem Initiator, Projektanten und Erbauer des Oberlandkanals, die Zeit überdauert hat. Zum Glück hat sich diese Annahme geändert.
Das Porträt von Georg Jacob Steenke, angefertigt von Adam Chmielewski.Quelle: Lech Kryszałowicz
Die Frage nach dem Aussehen von Ingenieur Steenke ließ viele Menschen nicht los. Im Jahr 2014 organisierte die Gesellschaft der Freunde des Oberlandkanals sogar einen offenen, internationalen künstlerischen Wettbewerb. Ziel war es, ein Porträt von Steenke zu schaffen – so, als wäre es zu seinen Lebzeiten entstanden, in Stil und Technik der europäischen realistischen Porträtkunst des 19. Jahrhunderts.
Wozu?
Die Gesellschaft erklärte, dass es „höchste Zeit sei, ein Porträt von Georg Jacob Steenke zu malen“, da kein authentisches Bild von ihm erhalten ist.
Das von Lech Słodownik gefundene BildQuelle: Lech Kryszałowicz
Insgesamt wurden sieben Porträts eingereicht. Die Wettbewerbs-Jury, unter der Leitung von Professor Andrzej Sadowski von der Akademie der Schönen Künste in Lodsch, wählte das Porträt des jungen Künstlers Adam Chmielewski aus Osterode aus. Es galt als die Darstellung, die dem tatsächlichen Aussehen von Georg Jacob Steenke am nächsten kommt.
Das Siegerporträt fand seinen Platz in der neuen Geschichtskammer des Oberlandkanals bei der Rollberg-Anlage in Buchwalde, wo es nun die Besucher des Museums begrüßt.
Im Jahr 2018 stieß der Elbinger Regionalhistoriker Lech Słodownik auf ein unerwartetes Fundstück: Auf einem Gelegenheitsdruck aus dem Jahr 1903, der anlässlich des 75-jährigen Bestehens der lokalen Industriegesellschaft in Elbing veröffentlicht wurde, entdeckte er ein kleines, aber signiertes Bild von Ingenieur Steenke. Es zeigt ihn in fortgeschrittenem Alter.
Vom Unbekannten zum Gesicht der Geschichte – Ingenieur Georg Jacob Steenke hat endlich ein Gesicht.
Im Jahr 2020 publizierte Ryszard Kowalski, Amateurhistoriker und Regionalist aus Osterode, auf dem Internetportal Kraina Kanału Oberlandzkiego einige Archivbilder vom Bau des Kanals. Obwohl die Fotografie damals noch in den Kinderschuhen steckte und nicht so umfassend genutzt wurde wie heute, kam Kowalski zu einer spannenden Schlussfolgerung: Der Mann, der auf vier Fotografien in Begleitung einer jungen Frau zu sehen ist, sei kein anderer als Ingenieur Steenke.
Das von Ryszard Kowalski gefundene BildQuelle: Lech Kryszałowicz
„Am 29. Oktober 1861, also ein Jahr nach der Inbetriebnahme aller neu gebauten Rollberge, heiratete der 60-jährige Steenke erneut (die Hochzeit fand in der Königsberger Altroßgӓrter Kirche statt). Seine Ausgewählte war die 33-jährige Marie Auguste Elise, geborene Krotel, Tochter des Kaufmanns Heinrich. Die Fotosession fand höchstwahrscheinlich im Jahr 1862 statt, um die Fertigstellung des neuen Wasserwegs zu verewigen. Es ist anzunehmen, dass Steenke seiner Frau bei dieser Gelegenheit sein Lebenswerk präsentierte“, schreibt Ryszard Kowalski.
Auch in der künstlerischen Interpretation lebt Steenke weiter: Im Film von Sławomir Malinowski verkörpert der Elbinger Schauspieler Dariusz Siastacz die Person des Ingenieurs – eine Darbietung, die gelungen ist und überzeugt.
Dariusz Sistacz als Steenke, daneben als Dariusz SistaczFoto: Lech Kryszałowicz
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