Was verbindet Oberschlesien, Kleinpolen und Estland?

wochenblatt.pl 1 godzina temu
Zdjęcie: 1931 wurde Eduard Profittlich Titularerzbischof in Estland.


Kolumne: Aus der Mottenkiste der Geschichte

Wie aus den Aufzeichnungen des Diarium der Jesuiten aus Oppeln hervorgeht, begannen am 10. Oktober 1925 Exerzitien für Lehrer der Oppelner Schulen. Dieses Jahr war zugleich das erste Jahr der Tätigkeit der Jesuiten, die nach der Auflösung des Ordens im Jahr 1773 erstmals wieder ein Haus in Oberschlesien eröffneten. Als Standort wurde Oppeln gewählt, wo die nördliche Provinz der Jesuiten ein Gebäude in der heutigen ul. Grunwaldzka erwarb.

Offiziell fanden die ersten Missionen der Oppelner Jesuiten am 1. Januar 1925 in der schönen Holzkirche St. Michael in Xiondslas statt, wo Pater Leopold Willimsky SJ predigte. Im Diarium der Oppelner Jesuiten lesen wir auf der ersten Seite: „Zur Missionsprobe kamen Pater Eduard Profittlich aus Dziedzitz und Pater Paul Banaschik aus Exaten aus der dritten Probezeit hierher. Ziel dieser Einrichtung: (…) organisatorische Basis für Aktivitäten in ganz Oberschlesien.”

1931 wurde Eduard Profittlich Titularerzbischof in Estland.

Über jeden der ersten Jesuiten in Oberschlesien ließe sich viel schreiben. Am meisten interessiert uns jedoch der selige Pater Eduard Profittlich SJ, der am 6. September 2025 in Tallinn, der Hauptstadt Estlands, seliggesprochen wurde. Damit hat unser Land einen direkten Bezug zu diesem neuen Seligen der Kirche.

Eduard Profittlich wurde am 11. September 1890 in Birrsdorf in Rheinland-Pfalz – einer Partnerregion der Woiwodschaft Oppeln – geboren. Schon früh trat er in den Jesuitenorden ein und wollte wie sein Bruder Missionar werden. Sein Wunsch, im Osten zu wirken, führte ihn nach Krakau, wo er zwei Doktorgrade – in Philosophie und Theologie – erwarb und zugleich die polnische Sprache erlernte.

Trotz der Gefahr half Erzbischof Profittlich Hunderten von Menschen bei der Flucht und rettete ihnen so das Leben, weigerte sich aber standhaft, seine Gemeinde zu verlassen.

Im August 1925 kam der junge Jesuit nach Oppeln, wo er bis 1928 missionarisch tätig war, auch unter der polnischsprachigen Bevölkerung. Neue Aufgaben führten ihn anschließend nach Hamburg, wo er die dortige polnische Gemeinde betreute und seine feierlichen Gelübde ablegte. Dank seiner Sprachkenntnisse entsandte ihn der Orden nach Estland, wo er in Tallinn die Pfarrei St. Peter und Paul übernahm. 1931 wurde er Apostolischer Administrator Estlands, 1936 ernannte ihn Papst Pius XI. zum Titularerzbischof.

Sein Wirken fiel in eine schwierige Zeit: In den 1930er Jahren gewannen in Estland extremistische Gruppierungen – Faschisten und Kommunisten – an Einfluss. Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs und der Aufteilung Osteuropas durch Hitler und Stalin begann für Estland ein dunkles Kapitel. Am 17. Juni 1940 marschierten sowjetische Truppen ein, und das Land wurde der UdSSR eingegliedert. Es folgte eine Welle brutaler Verfolgungen.

Eduard Profittlich wurde am 6. September 2025 seliggesprochen.
Foto: Stefani Koprek-Golomb

Trotz der Gefahr half Erzbischof Profittlich Hunderten von Menschen bei der Flucht und rettete ihnen so das Leben, weigerte sich aber standhaft, seine Gemeinde zu verlassen. Der sowjetische Terror forderte in Estland rund 23.000 Opfer. Im Januar 1941 schrieb Profittlich an den Papst in Rom: „Ich weiß, dass Leiden und Martyrium im Hinblick auf Gottes Werk eine tiefe Bedeutung haben und dass sie sich für das Heil der Seelen als noch fruchtbarer erweisen können als das Apostolat. Ich für meinen Teil bin bereit, diesen Weg ohne Zögern zu gehen.”

Am 27. Juni 1941 wurde er vom NKWD verhaftet. Fünf Jahrzehnte lang blieb sein Schicksal ungewiss. Erst nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion konnten seine Familie und die Behörden des wiedergeborenen Estlands dank der Akten des NKWD die Wahrheit rekonstruieren: Profittlich wurde schwer gefoltert, am 27. November 1941 in einem Scheinprozess auf Grundlage falscher Aussagen wegen angeblicher Spionage zum Tode verurteilt und starb am 22. Februar 1942 im Alter von 51 Jahren an den Folgen der Misshandlungen im Gefängnis.

Mit der Seligsprechung Eduard Profittlichs SJ am 6. September 2025 haben Polen, Deutschland und Estland einen gemeinsamen Seligen gewonnen.

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