Neue Ausstellung „Freundschaftsgrenzen“ im DAZ
Am vergangenen Dienstag wurde im Dokumentations- und Ausstellungszentrum der Deutschen in Polen (DAZ) eine neue Ausstellung eröffnet. Diese trägt den Titel „Freundschaftsgrenzen“ und zeigt Fotografien von Oliwia Drozdowicz.
„Die eine Seite war ganz lebendig, da spazierten Leute entlang der Neiße und Autos fuhren auf den Straßen. Auf der anderen Seite war alles verwachsen, und es standen nur Bäume und Büsche dort.“ So beschreibt Oliwia Drozdowicz ihren Ausflug nach Forst (Lausitz). Die Stadt war einst zweigeteilt durch die Neiße, in einen westlichen (heute deutschen) Teil und einen östlichen (heute polnischen) Teil. Verbunden wurden die beiden Seiten der Stadt einst durch zwei Brücken, die während des Rückzugs der Wehrmacht jedoch gesprengt wurden. Der heute polnische Teil der Stadt wurde später abgerissen und über die Zeit von der Natur zurückerobert, während der heute deutsche Teil weiterhin bewohnt wird.

Foto: Florian Lippold
Diese Geschichte – und vor allem die Ruinen der ehemaligen Brücken – inspirierten Oliwia Drozdowicz dazu, mehr solcher Brücken zu suchen, die über die heutigen Grenzflüsse Oder und Neiße führten. „Ich habe mir gedacht, dass es doch noch mehr solcher Brücken geben muss, und mich auch gefragt, wie viele es denn einst gab. Nach dieser Antwort habe ich geforscht, aber keine gefunden. Also musste ich selbst eine Antwort finden“, erklärt Drozdowicz. Daher forschte sie selbstständig weiter, woraus sich ihre Masterarbeit und die neue Ausstellung im DAZ entwickelten.

Foto: Florian Lippold
Alte Karten und neue Technik
Die Suche gestaltete sich zunächst nicht einfach, da nicht alle der ehemaligen Grenzbrücken heute noch existieren. Viele wurden nach dem Rückzug der Wehrmacht gesprengt und nicht wieder aufgebaut. Um die Orte solcher Brücken zu finden, wurde Drozdowicz erfinderisch: „Ich habe zuerst alte Karten und Messtischblätter genutzt, auf denen die Übergänge noch eingezeichnet waren. Diese Punkte habe ich dann auf Satellitenbilder übertragen und bin losgefahren. So habe ich über die letzten 16 Monate alle diese Orte besucht und fotografiert.“
„Die Fotos selbst zeigen nur Brücken oder Orte, aber wenn man genauer nachdenkt, sieht man die Grenze und kann sich die Geschichten dazu vorstellen.“
So entstanden Bilder von Orten, die heute nicht mehr darauf schließen lassen, dass es dort einmal eine Brücke gab, sowie von überwucherten Ruinen und Schlagbäumen bis hin zu noch immer genutzten Brücken und einem Ort mit Erinnerungstafeln.

Foto: Florian Lippold
Grenzen, die verbinden, nicht trennen
Die gesammelten Bilder von Oliwia Drozdowicz können nun im DAZ unter dem Titel „Granica Przyjaźni // Freundschaftsgrenze“ besichtigt werden. Die Eröffnung der Ausstellung fand gestern statt und begann mit einem Gespräch mit Drozdowicz selbst. Dort hatten die Anwesenden die Möglichkeit, die Geschichten hinter den Bildern und mehr Hintergrundinformationen zu erfahren. Ebenso durften die Besucher noch Fragen stellen und bekamen im Anschluss eine kurze Führung durch die Ausstellung. Dabei ging sie noch auf ein paar Bilder genauer ein und wies auf einige wichtige Einzelheiten oder die Entstehungsgeschichte hin.

Foto: Florian Lippold
Im Gespräch erzählte Drozdowicz dann auch, was sie mit ihren Bildern gerne ausdrücken möchte: „Am meisten möchte ich auf die deutsch-polnische Zusammenarbeit hinweisen. Ich will sowohl die traurige und schwierige Geschichte aufarbeiten, aber auch die Zeit zeigen, als beide Seiten wieder angefangen haben, sich jeweils als Partner zu sehen. Die Fotos selbst zeigen nur Brücken oder Orte, aber wenn man genauer nachdenkt, sieht man die Grenze und kann sich die Geschichten dazu vorstellen.“

Foto: Florian Lippold
Die Ausstellung „Granica Przyjaźni // Freundschaftsgrenze“ ist noch bis zum 30.08.2025 im DAZ zu sehen. Interessierte sind herzlich eingeladen, die Bilder zu betrachten und sich selbst einen Überblick zu verschaffen. Weitere Ausstellungen von Oliwia Drozdowicz sind derzeit noch nicht geplant.