Ungehört. Geschichten, die bisher nicht erzählt wurden
Rosmarie Becker aus Pommern, Edith Gleisl aus Ostpreußen, Friederike Niesner aus Mähren, Gertrud Müller aus Oberschlesien, Emma Weis aus Mähren und Ria Schneider aus der Batschka. Sechs verschiedene Frauen, sechs verschiedene Lebensgeschichten. Und dennoch etwas, das sie alle verbindet: Alle sechs mussten nach dem Zweiten Weltkrieg ihre Heimat verlassen.
Ihre Erlebnisse, die für viele deutsche Frauen der Nachkriegszeit exemplarisch sind, widmet sich die Ausstellung des Hauses des Deutschen Ostens in München, die am vergangenen Wochenende offiziell mit einer Gesprächsrunde in der Oppelner Woiwodschaftsbibliothek eröffnet wurde. Es handelt sich um die erste Ausstellung dieser Art in Deutschland, die bereits großes Interesse und eine breite Resonanz hervorgerufen hat. Die Ausstellung ist als Wanderausstellung konzipiert und wurde bereits an verschiedenen Orten in Deutschland gezeigt, bevor sie nun nach Polen gelangte.
„Das ist unerhört, dass das erst jetzt erzählt wird“
Prof. Andreas Otto Weber, Direktor des Hauses des Deutschen Ostens, betonte bei der Eröffnung die besondere Bedeutung der Ausstellung: „Es ist zum ersten Mal, dass eine Ausstellung aus dem Haus des Deutschen Ostens in München in Polen gezeigt wird. Das ist für mich eine große Besonderheit. Der Titel unserer Ausstellung sagt genau, warum es so wichtig ist: Ungehört. Eine Geschichte, die bisher nicht erzählt wurde. Höchstens individuell im Einzelnen, aber nie mit dem gesamten Blick auf eine große Gruppe von betroffenen Frauen, die mit Kindern und Großmüttern sich auf einen Weg in das Ungewisse machen mussten, unter großer Gefahr. Und das ist unerhört, dass das erst jetzt erzählt wird.“
Mit einer Gesprächsrunde in der Oppelner Woiwodschaftsbibliothek wurde die Ausstellung “Ungehört” eröffnet.Foto: adur
Er hob hervor, dass in der deutschen Erinnerungskultur bisher vor allem die Integration der Vertriebenen und ihr Beitrag zum Wirtschaftswunder betont wurde, während die Rolle der Frauen in dieser Situation kaum thematisiert wurde:
„Die Männer waren sehr oft noch im Krieg, in Kriegsgefangenschaft oder tot, und die Frauen haben ihre Familien gerettet. Deswegen ist es so wichtig, dass das heute erzählt wird.“
Zeitzeuginnen und methodischer Ansatz
Für die Ausstellung wurden Zeitzeuginnen aus verschiedenen Regionen befragt. Dabei kam die Methode des lebensgeschichtlichen Interviews zum Einsatz, bei der das gesamte Leben einer Person betrachtet wird. Erst nach einer sorgfältigen wissenschaftlichen Auswertung der Interviews werden die Erkenntnisse in der Ausstellung präsentiert. Weber betonte, dass die individuellen Lebensgeschichten und Erzählungen der sechs Frauen hier zum ersten Mal in dieser Fülle sichtbar werden und Allgemeines über die Situation der Frauen aussagen.
Ein Leben im Spiegel der Geschichte
Eine der Heldinnen der Ausstellung ist Gertrud Müller – die einzige Oberschlesierin unter ihnen -, die 1936 in Gleiwitz geboren wurde und in einer eng verbundenen katholischen Familie aufwuchs. Ihre unbeschwerte Kindheit endete mit den Kriegsjahren und der Flucht im Januar 1945. Nach dramatischen Tagen in Dresden gelangte die Familie nach Bayern und fand in Gossersdorf erste Stabilität; 1945 konnte der Vater wieder zu ihnen stoßen.
Prof. Andreas Otto Weber hob hervor, dass in der deutschen Erinnerungskultur bisher vor allem die Integration der Vertriebenen und ihr Beitrag zum Wirtschaftswunder betont wurde, während die Rolle der Frauen in dieser Situation kaum thematisiert wurde.
Ein neuer Anfang gelang der Familie in München, wo der Vater einen Schreinerbetrieb aufbaute. Gertrud engagierte sich früh in der Landsmannschaft Oberschlesien, leitete ab 1954 die Jugendgruppe und blieb ihrem oberschlesischen Erbe eng verbunden. Nach 1991 setzte sie sich besonders für die Begegnung zwischen Heimatvertriebenen und der deutschen Minderheit in Oberschlesien ein, organisierte Hilfstransporte und Austauschfahrten. Für ihr jahrzehntelanges Engagement erhielt sie das Bundesverdienstkreuz und wurde Ehrenvorsitzende der Kreisgruppe München.
Die Ausstellung „Ungehört – die Geschichte der Frauen. Flucht, Vertreibung und Integration“ bis zum 17. Dezember im Dokumentations- und Ausstellungszentrum der Deutschen in Polen (DAZ) zu sehen.Foto: adur
Die Ausstellung „Ungehört – die Geschichte der Frauen. Flucht, Vertreibung und Integration“ gibt den persönlichen Geschichten der Frauen eine Stimme und macht zugleich die Bedeutung dieser Erfahrungen für die deutsche und europäische Erinnerungskultur sichtbar. Ab heute ist die Ausstellung im Dokumentations- und Ausstellungszentrum der Deutschen in Polen (DAZ) zu sehen und kann dort noch bis zum 17. Dezember besucht werden.



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