In unserer Reihe “Deutsche Minderheiten in Europa” blicken wir über Grenzen hinweg und beleuchten, was die deutschen Minderheiten in ganz Europa bewegt.
Große Feier am Knivsberg
Die größte Veranstaltung der Deutschen in Dänemark – das Knivsbergfest erfreute sich auch dieses Jahr großer Beliebtheit. Highlight waren neben dem Kulturprogramm auch die sportlichen Ereignisse. Für Thore Naujeck, Leiter der Bildungsstätte Knivsberg, war es eines der entspanntesten Feste überhaupt. Die Parkplätze waren bis auf den letzten Platz gefüllt, Shuttlebusse liefen problemlos, und auch die Versorgung trotzte den heißen Temperaturen. Beim sportlichen Aspekt traten insgesamt 74 Teams in Disziplinen wie Fußball, Faustball und Volleyball gegeneinander an – alles reibungslos organisiert über die App „Tournify“. Auch DJN-Sportlehrer Christian Flader lobte das Turnier als nahezu perfekt. Aber nicht nur in organisatorischer Hinsicht war es für die Nordschleswiger ein gelungenes Heimspiel. Die Nordschleswigsche Mannschaft gewann nämlich ihre beiden Faustballspiele mit überzeugender Leistung. Trotz des Erfolgs des Festes wurden auch Verbesserungsideen geäußert. So soll die Siegerehrung künftig effizienter gestaltet werden. Außerdem steht eine Diskussion über strukturelle Veränderungen des Festes im Raum, etwa zur Dauer oder zur Ausgestaltung der Verbandsallee. Die Vorbereitungen für das nächste Knivsbergfest am 20. Juni 2026 laufen bereits – mit vielen Ideen und dem Anspruch, Bewährtes zu erhalten und Neues mutig zu denken.
Quelle: nordschleswiger.dk
Wirtschaftspotenzial im Vordergrund
Die Stiftung Verbundenheit nimmt ab sofort nicht nur das kulturelle Potenzial der deutschen Volksgruppen ins Visier, sondern auch das wirtschaftliche. Dafür hat man jetzt einen speziellen Beirat gegründet. Die Gründung des Gremiums, dem man dem Namen „Fachbeirat Wirtschaft“ gab kündigte Hartmut Koschyk an. An dessen Spitze steht künftig der Finanzexperte Timo Prekop, der über internationale Erfahrung im Bankwesen verfügt – unter anderem durch berufliche Stationen in Afrika und Asien. Aktuell arbeitet er bei der AKA-Ausfuhrkredit-Gesellschaft mbH im Bereich Exportfinanzierung. Darüber hinaus ist er als stellvertretender Landesvorsitzender der Karpatendeutschen Landsmannschaft in Bayern persönlich mit der Thematik vertraut. Dem Gremium gehören weitere wirtschaftlich versierte Persönlichkeiten an – darunter Vertreter deutschsprachiger Gemeinschaften in Argentinien sowie deutscher Minderheiten aus Rumänien oder Kasachstan. Bis Mitte 2026 soll der Beirat ein Konzeptpapier erarbeiten. Ziel ist es, wirtschaftlich aktive Mitglieder deutscher Minderheiten stärker ins Blickfeld deutscher Institutionen und Unternehmen zu rücken. Ihre sprachlichen, kulturellen und regionalen Kompetenzen bieten oftmals einzigartige Zugänge zu bislang wenig erschlossenen Märkten.
Quelle: stiftung-verbundenheit.de.

Foto: Stiftung Verbundenheit
Säuberung von Gräbern in Tschechien
Mitglieder der deutschen Volksgruppe in Tschechien nutzen die Sommerferien nicht nur zur Erholung, sondern scheuen auch vor körperlicher Arbeit nicht zurück. Bei der 32. deutsch-tschechischen Jugendbegegnung hat man sich mit der Säuberung von Gräbern befasst. Die Begegnung fand im Tepl/Teplá statt und war ein Austausch, dessen Tradition seit über drei Jahrzehnten besteht. Unterstützt vom deutschen Bundesinnenministerium organisierte der Bund der Deutschen in Böhmen das Treffen, bei dem neben Gesprächen und Freizeitaktivitäten vor allem eines im Mittelpunkt stand: das gemeinsame Anpacken. Ziel war es, den alten Friedhof eines Klosters zu pflegen. Das hohe Gras wurde in mühevoller Arbeit geschnitten, unterstützt durch Werkzeuge und logistische Hilfe der Stadt Teplá. Selbst zwei große Bäume wurden im Rahmen der Aktion gefällt. Ein besonderer Moment war der Fund einer Nachricht in einer Plastikhülle am Grab des Ehepaars Schreibvogel. Darin baten Nachfahren aus Deutschland um Kontaktaufnahme, ein emotionaler Brückenschlag über Generationen hinweg. Zum Schluss belohnten sich die Teilnehmer mit einem Ausflug zum Aussichtsturm in Schönfeld und einem Gottesdienst inklusive Führung durch das Kloster.
Quelle: landesecho.cz.
Begegnungsfest in Kesmark/Kežmarok
Eine ihrer größten Feierlichkeiten erlebten unlängst die Deutschen aus der Slowakei. Im Zentrum: Bunte Trachten und ein reichhaltiges Kulturprogramm. Es war bereits das 28. Kultur- und Begegnungsfest der Karpatendeutschen. Hunderte Gäste aus der ganzen Slowakei und darüber hinaus kamen zusammen, um gemeinsam zu feiern, zu erinnern und die deutsche Kultur der Region lebendig zu halten. Das vielfältige Programm spannte einen Bogen von Schülerrezitationen über eine historische Ausstellung bis hin zu bewegenden Momenten wie dem ökumenischen Gottesdienst in der berühmten Holzkirche. Anschließend zog ein farbenfroher Festumzug mit Musik, Tanz und traditionellen Trachten durch die Stadt bis zum Burghof, wo Folkloregruppen aus dem ganzen Land ihre Darbietungen präsentierten. Neben musikalischen Höhepunkten wie dem Auftritt der Pressburger Klezmer-Band und den jüngsten Schülern aus Kesmark, war auch der festliche Empfang im Rathaus ein bedeutender Teil der Veranstaltung. Dort trug sich unter anderem Ákos Horony, der Beauftragte für nationale Minderheiten, in das Gästebuch der Stadt ein. Als Höhepunkt des Festes wurde der deutsche Botschafter Thomas Kurz symbolisch zum „Goralen“ geschlagen – ein Ehrenzeichen für seine Verbundenheit mit der Region und ihren Menschen.
Quelle: karpatenblatt.sk.

Foto: karpatenblatt.sk
Rumäniendeutsche auf YouTube produktiv
Mit einem modernen Projekt machen deutsche Jugendliche aus Rumänien Furore: Sie gründeten einen YouTube-Kanal, auf dem sie ihre typische deutsch-regionale Lebensweise präsentieren. Vier engagierte Schüler aus Sathmar/Satu Mare – Florian und Hanna Galiger sowie Edwin und Eric Czumbil – stecken hinter dem Kanal „Schwäbisches Sathmarland“. In mehr als 40 selbstproduzierten Videos beleuchten sie die Geschichte, Kultur und Bräuche der Sathmarer Schwaben. Neben Dokumentationen über Ortschaften wie Erdeed/Ardud, Großkarol/Carei oder Bildegg/Beltiug, finden sich auf dem Kanal auch Zeitzeugenberichte und Porträts lokaler Kulturgruppen, z. B. der Jugendtanzgruppe „Gemeinsam“ oder des Air-Chores. Die Idee zu diesem Medienprojekt hatte Florian Galiger, Schüler am deutschen Johann-Ettinger-Lyzeum und Mitglied einer Volkstanzgruppe. Mit großem persönlichem Bezug zur schwäbischen Kultur wollte er ein digitales Archiv schaffen, das junge Menschen erreicht. Zwischen Herbst 2024 und Sommer 2025 entstand so ein umfangreiches Videoangebot, das Traditionen digital weiterträgt. Für ihr Engagement wurden die vier Jugendlichen im Rahmen der 15. Gala „Fackeln der Dörfer“ ausgezeichnet – eine Überraschung, die ihnen bei der Preisverleihung im Haus der Handwerker in Sathmar zuteilwurde.
Quelle: adz.news.
Wie die Russlanddeutschen leben
Minderheiten leben oft ähnlich, manchmal aber anders als die Mehrheit und diese Besonderheiten lohnt es sich zu präsentieren. Von diesem Motto sind Aktivistinnen der Russlanddeutschen ausgegangen und haben einen Vortrag über die Lebensart der Volksgruppe veranstaltet. Das Seminar fand im Kirgisisch-Deutschen Haus der Freundschaft in Bischkek statt und diente der Weitergabe von Traditionen und Werten der Russlanddeutschen. Die Ethnografin Elena Arndt vom Institut für ethnokulturelle Bildung führte durch die Veranstaltung. Mit historischen Fotos, Originaldokumenten, Liedern und Gedichten gab sie einen Einblick in das Leben und die Erziehung deutscher Kinder in den Siedlungsgebieten der Russlanddeutschen. Viele der gezeigten Exponate wurden erstmals öffentlich präsentiert. Ein zentrales Element war das praktische Arbeiten. Die Teilnehmenden fertigten detailreiche Stoffpuppen nach Vorbildern aus dem 19. Jahrhundert an – inklusive Kleidung, Schuhen und Accessoires. Auch traditionelle Gürteltaschen und Spielzeugpferde entstanden, die früher symbolisch für Wohlstand standen. Neben der Handwerkskunst wurde auch gemeinsam musiziert und gesungen – unter anderem ein altes Wiegenlied im Marxstädter Dialekt.
Quelle: rusdeutsch.ru.