Die Gedanken sind frei

wochenblatt.pl 6 dni temu
Zdjęcie: Bernard Gaida Foto: AGDM


Identifiziert sich Oppeln mit der Region?

Der „Kongress über Minderheiten” in Oppeln letzte Woche war zweifellos ein Erfolg für die Organisatoren, die unter der Leitung von Dr. Marek Mazurkiewicz, mit dem ich im Rahmen des Forschungszentrums der deutschen Minderheit zusammenarbeite, eine wissenschaftliche und populärwissenschaftliche Veranstaltung von internationaler Bedeutung ausgerichtet haben.

Eine Veranstaltung dieser Größenordnung ist im universitären Milieu Oppelns keine Selbstverständlichkeit, daher schließe ich mich den zahlreichen Glückwünschen und Lobesworten an, die die Universität Oppeln zusammen mit einer Reihe von Institutionen und NGOs erhalten hat. Die Teilnehmer kamen aus vielen Ländern, darunter Deutschland, Italien, Frankreich, die Schweiz, Tschechien, Großbritannien und andere. Der Kongress und die begleitenden Sitzungen sowohl des Sejm-Ausschusses für nationale und ethnische Minderheiten als auch der Gemeinsamen Kommission der Regierung und der nationalen und ethnischen Minderheiten brachten auch polnische Politiker nach Oppeln. Die Oppelner Woiwodin Monika Jurek erklärte bei der Eröffnung des Kongresses, dass Oppeln für drei Tage zur „Hauptstadt der Minderheiten” geworden sei und dass „in dieser Vielfalt die Stärke unserer Region liegt”. Und der Vizeminister für Wissenschaft und Hochschulwesen Andrzej Szeptycki äußerte die Ansicht, dass wir in Zeiten des Populismus diese lebendige Vielfalt verteidigen müssen.

Am Rande der Vorträge und Debatten über Minderheitenrechte, ihre sprachliche, kulturelle, aber auch politische Situation fanden Gespräche hinter den Kulissen statt, die manchmal wichtiger sind als der Mainstream. Viele Teilnehmer, darunter auch sehr wichtige Persönlichkeiten wie Prof. Nicolas Levrat, Berichterstatter für Minderheitenfragen bei der UN-Menschenrechtskommission, waren zum ersten Mal in Oberschlesien. Da sie alle Experten auf diesem Gebiet sind, brachten sie ihre Erfahrungen aus verschiedenen Minderheitenregionen und mit verschiedenen Lösungen im Bereich der Minderheitenpolitik mit. Einige von ihnen äußerten während der Debatte oder in Gesprächen ihre Verwunderung, die in völligem Widerspruch zu den zitierten Worten von Woiwodin Monika Jurek stand.

Man konnte schwerlich dem Fazit widersprechen, dass sich Oppeln offenbar nicht mit dem deutschen Teil der Bevölkerung der Region identifiziert.

Denn in Oppeln konnten sie keinerlei Anzeichen dafür finden, dass es sich um die Hauptstadt einer Region handelt, in der eine nationale oder sprachliche Minderheit lebt. Dabei schauten sie sich aufmerksam die Straßen, Schaufenster, Informationstafeln, Amtstafeln, Speisekarten in Restaurants und Sprachen, die an Hotelrezeptionen gesprochen wurden, an, besuchten Kirchen… und fanden keine Spur von Minderheitenpolitik oder dem Einfluss des Minderheitengesetzes.

Sie nahmen zwar die Information, dass in den Dörfern um Oppeln bereits zweisprachige Ortsschilder aufgestellt wurden, für bare Münze, wussten aber gleichzeitig vom Kongress, dass diese zweisprachigen Benennungen sofort verschwanden, sobald Oppeln einige dieser Dörfer eingemeindet hatte. Sie hatten erwartet, dass, wenn nach Meinung der Woiwodin die Stärke der Region in ihrer Multikulturalität liegt, dann sollte es ihrer Hauptstadt, der Universität, der Eisenbahn, den Behörden, Museen oder Bibliotheken (an der Fassade der Stadtbibliothek sahen sie neben Zitaten auf Polnisch nur noch solche auf Englisch) ein Anliegen sein, diese zweite Sprache und Kultur, die diese Stärke ausmacht, zu zeigen. So ist es nämlich im italienischen Bozen/Bolzano, im rumänischen Sibiu/Hermannstadt, im deutschen Bautzen/Budiśin, im spanischen San Sebastian/Donostia und in anderen europäischen Städten.

Man konnte schwerlich dem Fazit widersprechen, dass sich Oppeln offenbar nicht mit dem deutschen Teil der Bevölkerung der Region identifiziert. Wir haben uns schon daran gewöhnt. Aber die Überzeugungen der Gäste ließen sich weder von den Reden polnischer Politiker noch vom Inhalt der gesetzlichen Bestimmungen beeinflussen. Das kann nur ihre freiwillige und nicht unbedingt erzwungene Umsetzung bewirken. Es ist schade, dass die Politiker den Kongress eher nur während der Eröffnung, der Pressekonferenzen und Interviews mit ihrer Anwesenheit beehrten und solche Stimmen sie wahrscheinlich nicht erreicht haben.

Deshalb widme ich, ohne den Kongress zu kritisieren, meine Kolumne bewusst diesem Eindruck der ausländischen Gäste, damit der Kongress vielleicht auf diese Weise neben seinem wissenschaftlichen und prestigeträchtigen Effekt für die Stadt auch etwas dauerhaft verbessert.

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