Drei Dörfer im Kreis Groß Strehlitz haben das neue Jahr mit neuen zweisprachigen Ortsschildern begrüßt. Erst Ende 2024 wurde der Wille der Einwohner, die sich bei einer Befragung im Jahr 2015 für zweisprachige Schilder ausgesprochen hatten, umgesetzt.
Die Einwohner von Jendrin, Rosmierz und Warmuntowitz hatten sich – im Gegensatz zu den Bewohnern der anderen Ortschaften der Gemeinde Groß Strehlitz – bei einer Konsultation im Jahr 2015 für den zusätzlichen Namen ihres Ortes auf Deutsch auf den Schildern entschieden. Der damalige Gemeinderat von Groß Strehlitz hat beschlossen, zusätzliche Ortsnamen in seiner Gemeinde in der Sprache der deutschen Minderheit einzuführen.
Nachdem das Schlesische Institut in Oppeln eine positive Stellungnahme dazu abgegeben hatte, beantragte die Gemeinde beim Ministerium für Inneres und Verwaltung die Eintragung in das Register der Gemeinden, in denen minderheitensprachliche Bezeichnungen verwendet werden. In der Folgezeit herrschte jedoch Stille zu diesem Thema. Trotz des Antrags schwieg das Innenministerium und es geschah nichts in Bezug auf die zweisprachigen Schilder. Neun Jahre gingen ins Land.
Neue Öffnung
Erst nach den Parlamentswahlen im Herbst 2024 und dem Machtwechsel in Polen gewann die Angelegenheit an Dynamik. „Im Juli letzten Jahres unterzeichnete die Gemeinde eine Vereinbarung mit dem Innenministerium über den Austausch der Schilder, es wurde ein Auftragnehmer ausgewählt, der die Arbeiten zügig abschloss, und kurz vor Weihnachten wurden in drei Ortschaften unserer Gemeinde neue Schilder mit Namen auf Polnisch und in der Sprache der deutschen Minderheit aufgestellt“, berichtet Bürgermeister Jan Wróblewski. Einen zusätzlichen Ortsnamen gewannen dabei Jędrynie/nun auch Jendrin, Rozmierz/Rosmierz und Warmątowice/Warmuntowitz. Die Schilder und ihre Anbringung kosteten insgesamt 11.500 Złoty. Die Gemeinde zahlte jedoch keinen einzigen Złoty; die Kosten wurden vollständig vom Innenministerium übernommen.
Die Einwohner von Jendrin, Rosmierz und Warmuntowitz haben fast 10 Jahre auf zweisprachige Schilder gewartet.
Europäische Normalität
Die Gemeinde Groß Strehlitz ist nicht die einzige, die lange auf die Aufstellung zweisprachiger Ortsschilder gewartet hat. Die Gemeinden Rudnik und Zawadzki stehen noch in der Warteschlange, haben aber noch nicht auf die Anfrage des Innenministeriums über einen aktualisierten Kostenvoranschlag geantwortet, ebenso wie die Gemeinde Groß Peterwitz, die vom Ministerium noch nicht aufgefordert wurde, den betreffenden Kostenvoranschlag zu übermitteln. Die Gemeinde Groß Strehlitz schickte den aktualisierten Kostenvoranschlag bereits im Juni 2024 an den stellvertretenden Direktor der Abteilung für religiöse Bekenntnisse sowie nationale und ethnische Minderheiten. Von da an ging alles ziemlich schnell. Dennoch dauerte der Weg zu zweisprachigen Schildern insgesamt fast 10 Jahre.
„Es ist hervorzuheben, dass viele Jahre lang in dieser Angelegenheit nichts geschah. Wir haben das Thema immer wieder angesprochen, auch bei Beratungen der Gemeinsamen Kommission von Regierung und Minderheiten, aber es kam nichts dabei heraus, obwohl die Anträge längst eingegangen waren. Jetzt haben wir es endlich geschafft. Zweisprachige Ortsschilder sind in von Minderheiten bewohnten Regionen wie dem polnisch-tschechischen Grenzgebiet europäische Normalität“, betont Rafał Bartek, Vorsitzender des Verbandes der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen.
Bei unseren Nachbarn
Im tschechischen Olsa-Gebiet wurden 2009 tschechische und polnische Orts- und Straßennamen eingeführt, und zwar überall dort, wo der Anteil der polnischen Bevölkerung mehr als 10 Prozent beträgt. In Albrechtice/Olbrachcice/Olbersdorf wurden bereits 2002 polnisch-tschechische Schilder aufgehängt. Polnische Namen finden sich nicht nur auf den Ortseingangsschildern oder im Gemeindeamt – sogar die Wegweiser sind zweisprachig. Auch in Český Těšín/Czeski Cieszyn/Tschechisch-Teschen, wo der Anteil der Polen an der Bevölkerung 16 Prozent beträgt, stehen seit vielen Jahren polnisch-tschechische Schilder.
Seit 2015 gibt es auch polnische Namen am örtlichen Bahnhof und an allen Bahnhöfen in Teschen. Damit nicht genug, hat der Regierungsrat für nationale Minderheiten beim tschechischen Bahninfrastrukturbetreiber beantragt, die Zugdurchsagen auf den Bahnsteigen auch auf Polnisch zu machen. In Österreich sind zweisprachige Schilder am ehesten in der Region Kärnten zu finden, in der eine große slowenische Minderheit lebt. Die ersten zweisprachigen Schilder wurden dort im Jahr 2000 aufgestellt. In Deutschland gibt es Straßenschilder auf Dänisch in Schleswig-Holstein, Friesisch in Schleswig-Holstein und Niedersachsen, Niederdeutsch in vielen Gebieten Norddeutschlands, Obersorbisch in Sachsen und Niedersorbisch in Brandenburg.
Die ersten Zweisprachigen
In der Woiwodschaft Oppeln gibt es in 28 Gemeinden zweisprachige Schilder mit deutschen Ortsnamen. Die erste Gemeinde in Polen, die 2008 zweisprachige polnisch-deutsche Schilder gemeindeweit aufstellte, war die Gemeinde Radlau. Die ersten polnisch-deutschen Schilder wiederum wurden einige Monate zuvor in Lubowitz aufgestellt. Die ersten zweisprachigen Schilder im Kreis Groß Strehlitz erschienen ebenfalls 2008, und zwar in den Gemeinden Leschnitz, Stubendorf, Himmelwitz, Kolonnowska und Ujest.