Die besonderen Qualitäten der Klaräpfel
In den Gärten reifen langsam die ersten Klaräpfel. Unser Baum musste im Frühjahr stark ausgedünnt werden, damit die Früchte größer werden können und genügend Raum zum Wachsen haben. Außerdem bestand die Gefahr, dass unter dem Gewicht der reifen Äpfel die Äste brechen. Ein großer Vorteil unseres Klarapfelbaums ist, dass er jedes Jahr zuverlässig Früchte trägt. Die Äpfel eignen sich hervorragend für Apfelmus, Kuchen oder Strudel – also für den sofortigen Gebrauch. Ebenso lassen sie sich wunderbar als Marmelade oder Mus einkochen – ein Vorrat, der an kalten Wintertagen sommerliche Stimmung auf den Tisch zaubert.
Klaräpfel sind kaum lager- oder transportfähig, weshalb man sie im Gemüseladen nur selten findet. Sie sind oft nicht so makellos rund oder groß wie die glänzenden Äpfel aus dem Supermarkt.

Foto: Małgorzata Janik
Doch das Aroma eines frisch gepflückten Korbes voll Klaräpfel ist mit keinem Apfelregal im Handel vergleichbar. Deshalb lohnt es sich, das Bäumchen im Garten zu pflegen – für viele weitere Jahre voller köstlicher Früchte, die dem Juli einen ganz besonderen Zauber verleihen.

Foto: Małgorzata Janik
Traditionelle Rezepte aus alten Zeiten
Am besten schmeckt zweifellos ein frisch gebackener Apfelkuchen aus eben gepflückten Früchten. Wenn sich der Klarapfel mit Zimt vereint, entsteht eine ganz besondere Geschmackskomposition. An einer Einladung zu einem Stück dampfend warmen Apfelkuchen kann man dann kaum vorbeigehen – genau richtig zum Nachmittagskaffee.

In der Beilage „Die Welt der Frau” (1936, Nr. 242) findet sich dazu folgendes Rezept:
Große, mürbe Äpfel werden geschält, in Achtel geschnitten und vom Kernhaus befreit. Dann belegt man einen wie üblich bereiteten, auf einem Backblech fingerdick ausgerollten Hefeteig recht dicht damit, immer ein Stück neben das andere, streut gewaschene Korinthen, grob gehackte Mandeln darauf und übergießt den Kuchen, bevor er in den Ofen gehoben wird, mit einem Guss, den man auf folgende Weise zusammenstellt: ½ Liter dicke saure Sahne, 275 g (ungefähr 5 Stück) Eier, so viel gemahlenen Zucker, dass die Mischung reichlich süß schmeckt, und 2 Löffel Mehl quirlt man zusammen, verteilt dies gleichmäßig über die Äpfel, schiebt den Kuchen dann sofort in den Ofen und lässt ihn gar backen. Um das Abfließen des Gusses zu vermeiden, formt man, sobald der Kuchen ausgerollt ist, bevor man die Äpfel darauf legt, mit Daumen und Zeigefinger einen zollhohen Rand.

„Das Aroma eines frisch gepflückten Korbes voll Klaräpfel ist mit keinem Apfelregal im Handel vergleichbar.”
In einer anderen Beilage „Die Welt der Frau” (1934, Nr. 215) gibt es weitere praktische Hinweise:
Wenn man einen Apfelkuchen backen will, muss dies bei Mittelhitze geschehen. Auch die Behandlung des Kuchenblechs ist äußerst wichtig: man bestreiche es mit Butter, vergesse jedoch nicht, ehe man den Teig darauf gibt, eine feine Schicht geriebener Semmel auf die Butter zu streuen. Auf den Teig kommen die geschnittenen Äpfel. Vanillezucker und etwas saure Sahne beschließen den Reigen. Zum Teig nehme man: 100 Gramm schaumig gerührte Butter, ein halbes Pfund Mehl, vier Eier, die Schale einer Zitrone.

Zeitloser Genuss mit nostalgischem Charme
Bei der Suche nach Inspirationen in alten Zeitschriften ließ sich ganz unkompliziert noch eine Reihe weiterer origineller Rezepte zusammentragen. Die Auswahl ist also groß – und zugleich bietet sich die Möglichkeit, sie mit heutigen Trends zu vergleichen, denn der Apfelkuchen ist ein zeitloses Gebäck und kommt immer bei den Gästen gut an. Ganz gleich, ob schlesischer Streuselkuchen oder eine andere Variante – gebackene Klaräpfel können süchtig machen.

Foto: Małgorzata Janik
Unser Kuchen wurde in einer alten Keramikform gebacken, die nicht nur eine gute Antihaftbeschichtung im Inneren hat, sondern auch außen mit wunderschönen Verzierungen geschmückt ist. Auch sie hat dem Apfelkuchen ein wenig zusätzlichen Charme verliehen.

Foto: Małgorzata Janik