Osterode ist immer eine Reise wert – auf jeden Fall für junge Schülerinnen und Schüler, die die deutsche Sprache lernen und beweisen möchten, dass sie in ihr auch singen können. Denn in Osterode findet der Wettbewerb des deutschen Liedes statt, den die örtliche Gesellschaft der deutschen Minderheit „Tannen“ organisiert. Am 29. November gab es im Zentrum für Öffentliche Nutzung des Landkreises Osterode die bereits 17. Ausgabe der Veranstaltung.
Angesichts der winterlichen Verhältnisse auf den Straßen trafen viele der insgesamt etwa 70 jungen Teilnehmer, die als Solisten, Duos oder Gruppen in vier Alterskategorien antreten wollten, erst kurz vor Beginn des Wettbewerbs in Osterode ein. Für die Kategorie der Erwachsenen hatte sich niemand gemeldet; auf die Bühne wagten sich ausschließlich Schülerinnen und Schüler von der 1. Klasse bis zum Abiturjahrgang aus zehn verschiedenen Schulen in der Region.
Alte Kaserne, junge Menschen
Mut sprach ihnen zu Beginn bei der Begrüßung die Organisatorin Anna Laskowska zu: „Wir wünschen euch viel Spaß hier und auf der Bühne und drücken die Daumen.“ Der Vorsitzende der Gesellschaft der deutschen Minderheit „Tannen“ in Osterode, Henryk Hoch, erklärte als Gastgeber den Teilnehmern: „Hier war früher einmal die weiße Kaserne. Sie wurde vor einigen Jahren renoviert, und in einem der Gebäude ist eben der Saal, in dem wir sind. Viel Erfolg hier!“
Motivation hatten sie alle mitgebracht, ob sie nun aus Glottau (Głotowo), Elbing (Elbląg) oder Wieps (Wipsowo) gekommen waren. Nervosität und Lampenfieber legten sich meist nach den ersten Takten, sodass nicht ein Künstler steckenblieb. Die jüngste Teilnehmerin im Feld, die Erstklässlerin Hanna Panasiuk aus Hohenstein (Olsztynek), konnte in der Kategorie der Klassen 1 bis 3 Solo die Jury am besten von ihrem Können überzeugen. Mit Sonnenbrillen, Tanz und dem Lied „Körperteil-Blues“ brachten als Duo Władysław und Jurek Teodorczuk die Jury und die Konkurrenz auf ihre Seite.
Mit Schwung und ein wenig schräg
Henryk Hoch, Chantal Stannik, die Kulturmanagerin des Instituts für Auslandsbeziehungen (ifa) beim Verband der deutschen Gesellschaften in Ermland und Masuren (VdGEM), und der Journalist Uwe Hahnkamp hatten danach die Kandidaten der Klassen 4 bis 6 zu beurteilen. Während die Solisten etwas schüchtern wirkten, setzten sich die Duos bunt und ein wenig schräg in Szene: als Bienen das eine, als die Gruppe „Ich Troje“ mit dem Sänger Michał Wiśniewski das andere. Oliwier Luka aus Rontzken (Rączki) mit der Stimme und seine für das Kostüm verantwortliche Mutter hatten sich dafür den Sonderpreis für das beste Outfit redlich verdient.
Als Abschluss der Altersgruppe brachten acht Jungen der 5. Klasse der Salesianer-Grundschule „Dominik Savio“ in Osterode mit einer tänzerischen Energieleistung zum Titel „Dancing Lasha Tumbai“ die Bühne des Saals ins Wanken. Da passte es gut, dass danach sämtliche Sängerinnen der Klassen 7 und 8 und die Solistinnen von den Mittelschulen ab Klasse 9 ruhigere Stücke gewählt hatten und es sanft angehen ließen.
Sanft und weniger sanft
Von den drei jungen Damen der Grundschule in Freudenberg (Radostowo) schlug sich Zofia Ziarkiewicz mit „Ein bisschen Frieden“ am besten. Die schwierigste Entscheidung, so die Jury, sei jedoch die Kategorie „Mittelschulen Solo“ gewesen – mit drei Vertreterinnen aus Osterode vom J. Bażyński-Lyzeum und vom Verband der landwirtschaftlichen Schulen. Drei gleichwertige Vorträge, unter denen zum Schluss Amelia Łojko vom Lyzeum die Nase vorn hatte.
Drei Gruppen vom Lyzeum der Salesianer „Dominik Savio“ stellten sich bei den Bands zur Wahl – mit sehr unterschiedlichen Stücken. Während die 2. Klasse ein Marschlied deutscher Soldaten des russischen Zaren ausgewählt hatte, setzte die 3. Klasse mit Nenas „99 Luftballons“ ein Friedenslied dagegen. Beide Klassen begleiteten sich dabei nicht vom Band, sondern live mit der Gitarre, was in den letzten Jahren sehr selten vorkam.
Bewundernswert ist jedoch bei allen ihr Mut, ein Lied in einer fremden Sprache auf der Bühne vorzutragen, zumal die Vorbereitung durch die geringe Stundenzahl erschwert wird. Zu hoffen bleibt, dass sie zurückkehren, wenn es im nächsten Jahr wieder heißt: „Bühne frei für deutsche Lieder!“
Uwe Hahnkamp
Die Teilnehmer und Organisatoren bedanken sich beim polnischen Ministerium für Inneres und Verwaltung sowie beim Deutschen Generalkonsulat in Danzig (Gdańsk) für die finanzielle Unterstützung der Veranstaltung