Die Vernissage des Fotowettbewerbs „(Post)Deutsch“ in Oppeln zeigte beeindruckende Werke zur Geschichte der deutschen Minderheit in Polen. Begleitet von einem Workshop mit Olga Żmijewska und ihrer Fotografie-Ausstellung „Postdeutsch/Wiedergewonnen“, die die Spuren der deutschen Minderheit in Nordpolen dokumentiert, bot die Veranstaltung einen tiefen Einblick in das kulturelle Erbe. In einer spannenden Diskussion gingen Expertinnen und Experten vertieft auf diese Thematik ein.
Im Dokumentations- und Ausstellungszentrum der Deutschen in Polen am Mittwoch, den 20. November, kamen Interessierte, Expertinnen, Experten und Teilnehmende zusammen, um die Gewinner des Fotowettbewerbs zu küren und eine Diskussion mit Gästen zum Thema „(Post)Deutsch“ zu verfolgen. Der Wettbewerb, der zur Spurensuche deutscher Personen, Gegenstände und Landschaften in Polen einlud, brachte vielfältige Perspektiven auf die Auswirkungen der deutschen Präsenz und ihres kulturellen Erbes in der Region hervor.
Die Preisträger
Die Jury des Wettbewerbs bestand aus Rudolf Urban, Gemeindevorsteher von Tarnau und ehemaliger Chefredakteur des Wochenblatts, dem bekannten Oppelner Fotografen Jerzy Stemplewski und Anna Durecka, Redakteurin des Wochenblatts. Die Juroren wählten die besten drei Fotografien der achtzehn Teilnehmenden aus. Den ersten Preis gewann Marcin Kaulich mit seinem Werk „Familiengeschichte“, einer Collage, die die Geschichte einer schlesischen Familie erzählt. Den zweiten Platz sicherte sich Damian Gonsior mit dem Foto „Der Weg ist das Ziel“, das die Erinnerung an den deutschen Ort Wreske dokumentiert. Der dritte Preis ging an Józef Hurek für seine Aufnahme von zwei deutschen Kaffeetassen, die die Weitergabe interfamiliärer Erinnerungen darstellen.
Für ihre kreative Auseinandersetzung mit der Geschichte der deutschen Minderheit erhielten die Gewinner des Wettbewerbs Gutscheine für einen Fotografiekurs in Oppeln.
Angeregte Diskussion
Die anschließende Diskussion, moderiert von Ewa Stolz, tätig beim Fernsehsender TVP3, bot einen tiefen Einblick in das „(post)deutsche“ Erbe. Gesprächspartner waren Olga Żmijewska, Sebastian Ruszała, Autor des Profils Kocham Opole & Opolskie, sowie der Historiker Dr. Bernard Linek, tätig beim Instytut Śląski. In der lebhaften Diskussion ging es unter anderem darum, wie man das Erbe der deutschen Minderheit bewahren und gleichzeitig eine gemeinsame europäische Identität entwickeln kann. Dabei wurde auch die Frage aufgeworfen, wie mit den Erinnerungen und dem historischen Erbe der deutschen Minderheit in der Region heute umgegangen wird und wie diese Spuren in die Zukunft integriert werden können.
Ein Teil der Fotografie-Ausstellung „Postdeutsch/Wiedergewonnen“ von Olga Żmijewska sowie die Fotoaufnahmen der Teilnehmenden des Fotowettbewerbs werden noch bis zum 13. Dezember im DAZ zu sehen sein.
Workshop mit Olga Żmijewska
Im Rahmen der Veranstaltung fand auch ein Workshop mit Olga Żmijewska von der Stiftung Kunst der Freiheit statt, die ebenso ihre Ausstellung „Postdeutsch/Wiedergewonnen“ präsentierte. Anhand ihrer Fotografien beleuchtet sie die Spuren der deutschen Minderheit in Nordpolen und veranschaulicht, wie historische und kulturelle Elemente der deutschen Präsenz in der Region in die Gegenwart integriert und neu interpretiert werden können. Der Fokus liegt dabei auf der Kulturlandschaft als einem Ausdruck der von Menschen geformten Natur. Beim Workshop diskutierten die Teilnehmenden mit Olga Żmijewska intensiv über das Thema „(Post)Deutsch“.
Spuren der deutschen Minderheit – Kunst und Erinnerung im Dialog
Für die ifa-Kulturmanagerin beim VdG, Beate Tur, die die Veranstaltung organisiert hatte, waren Vernissage und Workshop ein voller Erfolg: „Mein Ziel war es, dass sich vor allem junge Menschen mit dem Thema auseinandersetzen – verknüpft mit der Fotografie. Teilgenommen haben dann Personen aus verschiedenen Altersgruppen, zwischen siebzehn und über 80 Jahren. Im Workshop haben sie alle ihre individuelle Perspektive eingebracht und sich auch gegenseitig befragt, um Neues zu lernen. Letztlich betrifft das Thema nicht nur die Älteren, die es erlebt haben, sondern auch die Jüngeren, auf deren Zukunft es sich auswirkt.“
Unter den Teilnehmenden waren ebenfalls zwei Personen aus der Ukraine, die in Oppeln studieren. „Sie sahen Parallelen zwischen den Ländern, wie es nach dem Krieg in der Zivilgesellschaft war. Ich wollte den Dialog zwischen Menschen, die sich als Teil der deutschen Minderheit sehen und der Mehrheitsgesellschaft fördern. Ich finde es schön, dass es zu einem angeregten Austausch gekommen ist“, führt Beate Tur weiter aus.
Organisiert wurde das Projekt vom Verband der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen (VdG) unter der medialen Schirmherrschaft des Wochenblatt.pl in Partnerschaft mit der Öffentlichen Bibliothek der Woiwodschaft Oppeln, der Fundacja Sztuka Wolności, dem Dokumentations- und Ausstellungszentrum der Deutschen in Polen (DAZ) und dem Institut für Kultur der Oppelner Selbstverwaltung. Finanziert wurde die Veranstaltung mit Mitteln des Instituts für Auslandsbeziehungen (ifa), des Auswärtigen Amtes sowie der Selbstverwaltung der Woiwodschaft Oppeln.
Die Ausstellung mit den Wettbewerbsfotos ist im Dokumentations- und Ausstellungszentrum der Deutschen in Polen (Oppeln, ul. Szpitalna 11) bis zum 13. Dezember zu sehen. Der Eintritt in die Sonderausstellung ist frei.
Victoria Matuschek