Strażnik pamięci

wochenblatt.pl 1 godzina temu
Zdjęcie: Benedikt Reschke Foto: Karolina Misztal


Benedikt aus Gochy – der von der Gustloff

Die Geschichte ging immer wieder nur um Haaresbreite am Bauernhof Reschke in Heidemühl, Kreis Bütow, vorbei. Denn nach dem Ersten Weltkrieg verlief die deutsch-polnische Grenze entlang des Feldrains von Benedikts Großeltern. So fanden sie sich in Polen wieder. Aber ob sie nun wollten oder nicht, sie waren Teil der Geschichte – und diese prägte ihr Leben, wie das aller Kaschuben.

Obwohl sie nun in Polen lebten, sprachen die Reschkes zu Hause weiterhin Kaschubisch oder Deutsch und arbeiteten weiterhin auf dem Feld. Das war unter dem Kaiser so und unter den Polen auch.

Polnisch habe ich durch Robinson Crusoe gelernt

Benedikt begegnete Polen zum ersten Mal im Herbst 1945. Nach drei Jahren in einer deutschen Schule kam er in die dritte Klasse einer polnischen Schule.

Benedikt Reschke
Foto: Karolina Misztal

„Der Lehrer schrieb polnische Wörter an die Tafel und erklärte uns, was sie bedeuten und wie man sie ausspricht. Sz, cz, rz, ś, ć – ich konnte das einfach nicht lernen. Als ich einmal meiner Mutter davon erzählte, hörte eine Nachbarin meine Klage mit. Kurz darauf schenkte sie mir die polnische Ausgabe von Robinson Crusoe. Ich nahm das Buch mit zum Kuhhüten. Es war sehr anstrengend, aber Robinsons Abenteuer fesselten mich und langsam las ich das ganze Buch. Ich kann mit Fug und Recht sagen, dass ich Polnisch durch Robinson Crusoe gelernt habe”, scherzt Reschke.

Wie man sich bettet, so liegt man

Der junge Benedikt wollte nach der Grundschule Elektriker werden. Das war damals ein zukunftsträchtiger Beruf. Nur wusste 1949 nicht einmal seine Klassenlehrerin, wo sich die nächstgelegene Schule mit diesem Fachgebiet befand. Auf ihre Anregung hin schrieb Benedikt also eine Bewerbung an die Pädagogische Oberschule in Bütow und wurde angenommen. Aber nicht sofort – zuerst gab es eine zweitägige Aufnahmeprüfung.

Benedikt Reschke
Foto: Karolina Misztal

„Das Wichtigste war die Musikprüfung. “Damals konnte man sich nicht vorstellen, dass ein Lehrer nicht singen kann.“

Er wurde im Internat untergebracht.

„Am ersten Tag brachten sie uns in eine Scheune. Sie gaben jedem eine Strohmatte und befahlen uns, sie mit Stroh zu füllen. Wie sich jeder seine Matte gefüllt hatte, so schlief er dann darauf”, lacht Benedikt.

Während seiner gesamten Oberschulzeit erhielt er für seine schulischen Leistungen ein Stipendium.

Sich im Leben einrichten

Mit Geschichte kam er in seinem ersten Job in Berührung. Er wurde nach Pritzig im Kreis Rummelsburg versetzt. In der Schule stieß er auf viele Dokumente in deutscher Sprache, und die Bücher trugen den Stempel: „Grundschule in Pritzig mit Deutsch als Unterrichtssprache”.

„Wie ist das möglich, wenn in Polen das Unterrichten in Fremdsprachen verboten ist?”, dachte er. Bald erfuhr er, dass es in Pommern noch viel mehr solcher Schulen gab.

Benedikt Reschke mit seiner Ehefrau Greta Foto: Karolina Misztal

Der junge Benedikt war jedoch damit beschäftigt, sich ein Leben aufzubauen, und ging nicht weiter auf das Thema ein. Bald lernte er ein Mädchen kennen – Greta Mühl, wie er selbst eine Kaschubin, die Lehrerin war. Gretas Vater hatte während des Baus von Gdingen eine gute Stelle in der Werft bekommen und blieb auch nach dem Zweiten Weltkrieg dort. Sie lebten also in Polen, fühlten sich aber nicht als Polen, was in der Kaschubei nicht verwunderlich war.

Sie lernten sich Weihnachten 1959 durch Benedikts Schwester kennen, die damals in Gdingen lebte. Im Mai 1960 heirateten sie, dann kamen die Kinder: das erste, das zweite, das dritte. Sie wohnten im Haus von Gretas Mutter, die damals bereits Witwe war.

Beide absolvierten zunächst ein Pädagogikstudium an der Schlesischen Universität und anschließend ein Aufbaustudium, das ihnen das Recht gab, an einer Oberschule zu unterrichten. Mit der Zeit wechselten sie zum Lyzeum Nr. 4 in Gdingen, wo sie Ende der 70er Jahre in den Ruhestand gingen.

Die zweite Liebe – Gochy

Im Ruhestand widmete sich Benedikt der Geschichte der Kaschubei, insbesondere seines Heimatortes Gochy. Er begann sich auch für das deutsche Schulwesen in Pommern zu interessieren. Warum existierte es trotz des Verbots?

„In Pommern blieb eine große Anzahl deutscher Bewohner zurück. Sie flohen nicht vor den Russen, da die deutschen Behörden eine Evakuierung verboten hatten. Als diese schließlich erlaubt wurde, war der einzige Fluchtweg das Meer. Zurück blieben vor allem Frauen und Kinder. Sie wurden für die Arbeit auf den Landgütern gebraucht, die bis 1950 von der Roten Armee verwaltet wurden. Die Russen hatten diese Schulen gegründet, und bis 1950 unterstanden sie ihnen. Ich habe 140 davon gezählt. Als sie abzogen, gingen die Schulen in polnische Verwaltung über. Sie existierten bis 1958. Nach diesem Jahr gab es niemanden mehr, den man auf Deutsch unterrichten konnte. Aufgrund eines deutsch-polnischen Abkommens wurde den Pommeranern die Ausreise nach Deutschland gestattet”, berichtet Benedikt Reschke.

Benedikt Reschke
Foto Karolina Misztal

„Ich kenne die genaue Zahl der Schüler nicht. Ich weiß, dass Detlef Rach, Vorsitzender der deutschen Minderheit in Stolp, und der verstorbene Jeske, Vorsitzender der deutschen Minderheit in Köslin, Absolventen dieser Schule sind.”

Er hat sechs Bücher darüber veröffentlicht, das siebte wartet auf den Druck.

Zuerst im Geheimen

Von der Tragödie der Gustloff erfuhr er 1952 heimlich von dem Onkel seiner Frau.

„Das hat mich sehr bewegt, besonders als ich erfuhr, dass die Russen noch zwei weitere Schiffe mit Flüchtlingen versenkt hatten – die Steuben und die Goya.“

1996 beschlossen die Gdingener, eine eigene deutsche Organisation zu gründen.

„Ich wurde Vorsitzender und bin es bis heute”, erzählt er weiter.

Zuvor war in Danzig eine deutsche Organisation gegründet worden, und die Gdingener, darunter Benedikt und Greta, fuhren zu Treffen nach Danzig.

Benedikt Reschke
Foto Karolina Misztal

Nahezu seit seiner Gründung erinnert der Verband in Gdingen alle an die größte Seetragödie aller Zeiten – die Versenkung des Kreuzfahrtschiffes Wilhelm Gustloff durch ein russisches U-Boot im Januar 1945. Tausende Menschen flohen damit aus Pommern und Ostpreußen. Es war die erste Gedenkfeier für diese Tragödie in Polen und vielleicht sogar weltweit.

Es waren 6.500 Kinder

„Wir begannen mit einem Gottesdienst für die Opfer der Gustloff, aber dann schlossen wir die Opfer der anderen Schiffe mit ein. Als wir in der Seefahrerkirche in Gdingen eine Gedenktafel anbrachten, kam es zu einem Aufruhr. Man warf uns vor, dass wir Nazis und SS-Männer ehren würden. Auf der Gustloff befanden sich unter den 10.000 Passagieren 6.500 Kinder. Soldaten waren nur als Verwundete an Bord. Woher ich das weiß? Von Heinz Schön, der auf der Gustloff stellvertretender Zahlmeister war und die Passagierliste führte. Heinz war damals 19 Jahre alt. Es gab zwei Listen – eine auf dem Schiff, die andere im Hafen. Heinz wurde von Matrosen eines Rettungsschiffes aus dem Wasser gezogen. Anfang Februar 1945 war er wieder in Danzig und nahm die Passagierliste der Gustloff mit nach Deutschland. Anhand dieser Liste konnten die Opfer gezählt werden. Heinz, mit dem ich befreundet war, schrieb mehrere Bücher darüber. Er starb im April 2013, und seine Asche wurde auf der Gustloff beigesetzt.“

Warum ich?

Benedikt hat keinen Zweifel daran, dass er es war, der sich um das Gedenken an die Opfer der Gustloff, Goya und Steuben kümmern sollte.

Benedikt Reschke
Foto Karolina Misztal

„Einmal spazierte ich mit meiner Frau am Strand von Leba. Wir trafen einen Mann, einen Landsmann von uns – einen Kaschuben. Als er erfuhr, wer wir sind, öffnete er sich uns und erzählte, wie er im Winter 1945 an diesem Strand die Leichen von Kindern gesammelt und sie in der Erde begraben hatte. Das dauerte lange. Das kann man nicht vergessen. ”

Łucja Bagińska, eine der Überlebenden, die nach dem Krieg in Polen lebte, war Mitglied des Bundes der Deutschen Bevölkerung in Gdingen. Sie sprang mit ihrem anderthalbjährigen Sohn in das eiskalte, schwarze Wasser der sinkenden Gustloff. Als sie wieder zu sich kam, war er nicht mehr bei ihr.

„Das darf sich nicht wiederholen”, versichert Benedikt.

Seit 1996 findet die Gedenkfeier jedes Jahr statt. Derzeit nimmt sogar die Präsidentin von Gdingen, Aleksandra Kosiorek, daran teil. Greta Reschke liegt das sehr am Herzen und sie engagiert sich dafür – jedes Jahr schreibt sie ein Gedicht über diese Tragödie.

Im Juni 2025 erhielt Benedikt Reschke vom Marschall der Woiwodschaft Pommern die Medaille „Für Verdienste um die deutsch-polnische Aussöhnung”. Er und Greta haben sich ihr ganzes Leben lang für die Aussöhnung eingesetzt.

Benedikt und Greta Reschke feierten im Juni 2025 ihren 65. Hochzeitstag:

Eiserne Hochzeit von Benedykt und Greta Reschke

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