Edukacja dwujęzyczna to decyzja

wochenblatt.pl 9 godzin temu
Zdjęcie: Foto: Tomasz Chabior


Die Strategie des Herzens

Aleksandra Jarczewska erzieht ihre drei Söhne Darek, Wojtek und Adam zweisprachig, auf Deutsch und Polnisch. Manuela Leibig hat mit ihr über ihre Motivation, Methoden, Herausforderungen und die Freuden der bilingualen Erziehung gesprochen.

Sie erziehen Ihre Kinder zweisprachig auf Deutsch und Polnisch. Wann haben Sie diese Entscheidung getroffen?

Schon als ich mit meinem ersten Sohn schwanger war, wusste ich, dass ich ihn zweisprachig erziehen will. Obwohl Deutsch nicht meine Muttersprache ist.

Aleksandra Jarczewska
Foto: Tomasz Chabior

Hatten Sie in Ihrer eigenen Kindheit Berührungspunkte mit Mehrsprachigkeit gehabt, die diese Entscheidung beeinflusst haben?

Ja, durchaus. Ich komme aus einer Familie, in der meine Eltern mit mir Schlesisch gesprochen haben, während meine Großeltern in ihrem Alltag sowohl Deutsch als auch Schlesisch verwendeten. Ein Teil meiner Familie lebte in Deutschland, sodass Deutsch auch präsent war, wenn meine Cousinen zu Besuch kamen. Da ich in Polen lebte, war Polnisch die dritte Sprache. Ich war also von drei Sprachen umgeben. Das hat meine Entscheidung bestimmt beeinflusst, denn ich wusste, wie wichtig es ist, sich in der Familie verständigen zu können und die eigenen Wurzeln zu kennen. Zudem habe ich Germanistik studiert und mir war die Bedeutung von Sprachkenntnissen für die Zukunft bewusst. Während meiner Schwangerschaft besuchte ich eine Vorlesung von Dr. Sonia Szramek-Karcz, in der unter anderem die Forschung zur „non-nativ“ zweisprachigen Erziehung thematisiert wurde – also, wenn Eltern eine Sprache vermitteln, die nicht ihre Muttersprache ist. Dieser Vortrag war für mich ein entscheidender Moment: Er zeigte mir, dass es tatsächlich machbar ist. Ein bedeutender Impuls, der mich nachhaltig beeinflusst hat.

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Welche Methode der zweisprachigen Erziehung wenden Sie an?

Wir wenden die Methode ‘eine Person, eine Sprache’ an: Ich spreche Deutsch mit den Kindern und mein Mann Polnisch. Anfangs hielt ich mich strikt an dieses Prinzip, doch mittlerweile ergänze ich es durch die „Strategie des Herzens“ und die „Strategie der Zeit und Handlung“. Das bedeutet, dass ich in bestimmten Situationen, zum Beispiel wenn Freunde meiner Söhne da sind, die kein Deutsch verstehen, auch mal Polnisch spreche, um eine natürliche Kommunikation zu ermöglichen. Und wenn ich mal schimpfen muss, wechsle ich ins Polnische, damit die deutsche Sprache vor allem mit positiven Emotionen verknüpft bleibt.

Aleksandra Jarczewska: Mein Motto ist: Englisch ist Muss, aber Deutsch ist Plus. Es ist das kostbarste Geschenk, das wir unseren Kindern machen können – ein Schatz, den ihnen niemand mehr nehmen kann.

Gab es Zweifel oder Schwierigkeiten auf diesem Weg?

Anfangs war ich mir sicher, doch mit der Zeit traten Herausforderungen auf – besonders, weil Polnisch die Umgebungssprache und die Sprache der Mehrheit ist. In manchen Situationen, z. B. im Wartezimmer beim Arzt mit Freundinnen, die wissen, dass Polnisch meine Muttersprache ist, zögerte ich, Deutsch zu sprechen. Ich hatte die Befürchtung, es könnte als Angeberei wirken. Mit meinem ersten Sohn habe ich in solchen Momenten geschwiegen – heute erkenne ich, dass dieser Druck völlig unnötig war. Der Alltag als berufstätige Mutter, stets im Spannungsfeld zwischen Verpflichtungen und Zeitdruck, bedeutet eine zusätzliche Herausforderung, konsequent zu bleiben. Doch ich habe gelernt, dass Flexibilität und Gelassenheit genauso wertvoll sind wie feste Prinzipien.

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Wie hat sich das Sprachverhalten Ihrer Kinder entwickelt, und wie reagieren sie, wenn Sie mal die Sprache wechseln?

Das ist ein natürlicher Prozess. Anfangs verstehen die Kinder alles rezeptiv, antworten aber oft in der Mehrheitssprache, also Polnisch. Danach folgt die Phase des Mischens, das sogenannte Codeswitching, was völlig normal ist – ich mache das ja auch. Schließlich entwickelt sich die aktive Sprachproduktion. Mein ältester Sohn kann bereits flüssig ganze Sätze auf Deutsch formulieren und liest sogar deutschsprachige Bücher. Mein mittlerer Sohn, Wojtek, tendiert dazu, meist auf Polnisch zu antworten, doch wenn er einen klaren Vorteil erkennt – wenn er z. B. Schokolade möchte – fragt er bewusst auf Deutsch. Kinder sind clever und wissen genau, dass ich Polnisch verstehe. Sobald ich beim Schimpfen ins Polnische wechsle, ist ihnen sofort klar, dass etwas nicht stimmt und dass Ärger in der Luft liegt.

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Wie hat Ihr Umfeld – Familie und Freunde – auf Ihre Entscheidung reagiert?

Bei manchen Verwandten gab es Skepsis, aus Angst, die Kinder könnten keine Sprache vollständig beherrschen. Da hat mich mein Mann, der selbst kein Deutsch versteht, aber mit den Söhnen lernt, sehr unterstützt und motiviert. Das ist enorm wichtig, dass der Partner dahintersteht. Auch die Freunde waren anfangs überrascht, da Deutsch nicht meine Muttersprache ist. Doch mit der Zeit erkannten sie, dass sich dieser Weg gelohnt hat. Ich habe ihnen zudem erläutert, dass meine Entscheidung als Germanistin und Lehrerin wohlüberlegt war.

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Welche Ressourcen und Materialien nutzen Sie, um die deutsche Sprache im Alltag lebendig zu halten?

Meine Familie in Deutschland unterstützt uns sehr, und die Besuche der Cousins und Cousinen sind eine wertvolle Gelegenheit für die Kinder, aktiv Deutsch zu sprechen. Wir nutzen verschiedene Möglichkeiten, um die Sprache spielerisch zu fördern – darunter Podcasts, deutschsprachige Kinderbücher, die wir häufig aus Deutschland mitbringen oder von unserer Familie erhalten. Didaktische Materialien wie Brettspiele, TipToi und die Toniebox sind ebenfalls großartige Helfer, die das Lernen auf unterhaltsame Weise begleiten.

Meine Kinder besuchen eine zweisprachige Schule und einen zweisprachigen Kindergarten, wodurch sie täglich intensiv mit der deutschen Sprache und Kultur in Kontakt kommen. Diese umfassende sprachliche Umgebung war mir besonders wichtig, um eine breite Exposition zu gewährleisten. Zusätzlich sind Treffen mit anderen zweisprachigen Familien von großem Wert.

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Außerdem habe ich ein Instagram-Konto namens „Rojbryszprechają“ gestartet, um meine Erfahrungen mit der zweisprachigen Erziehung mit anderen Eltern zu teilen. So habe ich auch viele andere Eltern kennengelernt, die ihre Kinder zweisprachig erziehen. Dieser Austausch motiviert mich sehr, den eingeschlagenen Weg der bilingualen Erziehung meiner Söhne engagiert weiterzuverfolgen.

Ansonsten hören wir deutsches Radio wie Radio Teddy oder TOGGO Radio, schauen KiKA-Programme, Märchen auf Deutsch und nutzen Angebote wie die „Sendung mit der Maus“ oder „Die Sendung mit dem Elefanten“, die spielerisch Wissen vermitteln. Darüber hinaus nutzen wir die Angebote der deutschen Minderheit, etwa Familientreffen vom Haus der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit oder Materialien von Bilingual.pl, die uns zusätzliche Unterstützung bieten und die Sprachförderung bereichern.

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Welche Vorteile sehen Sie in der Zweisprachigkeit für die Zukunft Ihrer Kinder?

Ich bin überzeugt, dass es ihnen berufliche Vorteile bringen wird, besonders hier in Schlesien, wo Deutsch eine wichtige Rolle spielt. Deutschland ist unser Nachbarland. Mein Motto ist: Englisch ist Muss, aber Deutsch ist Plus. Es ist das kostbarste Geschenk, das wir unseren Kindern machen können – ein Schatz, den ihnen niemand mehr nehmen kann.

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Was würden Sie anderen Eltern raten, die über eine zweisprachige Erziehung nachdenken?

Es lohnt sich auf jeden Fall, es zumindest zu versuchen. Perfekte Sprachkenntnisse sind keine Voraussetzung – entscheidend ist, dass die zweite Sprache mit Herz und positiven Emotionen vermittelt wird. Die Erfolge werden schnell sichtbar. Forschungsergebnisse, unter anderem von Dr. Sonia Szramek-Karcz, bestätigen, dass auch „non-native“ Zweisprachigkeit hervorragend funktioniert und Kinder die Sprache häufig sogar besser beherrschen als ihre Eltern. Ein wertvoller Weg, der sich wirklich auszahlt!

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