Borkendorf – Geschichte, Erbe und zwei große Söhne des Dorfes
Borkendorf (polnisch Burgrabice, bis 1947 Borkowice) ist ein malerisch gelegenes Dorf in der Woiwodschaft Oppeln, unweit von Ziegenhals und der Grenze zu Tschechien. Seine Geschichte reicht bis ins Mittelalter zurück, und das kulturelle sowie künstlerische Erbe – dank außergewöhnlicher Persönlichkeiten, die hier geboren wurden – reicht weit über die Region hinaus.
Wurzeln des Namens und Geschichte des Ortes
Die erste Erwähnung des Dorfes stammt bereits aus dem Jahr 1284 als Burgravici. Im mittelalterlichen Zehntregister des Bistums Breslau erscheint das Dorf als Burccerabsdorph (1295–1305) und 1417 als Burgrosindorff. Die Etymologie des Namens hängt vermutlich mit dem deutschen Wort „Burg“ (Burg/Schloss) und dem Amt des Burggrafen (Verwalter der Burg) zusammen, was auf mittelalterliche administrative oder militärische Verbindungen hinweist.

Foto: Ralf Lotys
Über die Jahrhunderte gehörte das Dorf verschiedenen Eigentümern, unter anderem der adeligen Familie von Betsch, wovon die Renaissance-Grabplatten an der St.-Bartholomäus-Kirche zeugen. Bis 1945 lag Borkendorf im deutschen Schlesien und hatte rund 1.300 Einwohner. Es verfügte über eine Ziegelei, eine Brauerei, eine Schule, eine Mühle und einen Eisenbahnanschluss.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Dorf Polen angeschlossen und die deutsche Bevölkerung vertrieben. 1947 erhielt der Ort den heutigen polnischen Namen Burgrabice.

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Sehenswürdigkeiten in Borkendorf
Das wichtigste Denkmal ist die St.-Bartholomäus-Kirche – eine romanisch-neobarocke Kirche aus dem 14. Jahrhundert, im 16. und 18. Jahrhundert erweitert und im 20. Jahrhundert mit einem neuen neobarocken Turmportal versehen. Die Kirche wird von einem alten Friedhof mit zahlreichen erhaltenen Grabsteinen aus deutscher Zeit sowie einem Mausoleum von 1830 umgeben. Erhalten geblieben sind auch das Pfarrhaus aus dem 18. Jahrhundert, die Ruinen eines historischen Kornspeichers, Reste des ehemaligen Vorwerks sowie der Park eines nicht mehr existierenden Herrenhauses aus dem 16./17. Jahrhundert.
Die erste Erwähnung des Dorfes stammt bereits aus dem Jahr 1284 als Burgravici. Im mittelalterlichen Zehntregister des Bistums Breslau erscheint das Dorf als Burccerabsdorph, und 1417 als Burgrosindorff.
Zwei herausragende Söhne von Borkendorf
Friedrich Hauptmann – der musikalische Botschafter Schlesiens
Friedrich Wilhelm Theobald Hauptmann (1860 – nach 1923), geboren in Borkendorf war ein herausragender Dirigent und Chorleiter. Seine musikalische Ausbildung erhielt er als Domsänger in Breslau, später diente er als Oboist in Metz. Er arbeitete unter anderem in Straßburg, Stettin, Swinemünde und Würzburg und war viele Jahre mit dem Hoftheater Neustrelitz verbunden, wo er bis zum Musikdirektor und Leiter des Hoforchesters aufstieg.
1910 leitete er die Aufführung der Matthäuspassion von Bach, und 1914 erhielt er den silbernen Orden für Kunst und Wissenschaft des Herzogtums Mecklenburg-Strelitz. Obwohl seine Karriere weit entfernt von seiner Heimatstadt verlief, können Borkendorf stolz auf diesen talentierten Sohn sein.

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Joseph Krautwald – der Künstler, den Borkendorf nicht vergessen hat
Weitaus präsenter im Bewusstsein der Bewohner ist jedoch Joseph Krautwald (1914–2003), ein Bildhauer von Weltrang, dessen Werk tief in Spiritualität und Sakralkunst verwurzelt ist. Geboren in Borkendorf, zeigte er bereits als Jugendlicher außergewöhnliches Talent, das ihm den schnellen Übergang von der Steinmetzlehre zu renommierten Kunstschulen in Bad Warmbrunn (Cieplice Śląskie-Zdrój), München und Dresden ermöglichte.

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Nach dem Krieg ließ er sich in Rheine, Westfalen, nieder, wo er ein eigenes Atelier führte und hunderte sakrale Kunstwerke schuf: über 300 Kreuzwegdarstellungen sowie zahlreiche Skulpturen, Altäre, Tabernakel und Grabmale. Seine Werke sind in Kirchen in ganz Deutschland, besonders im Bistum Münster, zu finden, aber auch auf dem Friedhof in Ziegenhals auf dem ehemaligen schlesischen Gebiet.
Obwohl Krautwald den Großteil seines Lebens außerhalb seiner Heimat verbrachte, haben Borkendorf ihren herausragenden Sohn nicht vergessen. An seinem Geburtsort erinnert eine Gedenktafel an ihn, und sein Elternhaus ist als Denkmal des lokalen Erbes ausgewiesen.