Die Geschichte der kleinen, blauen Beeren aus den niederschlesischen Wäldern, wo das vorzeitige Einernten der Heidelbeere in manchen Gegenden unter polizeilichem Verbot stand (Katholische Volkszeitung, 1939), beginnt in dem Moment, als Scharen von Menschen „auf die Beeren“ in die Wälder zogen.
Man durfte damals halt nur reife Früchte einsammeln und in derselben Zeitung lesen wir noch: „Da genügt kein Körbchen und keine Kanne – einer der Familienangehörigen schiebt gleich ein Wägelchen vor sich her, das ‘vollgebeert’ werden soll. Es kommt auch vor, daß Lehrer und Lehrerinnen mit den Kindern hinaus in den Wald ziehen, um Heidelbeeren zu pflücken. […] Übrigens ist das ‘Beeren’ durchaus keine so leichte Arbeit, wie sich dies mancher vorstellt. […] Auch ist diese Arbeit nicht ganz ungefährlich, weil sich die Kreuzotter oft unter Beerensträuchen versteckt hat.”

Aus reifen, frisch gepflückten Heidelbeeren entstanden einst vorzügliche Rotweine. So verschickte etwa Ferdinand Meinow aus Dyhernfurth (Brzeg Dolny) im Jahr 1910 seine Abfüllungen – bestimmt für Glühwein oder Punsch – zu einem Preis von 40 Pfennigen pro Liter. Den Bestellungen lagen sogar gratis Rezepte bei.
In Alt-Kemnitz (Stara Kamienica) am Bahnhof bot die Firma Hutter im November 1883 getrocknete Heidelbeeren an, auch in Großmengen. Diese waren vielseitig einsetzbar – als bewährtes Heilmittel bei Magen-Darm-Beschwerden oder zur Unterstützung der Sehkraft.

Aus Heidelbeeren wurden zudem geschätzte Destillate und Essige hergestellt. Erwähnt sei nur der berühmte, bis heute hergestellte Kräuterlikör Stonsdorfer, dessen fruchtige Basis überwiegend aus Heidelbeeren besteht.
Heidelbeeren färben dauerhaft jeden Mund, der an dieser Waldspezialität nascht. Doch wer könnte dem Duft eines frisch gebackenen Heidelbeerkuchens widerstehen?

Das violette Lächeln – und ebenso die gefärbten Hände – begleiten uns Jahr für Jahr. Als Kind des Waldes sammle ich Heidelbeeren mit Freude ein: früher mit Eltern oder Cousins und Cousinen, heute mit der engsten Familie. Oft geht es dabei weniger um die Menge unserer Ernte, als um die gemeinsam verbrachte Zeit an der frischen Luft und den Genuss des würzigen Duftes der Kiefern.
Das violette Lächeln – und ebenso die gefärbten Hände – begleiten uns Jahr für Jahr. Als Kind des Waldes sammle ich Heidelbeeren mit Freude ein: früher mit Eltern oder Cousins und Cousinen, heute mit der engsten Familie.
Natürlich wechseln wir nach der Ernte sofort in den Heidelbeer-Modus: Piroggen mit Heidelbeerfüllung, Kefirshakes und – selbstverständlich – Hefebuchteln mit reichlich Heidelbeeren. Die Füllung muss üppig sein, richtig großzügig bemessen.

Solche Heidelbeergebäcke verschwinden vom Teller in Windeseile – und wecken zugleich die Vorfreude auf die nächste Saison.
Für ideale Hefebuchteln mit Heidelbeeren benötigen wir folgende Zutaten:
• 250ml Milch
• 150g Butter
• 550g Weizen- oder Dinkelmehl
• 60g Zucker
• 1Pck. Vanillezucker
• 1Prise Salz
• 25g frische Hefe
• 2 Eier
• Fett für die Form / Butter zum Bestreichen /Puderzucker zum Bestäuben

Zubereitung:
50 ml Milch in einem kleinen Topf bis max. 38 Grad erwärmen und die Hefe hineinbröckeln. Dann mit 50g Mehl, 1 EL Zucker in einer Schale vermengen. An einem warmen Ort 15-20 Min. zugedeckt gehen lassen.
Tipp: Mit frischer Hefe schmeckt das Gebäck viel intensiver und bleibt länger frisch.
Für den Hefeteig die übrigen Zutaten (bis auf die Butter) zum Vorteig geben und mit einer Küchenmaschine, einem Rührgerät mit Knethaken oder mit den Händen 2-3 Minuten verkneten.

Die zerlassene Butter zum Teig erst dann geben, wenn die übrigen Zutaten schon kurz verknetet sind. Den Teig weitere 7 Minuten kneten und dann diesen mit einem Küchentuch abgedeckt ca. 1 Stunde an einem warmen Ort ruhen lassen. In der Zwischenzeit eine Backform fetten.
Den Teig auf der Arbeitsfläche in 12 gleichgroße Stücke teilen und jedes Stück zu einer Kugel rollen. Jeden Teigfladen vorsichtig in eine kleine Schüssel legen. Anschließend 3–4 Esslöffel Heidelbeeren gleichmäßig darauf verteilen und die Füllung sanft andrücken. Die Buchteln fest verschließen und gleichmäßig ausrichten. Alle Ränder sollten fest verschlossen bleiben, damit beim Aufgehen und Backen kein Tropfen Saft austritt. Zum Schluß die Buchteln im ca. 5 cm Abstand zueinander auf die vorbereitete Backform legen, zugedeckt erneut ca. 20 Minuten ruhen lassen.

Den Ofen auf 175 Grad Ober-/Unterhitze vorheizen.
50g Butter (50 g) in einem Topf auflösen und die 1 EL Milch zugeben. Die Oberfläche der Buchteln damit bestreichen und diese ca. 30-35 Minuten backen. Nach Belieben im lauwarmen Zustand erneut mit Butter bestreichen und mit Puderzucker bestreuen.
Diese flaumige, leicht buttrige Buchteln mit einer saftigen Heidelbeerfüllung schmecken frisch – direkt aus dem Ofen – am besten.
Kurioses:
Heidelbeeren wurden […] zur Herstellung von Tinte verwendet, die sich durch einen dauerhaften, tief purpurnen Farbton auszeichnete. Benötigt wurden fünf Zutaten: Heidelbeersaft, Alaun, Kupferasche und Wasser. Nach dem Fixieren mit Gummiwasser konnte das Tintenfass mit diesem besonderen Schreibmittel gefüllt werden. (Der belehrende Hausvater. Ein Buch für Jedermann. Breslau 1825)