Drei Begriffe, eine Ausstellung, zwei Ausstellungsorte
Am Wochenende traf sich eine Gruppe junger Menschen, um über Herkunft und Identität zu reflektieren. Der Workshop mit dem Titel „Heimat. Ich. Zukunft“ wurde von Kulturmanagerinnen aus Oppeln und Allenstein gemeinsam geplant und organisiert. Ziel war es, dass die Teilnehmenden in zwei Tagen eine Ausstellung zum Thema erstellen. Das Resultat wird demnächst in Allenstein und danach in Oppeln zu sehen sein.
Was sehe ich, wenn ich in den Spiegel blicke? Wie hängen Herkunft und Identität zusammen? Über diese und ähnliche Fragen haben sich am Wochenende junge Menschen im Dokumentations- und Ausstellungszentrum der Deutschen in Polen (DAZ) in Oppeln Gedanken gemacht. Der Workshop trug den Titel „Heimat. Ich. Zukunft“. Diese drei Begriffe umreißen den Themenbereich, um den es ging und dienten gleichzeitig als strukturierendes Element.
Organisiert wurde die Veranstaltung von Iga Nowicz, ifa-Kulturmanagerin beim DAZ und Chantal Stannik, die beim Verband der deutschen Gesellschaft in Ermland und Masuren ebenfalls als ifa-Kulturmanagerin arbeitet. Wie Iga Nowicz ausführt, hatten sie bewusst junge Erwachsene als Zielgruppe ausgewählt: „Für uns war es wichtig, ein Angebot für junge Menschen zu schaffen, also junge Erwachsene. Kulturelle Einrichtungen haben normalerweise Schwierigkeiten, genau diese Zielgruppe zu erreichen.“
„Für uns war es wichtig, ein Angebot für junge Menschen zu schaffen, also junge Erwachsene. Kulturelle Einrichtungen haben normalerweise Schwierigkeiten, genau diese Zielgruppe zu erreichen.“
Iga Nowicz, ifa-Kulturmanagerin im DAZ
Insgesamt eineinhalb Tage setzten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit dem Themenbereich auseinander. Dabei wurde schon auch mal lebhaft diskutiert. Einige waren dafür aus Allenstein angereist. So auch Magdalena Bialecka und Patrik Valouch. Magdalena, die in Allenstein den Chor der deutschen Minderheit leitet, beschreibt den Workshop als Prozess, der ihr neue Perspektiven eröffnet hat: „Ich habe viel durch die Kunst gelernt. Als ich dieses Kunstwerk schaffen musste, habe ich entdeckt, wie mich die verschiedenen Artikel der Presse inspirieren – welche Bilder ich im Kopf habe. Und ich habe entdeckt, dass es alles nicht so einfach ist. Auch wenn wir in Europa, in der Welt leben, dann ist das alles nicht so einfach, dass wir eine Nationalität, eine Identität haben.“
Input und Output
Der Workshop setzte sich aus verschiedenen theoretischen und praktischen Modulen zusammen. Den Einstieg gestaltete die Trainerin für interkulturellen Dialog, Zlata Savchenko, mit einem Modul zum „Thema Identität, Herkunft und Migration“. Dieser erste Block diente auch dazu, dass sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kennenlernen. Magdalena Bialecka, sagt, sie hätte sogar über ihre Freunde, die auch am Workshop teilgenommen haben, Neues erfahren: „Ich habe neue Perspektiven entdeckt. Es war interessant, zu hören, was meine Freunde über die Zukunft denken.“
Gesteigertes Verständnis für andere und für sich selbst durch eine Auseinandersetzung mit Biografien und Zukunftsplänen anderer kann auch als eines der Resultate des Workshops verstanden werden. Wie Chantal Stannik ausführt, konnte auch Interesse an der Kultur der deutschen Minderheit in Polen geweckt werden: „Viele waren das erste Mal in Oppeln und haben auch gesagt, sie wollen jetzt häufiger Projekte der deutschen Minderheit besuchen.“ Zum theoretischen Teil des Workshops gehörte denn auch ein gemeinsamer Besuch der Dauerausstellung des DAZ. „Das war uns auch wichtig, dass dieser Bezug zu der hiesigen Ausstellung entsteht“, betont Iga Nowicz.
Das Herzstück der Ausstellung bildet eine Reihe von Collagen. Jede Collage enthält mindestens ein Spiegel.Foto: M.O.
Aber bereits am Freitag ging es dann darum, die Reflexion in eine Ausstellung umzuwandeln. Anregungen und Unterstützung in diesem Prozess leistete Magda Wolnicka, die in der Galerie für zeitgenössische Kunst in Oppeln tätig ist.
Chantal Stannik zeigte sich hocherfreut über das Engagement, mit welchem sich die Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer den kreativen Prozess zu eigen machten: „Als es darum ging, diese Collagen zu erstellen und auch später die Ausstellung zu konzipieren, haben sie uns gar nicht mehr gebraucht.“ Die große Gestaltungsfreiheit wurde von den Teilnehmenden geschätzt, brachte aber auch Herausforderungen mit sich. So sprach etwa Patrik Valouch auch davon, dass es ihn anfangs Überwindung gekostet hätte: „Schließlich wurden wir ganz an uns überlassen, wie wir damit umgehen, also mit diesen ganzen Materialien. Am Anfang musste ich mich ein bisschen überwinden, um da einzusteigen und auch diese künstlerischen Impulse wahrzunehmen. Aber dann ging es eigentlich recht flott und ganz ungezwungen. Und ich war dann selbst über die Resultate erstaunt.“
Das Herzstück der Ausstellung bildet eine Reihe von Collagen. Jede Collage enthält mindestens ein Spiegel.Foto: M.O.
Kursleiterin Magda Wolnicka stand mit Rat und Tat zur Seite, insbesondre auch, als es darum ging, die Collagen und Bilder zu einer Ausstellung zusammenzufügen. Aber auch über die Anordnung der Werke im Raum diskutierten die Teilnehmenden lebhaft. Magda Wolnicka erklärte auch, dass im Normalfall eine Ausstellung über Monate hinweg geplant und konzipiert wird. Die Teilnehmenden waren sich also auch bewusst, dass die Zeit sehr knapp berechnet war. Dennoch hingen und standen die Werke am Ende des Workshops alle an ihrem Ort.
Eine dreiteilige Ausstellung
Entsprechend dem Titel des Workshops besteht die Ausstellung aus drei Teilen. In je einem Bereich sind die Werke zu „Heimat“, „ich“ und zu „Zukunft“ zu sehen. Der erste Begriff wird über eine Serie von Fotos konkretisiert. Es sind Augen, Nasen oder Fingern oder Ausschnitte davon zu sehen. Die Organisatorin Iga Nowicz erklärt, wie es zu dieser Idee kam: „Magda hat Heimat ein bisschen anders interpretiert, nicht wirklich als einen Ort, aber als Körperteile. Und so musste jeder von uns erzählen, was er oder sie geerbt hatte. Also die Idee von Heimat oder Herkunft als Erbschaft, als eine Sache, die sich in dem Körper manifestiert.“
Am Ende des Workshops besichtigten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre Ausstellung bei einer Probe-Vernissage.Foto: M.O.
Das Herzstück der Ausstellung bildet eine Serie von Collagen, in denen sich die Teilnehmenden individuell ausdrücken konnten. Auf weißem oder buntem Hintergrund sind Bilder, Illustrationen, aber auch Wörter und Satzteile angeordnet. Und in jede Collagen ist ein Spiegel eingebaut. Dieses fügt den Bildern ein variables Moment hinzu. Je nach Betrachtungswinkel sieht man sich selbst, andere Besucher oder Teile von weiteren Collagen.
Die Auseinandersetzung mit sich selbst spielt auch im dritten Teil der Ausstellung, der Station „Zukunft“ eine zentrale Rolle. Der Spiegel ist hier gar das zentrale Element. Denn auf einem solchen wurde ein Gruppenfoto der Workshopteilnehmerinnen und -teilnehmer angebracht. Zum einen können sich Betrachter so als Teil der Gruppe sehen, zum anderen bildet das Gruppenfoto auch einen Verweis auf die Dauerausstellung des Hauses, wie Iga Nowicz erklärt: „Das Bild ist auch inspiriert von der Ausstellung am DAZ, weil hier in der Ausstellung auch Fotos von unterschiedlichen Gruppen gezeigt werden, von der deutschen Minderheit in der Zwischenkriegszeit zum Beispiel.“
Ausstellung auf Reisen
Am Sonntag kurz vor Mittag begrüßte die Workshopleiterin die Teilnehmenden, die nun kurz in die Rolle von Besucherinnen und Besuchern schlüpften, zur Probe-Vernissage. Eine Probe-Vernissage war es deshalb, weil es noch zwei weitere Vernissagen geben wird. Aus organisatorischen Gründen kann die Ausstellung erst 2026 im DAZ gezeigt werden. Sie wird aber bereits im November in Allenstein zu sehen sein. Magdalena Bialecka und Patrik Patrik Valouch werden dort beim Aufbau wieder dabei sein. Und für Magdalena Bialecka ist der Gestaltungsprozess auch noch nicht abgeschlossen: „Wir werden vielleicht noch etwas ergänzen“, sagt sie. „Wir sehen jetzt die Gesamtheit. Jetzt wissen wir, was fehlt.“









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