Uneinigkeit trotz verbesserter Ausgangslage
Dem Oberschlesischen Landesmuseum in Nordrhein-Westfalen droht seit einem Beschluss des Vorstandes der Stiftung Haus Oberschlesien die Schließung. Anders als der Vorstand möchte der Stiftungsrat, dass das Museum am aktuellen Standort bestehen bleibt. Nun fordert er einen runden Tisch zur Zukunft des Museums.
Die Situation des Oberschlesischen Landesmuseums in Ratingen-Hösel hat sich erneut geändert. Gemäß einer Mitteilung des Oberschlesische Landesmuseum erscheint die Prognose für einen Weiterbetrieb des Museums positiver als noch zuvor. Es gibt jedoch Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Vorstand der Stiftung Haus Oberschlesien und dem Stiftungsrat.
„Die Debatte hat inzwischen eine polarisierende Wirkung bis weit in die Öffentlichkeit in Deutschland und Polen entfaltet, die nun in sachlichere Bahnen gelenkt werden muss.“ Stiftungsrat Stiftung Haus Oberschlesien
Der Stiftungsrat hatte am 14. Juli und erneut am 25. September dieses Jahres beschlossen, den Betrieb des Museums einzustellen. Er begründete dies mit einer nicht gesicherten Finanzierung. Der Stiftungsrat zeigte sich damals offen, die Entscheidung zu überdenken, wenn sich die finanziellen Aussichten für den Betrieb der Kulturinstitution verändern. Dies scheint indessen der Fall zu sein.
Veränderte Ausgangslage
Die Ankündigung der Schließung des Oberschlesischen Landesmuseums löste zahlreiche Proteste aus, unter anderem auch vom VdG – das Neue Wochenblatt berichtete. Auf Bundesebene setzten sich deutsche Politiker vertieft mit der Zukunft des Oberschlesischen Landesmuseums auseinander. Aus diesen Bestrebungen und neuen Konzepten auf operativer Ebene ergibt sich nun eine neue Situation, wie das Oberschlesische Landesmuseum in seiner Mitteilung schreibt: „Durch den Besuch und die Gespräche mit MdB Klaus-Peter Willsch und seiner Delegation am 18. August 2025 sowie durch die Vorlage des Konzepts zur Neugestaltung der Dauerausstellung hat sich eine neue Lage ergeben, die den Beschluss des Vorstandes obsolet macht. Es besteht nun die reale Chance, dass das Oberschlesische Landesmuseum wieder eine Bundesförderung erhält.“
Auch der Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Bernd Fabritius, setzte sich für einen Erhalt des Museums ein. Er besuchte das Haus am 11. September.
Stiftungsrat kritisiert Stiftungsvorstand
Aufgrund der veränderten Ausgangslage beanstandete der Stiftungsrat, der aus Experten aus Wissenschaft, Politik und Kultur besteht, den Beschluss des Stiftungsvorstandes. Zusätzlich zu den besseren Finanzierungsprognosen, hatte sich auch die Einschätzung des Sanierungsbedarfs der Immobilien gerändert. Der Stiftungsrat konnte nun davon ausgehen, dass Museums- und Stiftungsgebäude kurz- oder mittelfristig nicht saniert werden müssen. Aus diesen Gründen votierte der Stiftungsrat dafür, den Museumsbetrieb am aktuellen Standort fortzuführen. Er verwarf auch die Option eines Umzugs der Sammlung ins Ruhr Museum. Im Vorfeld hatten Vertreter des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft der Landesregierung Nordrhein-Westfalen wiederholt klargemacht, dass eine Finanzierung nicht an einen Umzug gebunden sei.
Stiftungsrat und Stiftungsvorstand des Haus Oberschlesien sind sich uneins, was die Zukunft des Oberschlesischen Museums angeht.Foto: Oberschlesisches Landesmuseum
Ungeachtet des Standpunktes des Stiftungsrates beschloss der Stiftungsvorstand am 25. September erneut, den Betrieb einzustellen, falls keine Bundesmittel zur Erneuerung der Dauerausstellung verbindlich zugesagt würden. Auch dieser Beschluss des Stiftungsvorstands wurde vom Stiftungsrat in einer folgenden Sitzung, am 22. Oktober, beanstandet.
Ein runder Tisch soll Klarheit schaffen
Der Stiftungsrat forderte bei dieser Sitzung auch, dass ein runder Tisch über die Zukunft des Landesmuseums ins Leben gerufen werde. Der Stiftungsrat schlägt vor, dass neben Vertreterinnen und Vertretern des Landes Nordrhein-Westfalen auch der Parlamentarische Staatssekretär Christoph de Vries (BMI) und der Bundesbeauftragter Bernd Fabritius teilnehmen sollen.
In diesem Format, einer internen Dialogveranstaltung, könnte eine einvernehmliche Lösung gefunden werden, hofft der Stiftungsrat. Eine Versachlichung der Diskussion sei notwendig, schreibt er: „Die Debatte hat inzwischen eine polarisierende Wirkung bis weit in die Öffentlichkeit in Deutschland und Polen entfaltet, die nun in sachlichere Bahnen gelenkt werden muss.“ Ziel müsse es sein, eine Lösung zu finden, die der Stiftungsvorstand, der Stiftungsrat und die beteiligten Politikerinnen und Politiker „guten Gewissens“ gegenüber der Öffentlichkeit vertreten könnten.














